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Salut la zone! Mensch, da hat man in der Schule Französisch gepaukt, freut sich auf einen schönen Aufenthalt in Frankreich und nette Unterhaltungen, und kaum angekommen erfolgt schon die Ernüchterung: Die französische Umgangssprache, besonders unter Jugendlichen, ist mit der Basis von reinem Schulfranzösisch kaum zu verstehen.
Dieses Problem löst der Kauderwelsch-Slangführer vom Reise Know-How Verlag. Auf 128 Seiten erklärt der Autor Hermann Kayser Begriffe aus dem täglichen Leben, die in der Regel nicht in Wörterbüchern stehen, aber einen wesentlichen Bestandteil der französischen Alltagskultur darstellen. Einem Ausländer, der diese Sprachebene beherrscht, kann es passieren, dass ihm jemand anerkennend auf die Schulter klopft und ihn mit den Worten lobt: "Du sprichst wirklich Französisch wie ein Franzose." Vielleicht folgt dann noch: "Cest vachement cool!"
Slang-Begriffe sind im normalen Alltag auf der Straße anzutreffen und im lockeren Gespräch in der Kneipe bei einem Glas Bier, aber sie machen auch vor ernsten Bereichen nicht halt. So warb zum Beispiel eine französische Bank in einem Fernsehspot mit dem Spruch: "Lautre jour il y a une de ces cigotes, qui entre chez moi. Sa bécane était nase et il voulait du blé." Für den, der jetzt nur "Bahnhof" verstanden hat, hier die Übersetzung: "Neulich gabs da einen von diesen komischen Typen, der zu mir reinkam. Seine Mühle (Moped) war kaputt, und er wollte Kohle."
Hermann Kayser wählt in seinem Kauderwelsch-Slangführer Französisch eine thematische Anordnung der Begriffe, auf die am Ende eine alphabetische Wörterliste zur schnellen Suche folgt. So kann sich der Leser beispielsweise durch die Kapitel "Faire la bringue - Nachts in der großen Stadt", "Pipi - caca - Toilette & Co.", "Salut la zone - Begrüßung" oder "Ça va barder! - Streit & Anmache" arbeiten und wird bei vielen lustigen Redewendungen immer wieder schmunzeln.
Aus dem englischen "Rocker" wird in der französischen Aussprache ein "rokör", "changer leau du poisson", also "das Wasser im Aquarium wechseln" sagen Franzosen für "urinieren", und in der Umgangssprache existieren neben Anglizismen wie "le partnering" auch deutsche Lehnwörter, etwa "le waldsterben" oder "anschlusser".
Eine besonders interessante Entwicklung, die Kayser in seinem Büchlein vorstellt, ist das so genannte "verlan". Diese Form der Umgangssprache existiert in Frankreich schon seit vielen Jahren und ähnelt einem Geheimcode. Silben verschiedener Wörter werden vertauscht oder verdreht, so dass aus "voiture" (Auto) "turvoi" oder aus "mère" (Mutter) "reme" werden. Auch wenn diese Sprache nicht von allen Franzosen verstanden wird, ruft das Wissen und Verwenden dieser Ausdrücke freudiges Erstaunen beim Gesprächspartner und das bereits erwähnte Schulterklopfen hervor.
Das exakte Übersetzen vieler französischer Ausdrücke ist nicht immer möglich. Die deutsche Entsprechung resultiert aus einer subjektiven Auswahl des Autors, die jedoch durch kompetente Deutsche und Franzosen bestätigt beziehungsweise korrigiert wurde. Besonders vulgäre Begriffe wurden von Kayser mit einem Sternchen gekennzeichnet. Hierzu folgt auch die Belehrung, dass der Leser mit der Verwendung vorsichtig sein sollte, aber zumindest das Recht hat, zu erfahren, "was ihm ein freundlicher Franzose da unter Umständen scheinheilig lächelnd an den Kopf wirft."
Insgesamt ist das Buch eine wahre Fundgrube für Sprachinteressierte, "die nicht nur verstanden werden möchten, sondern auch verstehen wollen, was Sache ist." Voraussetzung für die Nutzung des Kauderwelsch-Slangführers sind jedoch bereits solide Französischkenntnisse.
"Die wahre Vielfalt einer Sprache liegt im lebendigen Mischmasch von Hochsprache, Umgangssprache und Slang. In diesem bunten Mix spiegeln sich Lebensart, Lebensgefühl und Lebensphilosophie der Menschen vor Ort." Wer sich in dieser Aussage bestätigt fühlt, für den ist der Kauderwelsch-Slangführer Französisch genau das Richtige. "Ça roule."