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Berlin, mitten im Kalten Krieg und unmittelbar vor dem Bau der Mauer: Alec Leamas, der in Berlin die Aktivitäten des britischen Geheimdienstes koordiniert, erwartet am Checkpoint Charlie den letzten ihm verbliebenen Ostberliner Agenten. Dieser wird jedoch vor seinen Augen erschossen. Leamas wird nach London zurückbeordert; er soll scheinbar die Seiten wechseln und sich von der Stasi kaufen lassen. So inszeniert der britische Geheimdienst gekonnt Leamas' Degradierung und seinen raschen, totalen Verfall bis hin zum Alkoholismus.
Der offensichtlich gescheiterte Agent verliebt sich in Liz, eine junge Angestellte in der unbedeutenden Bibliothek, in der er nun arbeitet. Liz ist Mitglied der kommunistischen Partei, was für die Liebe der beiden jedoch keine wesentliche Rolle spielt.
Als der DDR-Geheimdienst sich Leamas' bemächtigt, spielt dieser zunächst einwandfrei die Rolle des Doppelagenten, gerät jedoch in einen existenziellen Machtkampf zwischen seinem ehemaligen Hauptwidersacher in der Stasi und einem von dessen Mitarbeitern. Es stellt sich nicht nur heraus, dass er nicht der einzige Doppelagent in diesem Ränkespiel ist, sondern auch, dass Liz in die DDR gelotst wurde, weil diese Liebesgeschichte sich perfekt eignet, Leamas' Glaubwürdigkeit zu untergraben. Leamas durchschaut nun das perfide Spiel und sieht sich in der Verantwortung, die junge, hilflose, völlig überforderte Frau zu retten.
John Le Carrés berühmter Spionagethriller gilt als eines der besten literarischen Zeugnisse des Kalten Krieges. Er zeigt sehr intensiv auf, wie Menschen, die zwischen die Fronten geraten, unerbittlich und brutal aufgerieben werden, wie vergangene Verdienste in dem Augenblick nichts mehr gelten, in dem eine Person unnütz geworden ist, vielleicht sogar eine Gefahr darstellt: Womöglich, weil sich ein Agent, der nur die Kälte des Spionagegeschäfts kennengelernt hat und an seinen "Erfrierungen" leidet, verliebt.
Vor rund fünfzig Jahren entstanden, präsentiert sich der Thriller nicht nur als ein beeindruckendes Zeitzeugnis - der Showdown findet an der neu errichteten Berliner Mauer statt -, sondern er besitzt auch eine fast verstörende Zeitlosigkeit, ahnt der das politische Geschehen verfolgende Bürger doch, dass Geheimdienste auch heute nicht viel anders operieren und Menschen für sie lediglich Figuren in einem Schachspiel sind. Die Lektüre lohnt sich somit allemal - und dank dem Sprecher Matthias Brandt auch die Hörbuchfassung.
Brandt, ein sehr vielseitiger Sprecher, versteht es ausgezeichnet, die düster-melancholische Stimmung zu vermitteln, die dem Roman zugrunde liegt und sich je nach Szene bisweilen geradezu greifen lässt. Auch fühlt er sich sehr gut in die unterschiedlichen Charaktere ein und verleiht ihnen Individualität. So kann er die Spannung über die sechs CDs dieser ungekürzten Fassung halten, ohne je manieriert zu wirken. Freilich, und hierfür kann der Sprecher natürlich nichts, ist der Roman recht komplex gestaltet, und manchmal wünscht sich der Hörer womöglich, wie in einer Printausgabe ein wenig zurückblättern zu können, um sich die ein oder andere für das spätere Verständnis wesentliche Szene nochmals zu vergegenwärtigen.
Geliefert werden die CDs in einer leporelloartigen Kartonhülle; die CDs sind in die einzelnen Fächer gesteckt, auf denen sich etliche Informationen unter anderem zu Autor und Sprecher finden.
Eine sehr empfehlenswerte Hörbuch-Edition des Klassikers!
Eine Hörprobe wird auf der
Verlagsseite zum Buch angeboten.