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Nachdem mit den vorherigen Staffeln Dexters Familie gekonnt aus dem Fokus geschoben wurde, Rita wurde von Trinity ermordet, Astor und Cody sind nun permanent bei den Großeltern "ausgelagert", kann sich Dexter um seine zwei Leidenschaften kümmern: seinen Sohn Harrison und das Ausleben seiner Triebe. Die sechste Staffel steht ganz im Zeichen der Religion. Dexter ist verunsichert, hinterfragt den Sinn und den Glauben und das nicht nur für seinen Sohn, sondern auch für sich selbst. Dass die Antagonisten der Staffel, die "Doomsday-Killer" (DDK), religiöse Fanatiker sind, die die Welt zerstören wollen, liegt da auf der Hand. Während DDK ihre grausamen Morde als Tableaus arrangieren und mit viel biblischer Symbolik versehen, haben die Protagonisten volles Programm: personelle Veränderungen im Dezernat, private Entscheidung, Beziehungen ... und über all dem immer wieder Mord.
Die sechste Staffel von Dexter nimmt sich inhaltlich merklich zurück, nachdem die Handlungen der vierten (Trinity) und fünften Staffel (Lumens Rache) unheimlich spannend und packend waren. Das Cover deutet in doppelter Weise auf den bevorstehenden Inhalt hin: Dexter als Blutengel, mordendend wie eh und je und die (fehlgeleiteten) gläubigen Antagonisten. Die religiöse Komponente zieht sich als zentrales Element - auch bei den Einzelmorden von Dexter - durch alle zwölf Folgen und wirkt bei Dexter, der sonst so kühl, berechnend und auch oft einfach nur desinteressiert ist, fehl am Platz. Für sich und sein Leben braucht Dexter keine Religion, da ihm seine Blutplättchen-Trophäen, Harrison und Debra vollkommen genügen.
Die Handlung verläuft nach dem gewohnten Schema. Ein neuer, wirklich widerwärtiger Killer taucht auf und richtet seine Opfer so her, dass damit die letzten Tage der Erde angezählt werden sollen, ganz nach biblischem Vorbild. Während sich das Dezernat bemüht, die "Doomsday-Killer" aufzuspüren, wird die Arbeit durch mehrere Faktoren immer wieder erschwert. Wie bereits in der vorherigen Staffel anklang ist LaGuerta nun Captain und die freie Stelle als Lieutenant wurde neu besetzt, was durchaus für Wirbel sorgt. Intrigen, Gehässigkeit, neue Mitarbeiter und alte Fehden werden zwischendurch immer wieder in den Fokus gestellt und auch die Liebe ist ein zentrales Element in dieser Staffel. Masukas Praktikanten sorgen für kurzweilige Unterhaltung und viele humorvolle Stellen. Nicht zu vergessen sind natürlich Dexters nächtliche Ausflüge. Da die "Reste" seiner Familie, Astor und Cody, derzeit vollkommen aus der Storyline gewischt wurden und Harrison von Batistas Schwester - wo auch immer die nun herkommt - quasi rund um die Uhr und jederzeit betreut werden kann, hat Dexter wieder die Freiheit, zu kommen und gehen wann immer er will.
Dies nutzt Dexter auch aus, allerdings deutlich anders als früher. Die lange Planung der Taten, die Kill-Rooms, die Rituale, alles ist etwas verschoben und variiert. Sein steter und imaginärer Begleiter Harry unterstützt Dexter, aber auch Brian Moser spielt in seinen Gedanken wieder eine größere Rolle. Seine Taten werden emotionaler, spontaner und das Ritual an sich verliert an Bedeutung. Dexters Charakterzüge oder seine Denkweise, wie auch seine Verhaltensweise beginnen sich zu verändern. Gegenüber seinem Team zeigt diese Wandlung spürbare Auswirkungen. Seit jeher arbeitet Dexter gegen das restliche Dezernat. Die Täter sollen auf seinem Tisch die Augen schließen und es ist sein Vorrecht sie zu bestrafen. Er verdrängt diese egoistische Einstellung und rettet damit Leben. Ist Dexter doch nicht so kalt, wie er es gerne wäre?
Es bietet sich ein bunt gemischtes Bild von starken und schwachen Einfällen und Nebenhandlungen. Batistas Schwester, die aus dem Nirgendwo auftaucht, das völlige Ausblenden von Ritas Kindern (einen Gastauftritt haben die beiden, Dexter hat sie aber eigentlich schon vergessen) oder ein kurzes Sexabenteuer als Mittel zum Zweck von Dexter wirken fehl am Platz, werden aber durch witzige oder gute Szenen wieder relativiert. Insbesondere die Praktikanten haben (hoffentlich) noch eine Zukunft in der nächsten Staffel, denn da liegt noch Potential. Dexter hingegen wagt sich in dieser Staffel sehr weit hinaus, lässt seine Deckung und Tarnung oft vollkommen außer Acht, zum Beispiel durch aufgezeichnete Botschaften an DDK oder unmögliche Situationen, die er dem Dezernat oder Debra so nicht erklären kann. Auch die Therapiesitzungen von Debra sind mehr als merkwürdig, gerade auch in der Beziehung zu Dexter. Allerdings sind diese Aspekte wichtig für die weitere Handlung, auch wenn sie ungewöhnlich erscheinen. Stark gemacht ist hingegen der Regress auf die Trinity-Morde, der das Erlebte noch einmal aufgreift und vertieft.
Neben der bekannten Besetzung im Dezernat wird das Team durch einen neuen Detective, Mike Anderson (Billy Brown), unterstützt. Dexters Gegenspieler James Gellar wird von Edward James Olmos gespielt und Colin Hanks, Sohn von Tom Hanks, übernimmt die Rolle von Gallars "Jünger" Travis Marshall. Beide kommen nicht an die Leistungen von Jonny Lee Miller (Jordan Chase, Staffel 5) und insbesondere John Lithgow als Arthur Mitchell (Trinity, Staffel 4) heran, bieten aber eine solide, aber eben nicht begeisternde Performance.
Technisch ist die Blu-ray gelungen: Das Bild ist klar, der Sound ist super und auf den jeweiligen Discs ist auch noch Bonusmaterial vorhanden. Geboten werden Interviews und Specials zu den Gastschauspielern, Einblicke hinter die Kulissen und einiges mehr.
Kurzum: Die sechste Staffel von Dexter ist in Ordnung, lässt aber die Folgen übergreifende Spannung vermissen. Insbesondere die Religion im Vordergrund passt nur bedingt zum Hauptcharakter und die Handlung arbeitet konsequent auf den Wendepunkt in der Geschichte hin, danach ist es nur noch eine offene Jagd. Highlight dieser Staffel ist der Cliffhanger der letzten Folge, der hier natürlich nicht verraten wird.