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Achtung, der folgende Text enthält Spoiler für die beiden vorangegangenen Teile der Helen-Trilogie ("
Fever – Schatten der Vergangenheit" und "
Revenge - Eiskalte Täuschung").
Wie gewonnen, so zerronnen: Diese Erfahrung muss Special Agent Pendergast auf ganz besonders böse Art machen. Eben erst hat er seine tot geglaubte Frau Helen nach vielen Jahren der Ungewissheit für wenige Minuten wiedergesehen, nun wurde sie vor seinen Augen entführt. Judson Esterhazy ist tot, Helen verschwunden, Pendergast schwer verletzt. Doch der FBI-Agent wäre nicht er selbst, wenn er nicht sofort und mit aller Macht versuchen würde, seine Frau aus den Fängen des Nazi-Bundes zu befreien. Er beginnt eigenmächtig zu ermitteln - und muss bald schmerzhaft erfahren, dass das Leben noch weitaus schlimmere Schicksalsschläge für ihn bereithält. Tatsächlich bringt die neuste Entwicklung der Ereignisse Pendergast an den Rand des Wahnsinns und lässt ihn allen Lebenswillen verlieren.
Sein langjähriger Freund Vincent D'Agosta von der New Yorker Polizei will nicht hilflos mit ansehen, wie Pendergast sich kampflos der Dunkelheit hingibt. Daher lockt er den FBI-Agenten mit einem neuen, spektakulären Fall: In New York geht ein brutaler Serienmörder um, der seine Opfer stets in Hotels zur Strecke bringt und noch vor Ort die Leichen mit grausiger Präzision zerstückelt. Tatsächlich lässt Pendergast sich dazu überreden, einen Blick auf einen der Tatorte zu werfen. Doch Vincent D'Agosta ahnt nicht, dass dieser neue Fall zu weiteren unglaublichen Verwicklungen führen soll, die auch mit Helen zu tun haben ...
"Grab des Schreckens", der neueste Roman von Douglas Preston und Lincoln Child, in dem der höchst eigenwillige FBI-Agent Aloysius Pendergast die Hauptrolle spielt, schließt die
Helen-Trilogie furios ab (damit handelt es sich um den dritten und letzten Band der "Helen"-Reihe; innerhalb der Pendergast-Romane ist "Fear" Band 12). Die Handlung setzt unmittelbar dort an, wo der letzte Band "Revenge" mit einem fiesen Cliffhanger endete. Die beiden Autoren zeigen erneut, dass sie auch nicht vor drastischen Schritten zurückschrecken, um der Geschichte neuen Schwung zu geben und alles in einem anderen Licht erscheinen zu lassen als bisher. Tatsächlich muss Pendergast in diesem Band nicht nur einen bösen Schock hinnehmen, sondern auch eine zweite, für ihn und auch den Leser geradezu unfassbare Entwicklung der Geschehnisse. Die Handlung beginnt in New York und endet spektakulär im undurchdringlichen Urwald von Brasilien, wo Pendergast eine Reise in sein ganz eigenes Herz der Finsternis macht.
Neben dem Hauptstrang werfen Preston und Child in mehreren Nebensträngen einen Blick auf die anderen Figuren um Pendergast: Die Studentin Corrie Swanson muss aufgrund ihrer Begegnung mit dem Nazi-Bund die Flucht antreten und gerät bald in Lebensgefahr. Der Psychologe Dr. John Felder ist immer noch dem Geheimnis von Constance Green auf der Spur und muss sich eingestehen, dass er sich rettungslos in die junge Frau verliebt hat. Um ein für alle Mal die Frage zu beantworten, ob Constance wirklich aus dem 19. Jahrhundert stammt, begibt Felder sich ebenfalls in größte Gefahr.
All dies liest sich höchst spannend, doch natürlich ist Pendergast selbst die Kraft, die den gesamten Roman und die komplexe Trilogie trägt. Erneut ist der FBI-Agent geradezu übermenschlich in seinen Fähigkeiten. Das führt zu zahlreichen Ereignissen, die nicht unbedingt glaubwürdig oder realistisch sind - wahrscheinlich könnte man das gesamte Magazin eines Maschinengewehrs auf Pendergast abfeuern und er würde trotzdem aufstehen und weiter ermitteln, ohne dabei seine Teezeremonie zu versäumen. Dennoch handelt es sich um eine der bemerkenswertesten - und definitiv auch beliebtesten - Charaktere, die in diesem Genre je erfunden wurden. Trotz seiner zahlreichen Talente wird Pendergast dem Leser nämlich niemals lästig, ganz im Gegenteil, man giert immerzu nach mehr. Und trotz seiner unterkühlten Art war der bleiche FBI-Agent mit dem ausgeprägten Südstaaten-Akzent und dem schwindelerregenden IQ nie menschlicher als in der Helen-Trilogie, in der er seinen ganz persönlichen Rachefeldzug in die Tat umsetzt. Insofern ist "Grab des Schreckens" ein wirklich toller Abschluss der Reihe um Helen und den Nazi-Bund: spannend, drastisch, brutal und voller Überraschungen.
Eine Leseprobe gibt es hier auf der Verlags-Website.