Die Materie ist ein klassisches Thema der Philosophie, so alt wie das Philosophieren selbst. Seit der griechischen Antike beschäftigt Denker was die Materie ist, wie sie beschaffen ist und in welchem Verhältnis sie zu Form, Geist oder Denken steht. Hania Siebenpfeiffer, Martina Wagner-Egelhaaf und Sigrid G. Köhler haben Texte aus der westlichen Philosophiegeschichte zusammengetragen und in einem Sammelband vereinigt.

Das 540-seitige Buch "Materie" umfasst circa 60 Textausschnitte von namhaften Philosophen aller Epochen. Es ist in drei Abschnitte gegliedert. Der erste versammelt Texte, die sich mit der Frage beschäftigen, inwiefern die Materie selbst produktiv ist oder nur als passiv und empfänglich auffassbar sei. Im zweiten Abschnitt wird die Beschaffenheit der Materie untersucht, also ihre Struktur. Im dritten Teil schließlich geht es um Denken und Materie.

Eingeleitet wird das Buch durch eine kurze historische Einleitung der Herausgeberinnen. Jeder Abschnitt beginnt mit einer knappen Einführung, die die folgenden Textauszüge vorstellt.

"Materie" von Hania Siebenpfeiffer, Martina Wagner-Egelhaaf und Sigrid G. Köhler ist ein sehr gelungener und interessanter Sammelband, der sowohl professionellen Philosophen als auch Studenten und interessieren Wissenschaftlern anderer Disziplinen sicher einige interessante Einsichten liefert.

Sowohl die Auswahl der Texte als auch ihre systematische Anordnung nach Produktivität, Beschaffenheit und Verhältnis zum Denken geben einen guten Einblick in die philosophie- und wissenschaftsgeschichtliche Entwicklung des Verständnisses der Materie. Durch die knappen Einführungen zu Beginn jedes Abschnittes ist eine schnelle Orientierung für diejenigen möglich, die ein spezielles Interesse an dem Thema mitbringen.

So stellt das Buch also für alle Interessierten eine großartige Fundgrube dar. Für Leser ohne Vorwissen bietet es allerdings wenig. Ein Glossar gibt es leider nicht. Die Einführungen der Herausgeberinnen bewegen sich inhaltlich auf einem ähnlich hohen Niveau wie viele der ausgewählten Textabschnitte. Wer also kein Vorwissen mitbringt, sollte sich erst mal anderweitig um eine Einführung bemühen, bevor er sich an dieses Buch wagt.

Fazit: eine gut ausgewählte und systematisch sinnvoll geordnete Zusammenstellung klassischer und aktueller Texte, die aber einiges an Vorwissen vom Leser verlangt.

Eine Leseprobe gibt es auf der Verlagswebsite.