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Am 13. August jährt sich der Tod von August Bebel zum hundertsten Mal. Aus diesem Anlass ist nun im Züricher Rotpunktverlag eine Biografie zu dieser Schlüsselfigur der deutschen Arbeiterbewegung erschienen.
Verfasst wurde diese von Jürgen Schmidt, der gerade im Rahmen seiner Mitgliedschaft im geisteswissenschaftlichen Kolleg "Arbeit und Lebenslauf in globalgeschichtlicher Perspektive" an einer Monografie zur deutschen Arbeiterbewegung arbeitet.
Über weite Strecken folgt Jürgen Schmidts Biografie dabei ganz klassisch den chronologischen Lebensstationen August Bebels, welche in sieben Kapiteln dargelegt werden. Immer wieder wird diese Grundstruktur jedoch durch thematische Schwerpunktsetzungen aufgebrochen. Am deutlichsten wird dies beispielsweise im Kapitel "Familie, Freundschaft und Alltag", in welchem der Privatmensch August Bebel im Fokus steht. Hinzu kommt ein abschließendes Kapitel, das sich dem Heldenstatus August Bebels innerhalb der Arbeiterschaft annimmt. Eingerahmt wird das Buch außerdem durch eine Einleitung und durch einen kurzen Epilog. Zusätzlich findet der Leser am Ende des Buches eine Zeittafel sowie Kurzporträts von bedeutenden Personen, welche mit Bebel in Kontakt standen.
Im Gegensatz zu vielen anderen Biografien beschränkt sich die vorliegende Biografie nicht auf eine stupide Darlegung von Fakten. Jürgen Schmidt schafft es vielmehr, das Leben August Bebels in eine kohärente Struktur zu fügen. Zudem bringt der Autor mit seinem Blick für das Wesentliche (zum Beispiel die Wandlung Bebels vom Liberalen zum Sozialisten) und dem Sinn für klare Thesen ("Der Erfolg der Partei war für Bebel ein Lebenselixier.") die zentralen Entwicklungen immer wieder äußerst prägnant auf den Punkt, was gepaart mit einer versierten Wortwahl (Jürgen Schmidt spricht beispielsweise im Zusammenhang mit Bebels Haltung zum Wahlrecht von einer "politische Gretchenfrage") einen unerwartet hohen Lesegenuss verspricht.
Hervorragend eingearbeitet sind weiterhin die zahlreichen Zitate, welche den Lesefluss in keinster Weise stören. Im Gegenteil: Die einzelnen Bausteine der Biografie fügen sich sehr gut ineinander, sodass den Leser ein in sich geschlossenes Werk erwartet. Erfreulicherweise kommen hierbei neben August Bebel die unterschiedlichsten Weggefährten zu Wort, was eine multiperspektivische Sichtweise garantiert.
Zielgruppe des Buches sind sicherlich nicht nur Akademiker, die einen ausführlichen Anmerkungsapparat sowie ein umfangreiches Literaturverzeichnis vorfinden, sondern auch geschichtlich interessierte Laien. Denn der Band bietet neben Bebels Leben gleichzeitig einen gut verständlichen Einblick in die Anfänge der deutschen Arbeiterbewegung. Zudem lädt das handliche Format sowie die überschaubare Seitenanzahl (237 reine Textseiten) zum Schmökern ein. Lediglich der Preis ist mit 27 Euro etwas hoch, was jedoch nichts daran ändert, dass für dieses Buch eine klare Kaufempfehlung ausgesprochen werden kann.
Abschließend bleiben lediglich zwei Wünsche: Zum einen der Glück-"Wunsch" an den Autor zu dieser sehr gelungenen Biografie. Zum anderen der Wunsch an den Rotpunktverlag, weitere Biografien in diesem Stil zu veröffentlichen!
Weitere Informationen zum Buch sowie eine Leseprobe finden sich auf der Webseite des Verlags