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Griechenland ist seit einigen Jahren im Fokus der medialen Berichterstattung. Doch über die Geschichte des Landes vor der Finanzkrise ist recht wenig bekannt. Wer diese Lücke schließen möchte, könnte zum umfangreichen Werk von Heinz A. Richter, "Griechenland 1950 - 1974. Zwischen Demokratie und Diktatur" greifen, das dieses Jahr (2013) erschien.
Das 500-seitig und eng bedruckte Buch erzählt die politische Ereignisgeschichte des südeuropäischen Landes zwischen dem Bürgerkrieg Ende der 40er Jahre und dem Ende der Militärdiktatur in den 1970er Jahren. Die einzelnen Kapitel und Unterkapitel behandeln dabei in chronologischer Reihenfolge die Ereignisse unter den verschiedenen Regierungen. Dabei werden die Innen- und die Außenpolitik oft getrennt behandelt.
Mehrere Fotografien ergänzen den Text. Im Anhang finden sich ein Literaturverzeichnis und ein Namensindex.
Heinz A. Richters "Griechenland 1950 - 1974. Zwischen Demokratie und Diktatur" ist vor allem eins: umfangreich! Der Autor erzählt derart ausführlich die politische Ereignisgeschichte der behandelten 25 Jahre, dass das Buch stellenweise den Charakter einer detaillierten Chronologie annimmt. Die Studie folgt dabei keinem bestimmten methodischen Konzept, sondern erzählt einfach die Fakten.
Dabei enthält sich der Autor aber keineswegs eigener Urteile. Im Gegenteil urteilt er sehr zugespitzt über die handelnden Akteure und deren Erfolge und Irrtümer. Dabei merkt der Leser immer, wo die Sympathien Richters liegen. Ob die Urteile immer gerechtfertigt sind, muss ein kritischer Leser selbst entscheiden. Sie sind zumindest fast immer nachvollziehbar. Nur wenn der CIA mit im Spiel ist, neigt der Autor dazu, auch mal die eine oder andere historisch nicht nachweisbare Theorie zu favorisieren.
Die große Ausführlichkeit des Textes verlangt einen ausdauernden Leser, hat aber den Vorteil, dass das Buch auch ohne Vorwissen lesbar ist. Jeder Akteur wird kurz vorgestellt, die Interessen aller Gruppen und Politiker immer erläutert. Auch werden die Beziehungen zur Bundesrepublik Deutschland immer wieder angesprochen.
Der Autor hat also einen informativen und gut lesbaren Text geschrieben. Leider wurde er anscheinend nicht Korrektur gelesen. Einfachste Tippfehler finden sich überall im Buch. Das ist so auffällig, dass der Leser sich manchmal fragt, ob das Manuskript überhaupt mal im Verlag gegengelesen wurde.
Dennoch bietet dieses Buch einen hervorragenden Einblick in die griechische Zeitgeschichte, der sowohl für Experten als auch für Laien interessant ist!