Nichts wünschen sich die fünfzehnjährige Liv Silber und ihre kleine Schwester Mia sehnlicher, als endlich in einem richtigen Zuhause anzukommen und nicht andauernd ihren Wohnort, ihre Schule und ihre Freunde hinter sich lassen zu müssen. Dieser Traum könnte nun wahr werden: London heißt die neue Heimat der Schwestern und diesmal sieht es fast so aus, als würden sie dort für längere Zeit - oder gar für immer! - bleiben. Livs und Mias Mutter hat nämlich nicht nur eine begehrte Stelle an einer renommierten Universität erhalten, sie hat in London auch eine neue Liebe gefunden.
Kurz nach ihrer Ankunft im neuen Heim beginnt Liv allerdings, merkwürdige, äußerst lebhafte Träume zu haben, in denen sie seltsame Türen entdeckt und durchschreitet. In einem gleichermaßen bizarren wie lebendigen Traum landet sie auf einem Friedhof, wo gerade einige Jungen von ihrer neuen Schule ein seltsames Ritual abhalten. Liv gerät mitten hinein und muss am nächsten Tag feststellen, dass viele Elemente aus ihrem Traum verstörender Weise Realität sind. Kann es sein, dass sie im Traum eines anderen war? Doch wie sollte so etwas möglich sein? Bald schon erhält das Mädchen Antworten, die ihre Neugier und Abenteuerlust immer weiter anfachen - doch gleichzeitig begibt Liv sich in höchste Gefahr ...
Erfolgsautorin Kerstin Gier zeigt mit "Silber - Das erste Buch der Träume" erneut, dass sie auch im Bereich Jugendbuch genau das richtige Händchen hat. Bereits die "Edelstein-Trilogie" ("Liebe geht durch alle Zeiten"), die sich um die 16-jährige Zeitreisende Gwendolyn drehte, richtete sich an jüngere Leser. Der erste Teil der Silber-Trilogie, der den Leser gemeinsam mit der Protagonistin Liv Silber nach London und dann ins Reich der Träume entführt, ist enorm spannend und unterhaltsam, lässt aber auch den typisch humorvollen Schreibstil von Kerstin Gier nicht vermissen. Der Einstieg in die "Silber"-Reihe liest sich frisch und lebendig und umschifft dabei mühelos alle Klippen von Klischees, die gerne mal in Fantasy-Jugendbüchern lauern. Vor allem trifft Kerstin Gier für die 15-jährige Ich-Erzählerin genau den richtigen Ton, ohne sich sprachlich anzubiedern und ohne kitschig, peinlich oder unglaubwürdig zu werden. Die Handlung entfaltet sich scheinbar mühelos und leicht, die einzelnen Szenen sind richtig witzig, die Personen interessant.
Die Geschichte um anderer Leute Träume und einen verhängnisvollen Pakt, die Leserinnen und Leser ab etwa vierzehn Jahren garantiert von der ersten Seite an in ihren Bann schlagen wird, ist insgesamt eine perfekte Mischung aus cool und packend, die sich sehr flüssig liest und neben Hochspannung immer wieder für Heiterkeit sorgt, denn Liv ist ein toughes Mädchen, das sich zu behaupten weiß und einfach sympathisch ist.
Wirklich viel zu schnell ist der erste Teil von "Silber" ausgelesen, viel zu rasch heißt es Abschied zu nehmen von Liv, ihrer kleinen Schwester Mia und ihren neu gewonnenen Freunden. Zum Glück ist es ja kein Abschied für allzu lang, denn zwei weitere Teile der Silber-Reihe werden definitiv noch folgen - das "Zweite Buch der Träume" soll im Juni 2014 erscheinen.