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Nicht erst seit dem Kinofilm "300" (Hauptrolle: Gerard Butler als Leonidas) fasziniert die Menschen der "Kriegerstaat" Sparta, der neben der Polis Athen die antike griechische Geschichte maßgeblich mitgeprägt hat. Assoziiert wird dieser Staat mit der heute sprichwörtlichen "spartanischen Lebensweise", welche geprägt ist durch Einfachheit, Strenge und Disziplin. Doch laut Karl-Wilhelm Welwei, emeritierter Professor für Alte Geschichte an der Universität Bochum, handele es sich hierbei um einen Mythos, der "mit einer weithin ganz anders erscheinenden Realität kontrastiert". Daher setzt sich dieser zum Ziel, die "mannigfachen neuen Perspektiven der Geschichte Spartas", welche die Forschung in den letzten Jahren ans Licht gebracht hat, "einem interessierten breiteren Leserkreis zu erläutern".
Das bereits in dritter Auflage erschienene Buch gliedert sich in sechs Kapitel, welche die Geschichte Spartas chronologisch beleuchten. Der Schwerpunkt (rund zweihundert Seiten) liegt dabei auf dem Zeitraum zwischen 550 und 350 vor Christus, in dem die Glanzzeit Spartas lag. Geprägt war diese Zeit zum einen durch die außergriechische Bedrohung durch die Perser sowie durch innergriechische Machtkämpfe, insbesondere mit dem ewigen Rivalen Athen, welche mit dem Peloponnesischen Krieg ihren Höhepunkt fand und am Ende zur spartanischen Hegemonie innerhalb der griechischen Poliswelt führte. Lediglich knappe einhundert Seiten entfallen auf den Aufstieg Spartas von einer Dorfgemeinschaft zu einer hellenistischen Vormacht. Auch der Niedergang ab dem vierten Jahrhundert vor Christus wird mit rund vierzig Seiten vergleichsweise kurz abgehandelt.
Ergänzt wird das Buch durch einen ausführlichen Anmerkungsapparat, Zeittafeln, Karten und einem Register.
Die Besonderheit des Buches liegt sicherlich darin, dass der inzwischen 83-jährige Karl-Wilhelm Welwei weniger einer klassisch erzählenden Geschichtsschreibung verpflichtet ist. Vielmehr ist sein Schreibstil argumentativ-erläuternd, so dass er beispielsweise immer wieder auf Probleme und Kontroversen der Überlieferung eingeht. Gerade dieses Merkmal führt dazu, dass kaum jemand, der sich ernsthaft mit der Geschichte Spartas befassen möchte, an Welweis Werk vorbeikommt.
Für den im Vorwort angesprochenen breiteren Leserkreis wird dies auf der anderen Seite an manchen Stellen auch ein Hindernis darstellen, da die Lektüre dadurch immer wieder an Fahrt verliert. Hilfreich wäre in diesem Zusammenhang sicherlich ein einleitendes Kapitel mit einer überblickhaften Erläuterung der Quellenlage gewesen, um anschließend die Ausführungen des Autors besser einordnen zu können. Hinzu kommt, dass die Lektüre ohne Vorwissen nicht ganz einfach ist, da zahlreiche Fachbegriffe wie "Hopliten", "mittelhelladisch" oder "Phylen" bei der Erstnennung nicht erläutert werden. Auch wenn zumeist eine kurze Erläuterung im Register, welches damit gleichsam als Glossar dient, zu finden ist, erschwert dies den Lesefluss. Ähnlich gestaltet sich dies bei der geografischen Einordnung vieler Orte und Mächte. Auch hier bieten zwar die Karten im Anhang Abhilfe, was jedoch ebenfalls den Lesefluss hemmt, so dass die ein oder andere in den Text integrierte (Detail-)Karte durchaus sinnvoll gewesen wäre.
Gerade für Leser, die dagegen Vorwissen zur griechischen Geschichte mitbringen, bietet das Buch einiges. Denn Welwei erweist sich als ausgesprochener Kenner der Materie, welcher immer wieder durch interessante Quervergleiche, hilfreiche Einschätzungen kontroverser Meinungen sowie durch "argusäugige" Analysen überzeugt.
FAZIT: für Kenner eine Bereicherung, für Einsteiger dagegen zu komplex und trocken
Weitere Informationen zum Buch sowie eine Leseprobe finden sich auf der Webseite des Verlags