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1863: Der Sezessionskrieg befindet sich in vollem Gange und fordert seine Opfer. Aber irgendwo in Indiana, abgeschieden vom Rest der Welt, liegt die kleine Gemeinde New Fraternity und versucht diesen Krieg nicht als den ihren zu betrachten. Dort leben die Menschen nach ihren eigenen Regeln und feiern ihre "Geistige Unabhängigkeitserklärung", doch trotz der angestrebten Gleichheit gibt es Zwietracht. Schlimmer noch ist allerdings, dass die Kolonie in finanziellen Schwierigkeiten steckt. Die Lage spitzt sich zu, als einigen Bewohnern diese Tatsache mehr als bewusst wird und eine Gruppe farbiger Soldaten bei ihnen um Unterschlupf bittet. Längst nicht alle vertreten die Meinung, dass jeder in New Fraternity willkommen ist, denn selbst Emilio, ein Wolfskind, ist mehr erduldet als wirklich integriert. Obendrein treibt sich eine fremdartige Kreatur in den Wäldern unweit der Gemeinde herum, die ein seltsames Interesse an Emilio zeigt ...
Worum sich der Auftaktband "Fraternity" - ein gemeinsames Werk von Juan Díaz Canales (Autor) und José Luis Munuera (Illustrator) - genau dreht, ist auf den ersten Blick nicht ersichtlich. Zu den Grundmotiven zählen zwar der Amerikanische Bürgerkrieg, eine sozialistische Utopie, damit verbunden die zurückgezogene Gemeinschaft New Fraternity, die an der Realisierung des Ideals der bürgerlichen Gesellschaft zu scheitern droht sowie eine mysteriöse Kreatur, die schon länger in dem nahen Forst haust. Die einzelnen Relationen werden aber nur, wenn überhaupt, angedeutet. Infolgedessen bleibt dem Leser durch die spärlichen Informationen in der Geschichte ein roter Faden vorerst vorenthalten. Gepaart mit einer Mysterykomponente wird dadurch für Spannung und Neugier gesorgt.
Dabei heben sich die unterschiedlichsten Charaktere hervor, deren Intentionen ebenfalls nicht direkt greifbar sind. Unter ihnen befinden sich etwa: McCorman, hin und her gerissen zwischen seiner Utopie und dem Wohl der Gemeinde, Fanny, die sich einbringt, aber eigentlich auf die Rückkehr ihres Geliebten hofft, Josiah, dem nichts wichtiger als Freiheit ist, vermeintliche Deserteure, die für weitere Schwierigkeiten sorgen oder das Wolfskind Emilio, der niemals richtig in New Fraternity angekommen ist, nie ein Wort spricht und zu der seltsamen Kreatur eine scheinbare Verbindung hat.
Wer verbündet sich wirklich solidarisch? Auch den anderen kommen Zweifel an der Kolonie und einer gemeinsamen, vielversprechenden Zukunft. So stellt sich für manche die Frage: Was tun - bleiben oder gehen? Oder womöglich eine Umwälzung einleiten ...
Besonders zeichnet sich dieser Comic durch seine fantastischen Illustrationen aus, die unverkennbar Munueras Handschrift tragen ("
Das Zeichen des Mondes", "
Zauber"). Schön groß und anschaulich sprechen die Zeichnungen oftmals für sich alleine. Dazu lässt Sedyas innerhalb der Gemeinde Farben wie Sepia und Umbra dominieren, während die Außenwelt, das umliegende Waldgebiet, in trostlosen, kalten blau-grau Tönen präsentiert wird.
Fazit: Neben den schön düsteren und atmosphärischen Illustrationen gibt es zwar offene Fragen und Geheimnisse an einigen Ecken, doch gerade diese machen Appetit auf den zweiten und letzten Band, der bereits auf Deutsch erschienen ist.