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Bereits 1973 entstand das vorliegende Hörbuch als Produktion des Westdeutschen Rundfunks. 2004 nun erschien dieses Hörbuch, das eine gekürzte Version der gleichnamigen Geschichte von Stanislaw Lem bietet, bei "Der Audio Verlag".
Ammon Lymphater ist Wissenschaftler, allerdings zeigt er sich dem Hörer nicht sofort als solcher, sondern eher als eine Mischung aus Berber und Verrücktem, der sich einem Fremden in einem Café nähert und ihn anspricht.
Im durchgängigen Monolog berichtet er dem Leser des "Journal of Biophysics" von seiner eigenen wissenschaftlichen Laufbahn, von seiner großen Idee und deren Verwirklichung.
Lymphater hatte sich schon in jungen Jahren gefragt, warum der Mensch nicht die nächste Stufe der Evolution erreiche, warum beispielsweise Telepathie noch immer ein zu geringen Prozentsätzen vorkommendes Phänomen sei. Seine Studien in dieser Richtung führten ihn zunächst zu den Ameisen. Eine am Amazonas entdeckte Ameisenart, die Acanthis, zeigten in fremder Umgebung ein Verhalten, das sie nicht erlernt oder geerbt haben konnten. Doch wie beim Menschen und dem Beispiel der Telepathie trat dieses Verhalten auch bei den Ameisen nur zu geringen Prozentsätzen auf.
Weitere Forschungen Lymphaters ergaben, dass das Geheimnis der Weiterentwicklung, der automatischen Anpassung an neue Gegebenheiten durch automatisch abrufbares Wissen, im Zerfall liegt. Erst bei einer bestimmten Temperatur, die über vierzig Grad Celsius liegt, wird der Stoff im Körper produziert, der dies ermöglicht. Lymphater beschließt, eine Maschine zu bauen, die im Vergleich zum derzeitigen (und heutigen) Menschen eine solche Temperatur über einen längeren Zeitraum ertragen kann, ihn umzuwandeln und einzusetzen vermag.
Tatsächlich gelingt dem Wissenschaftler der Versuch und er erschafft eine neue Spezies. Erst da wird ihm klar, dass eine neue Spezies eine alte ablöst, dass seine Maschine, das daraus entstandene neue Lebewesen, den Menschen als Krone der Schöpfung abzulösen oder gar zu vernichten oder versklaven vermag.
Von dieser Erkenntnis schockiert, schaltet Lymphater seine Kreation ab und wendet der Wissenschaft den Rücken zu.
Auch, wenn es zu beachten gilt, dass die hier zu hörende Geschichte bereits 1971 als Printfassung veröffentlicht wurde, ist es kein neues Thema, dem Lem sich damit angenommen hat. Die Geschichte eines vom Fortschritt besessenen Wissenschaftlers ist keine neue, wenn auch eine immer wieder aufgegriffene. Während Mary Shelley ein ebenbürtiges Lebewesen von Viktor Frankenstein erschaffen ließ, konzentriert sich Stanislaw Lem auf den Science-Fiction-Aspekt des Ganzen und widmet sich sogleich der Herbeiführung einer neuen Evolutionsstufe.
Dieser Kern der Geschichte ist hochinteressant und auch heute nicht weniger aktuell, da die Diskrepanz zwischen dem, was machbar und dem, was duldbar oder ethisch vertretbar ist, heute noch mehr existiert als vor Jahrzehnten.
Die Umsetzung des Themas ist im vorliegenden Fall allerdings mit gemischten Gefühlen zu betrachten. Obwohl es sich um eine gekürzte Fassung handelt, die sich auf das Wesentliche beschränkt, gilt es doch, in nicht ganz einer Stunde eine Menge Informationen, Überlegungen und fiktiver Forschungsarbeit nachzuvollziehen und zu verstehen. Die vielen Fachbegriffe wirken hierbei rasch ermüdend. Kann man der Geschichte hingegen entsprechend folgen, so dass man der Geschichte seine eigene Gedanken zum Thema hinzufügen kann, macht auch das die Sache nicht leichter. Vielmehr stößt man dann - zumindest in der gekürzten Form - auch auf eher hanebüchen Klingendes und nicht vollständig eingängige Anteile.
Auch dem Sprecher Martin Held, der 1980 den Bundesfilmpreis erhielt und 1992 verstarb, begegnet man unweigerlich mit einer gewissen Ambivalenz.
Auf der einen Seite steht eine großartige Sprecherleistung, bei der Held den fast einstündigen Monolog mit Leben füllt und die einzelnen Stationen der Geschichte dem aktuellen Thema anzupassen versteht. Anfangs noch vorsichtig, später immer lebhafter, begeisterter und schneller redend, vermittelt er dem Hörer das lebendige Bild eines Wissenschaftlers, der von seiner größten Entdeckung berichtet, sehr glaubhaft.
Auf der anderen Seite hat Martin Held einige Stotterer, Satzteilwiederholungen und Füllworte verwendet, wohl um dem Ganzen mehr Authenzität zu verleihen. Was anfangs auch genau diesen Zweck erfüllt, wird irgendwann jedoch sehr viel, reißt unnötig aus der ohnehin nicht ganz leicht zu verstehenden Geschichte und fängt schließlich an zu nerven.
Insgesamt ein netter Einblick in das Werk Lems und die Sprecherleistung Helds, doch leider auch nicht mehr. Die CD-Hülle in schreiendem Pink steht im krassen Gegensatz zum Thema, und auch, wenn man der Fassung ihr eigentliches Alter nicht anhört, so hätte man doch einiges besser machen können, zumindest aber der aktuellen Fassung ein Booklet beifügen.