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Alisik ist süß, jung und tot. Letzteres muss sie freilich feststellen, als sie völlig unerwartet auf dem Friedhof in ihrem eigenen Grab "erwacht". Ohne Erinnerung an ihr bisheriges Leben fristet sie nun, wie einige andere, ihr Dasein als Postmortale, bis über ihr endgültiges Schicksal entschieden wird. Darf sie in die Lichtwelt oder muss sie ins Dunkelreich? Bis zu diesem Urteil ist sie wie Frings, Hitzkopf, der General, Spitzhut und Ottilie - deren Bestimmungen ebenfalls noch nicht besiegelt sind - an den Friedhof gebunden. Und das kann dauern ...
Allerdings ist die ständige Gesellschaft steinalter Verstorbener nicht sehr erbauend für ein junges Mädchen. Doch dann begegnet sie Ruben, einem lebendigen, netten, gut aussehenden Jungen - und er spricht mir ihr! Er ist zwar blind, nimmt aber als Einziger die Verstorbenen auf dem Friedhof wahr. Mit ihm vergisst Alisik alle ihre Sorgen, sogar, dass das der Friedhof planiert werden soll. Doch wenn ihr unfreiwilliges Zuhause verschwindet, was wird dann aus den Postmortalen?
Es ist tragisch als Toter zwischen dem Diesseits und dem Jenseits festzusitzen, besonders, wenn ein junges Leben nicht gelebt wurde. So ergeht es der Protagonistin Alisik in der gleichnamigen, auf vier Bänden angelegten Mystery-Serie von Hubertus Rufledt (Autor) und Helge Vogt (Illustrator).
Die Geschichte beginnt, als Alisik auf dem Friedhof zu sich kommt und sich von anderen Postmortalen umgeben sieht. Diese geben sich viel Mühe, um Alisik aufzumuntern und sie in ihre Gemeinschaft zu integrieren, aber dem Mädchen fällt es zunächst schwer, sich mit ihrem neuen Zustand abzufinden. Eine völlig verständliche Reaktion, schließlich sie ist noch so jung und dennoch verstorben. Gerne wüsste Alisik - genau wie der Leser - wer sie in ihrem Leben war und wie sie zu dem werden konnte, was sie jetzt ist. Starb sie durch eine Krankheit, durch einen Unfall oder wurde sie womöglich ermordet? Zunächst bleiben einem diese Informationen vorenthalten. Auch die auf dem Klappentext angekündigte Liebesgeschichte lässt noch ein wenig auf sich warten, denn gut zwei Drittel der Handlung vergehen, bevor sie und Ruben überhaupt aufeinandertreffen. Dementsprechend bahnt sich gerade erst eine zarte Freundschaft zwischen ihnen an.
Hauptsächlich muss sich die Protagonistin mit ihrem neuen Zustand erst ab- und dann zurechtfinden und dabei die Regeln der Toten erlernen. Die Handlung wird somit des Öfteren von Einschüben unterbrochen. Gelegentliche Auszüge aus dem "Buch der 3 mal 77 Totenregeln" werden eingestreut und nehmen Bezug auf ihr Verhalten, ebenso gibt es einige Interludien, die Einblicke über die Fortschritte und Pläne bei der Planierung des Friedhofs geben. Abgesehen von ihrem Gedächtnisverlust erzeugt gerade das "Zwischenspiel" Dramatik, aber auch hier wird sich die Entwicklung wenigstens auf den zweiten Band verschieben.
Im Gegensatz zu den Lebenden haben alle Postmortalen ein spezielles, ungewöhnliches Aussehen, ohne dabei beängstigend zu wirken; dabei macht Alisik keine Ausnahme. Ihr Gesicht und besonders ihre kreisrunden, rötlichen Wangen erinnern stark an eine Puppe. Gelegentlich trägt sie sogar rosa Engelsflügel. Niedlich oder kitschig? Ein bisschen von beidem, aber durchaus gelungen. Sehr atmosphärisch wirken dagegen die leicht düsteren, blau-grauen Illustrationen des Friedhofs bei Nacht.
Vom Niedlichkeitsfaktor her sowie der lockeren, gradlinigen Sprache, spricht die Serie "Alisik" Jugendliche und vor allem Mädchen an. Das heißt aber nicht, dass nicht auch Erwachsene gefallen daran finden können.
Fazit: Dem Auftaktband "Herbst" liegt eine gute Idee zugrunde, doch zunächst begnügt sich dieser damit, die zentralen Charaktere einzuführen und anzudeuten. Daher muss die Geschichte erst noch mit den folgenden Bänden richtig ins Rollen kommen.
Weitere Informationen gibt es auf der Verlagsseite.