Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Brutalität | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Die Gemeinschaft New Fraternity scheint endgültig am Ende zu sein: Ihre Mitglieder sind entzweit und werden zunehmend gewaltbereiter, selbst einstige Freunde gehen nun verschiedene Wege. Viele weigern sich, die eh schon rationierten Lebensmittel nicht nur unter sich, sondern auch noch mit Deserteuren zu teilen. Zu allem Überfluss ist die seltsame Kreatur, die in den Wäldern rings um New Fraternity lebt, in Gefangenschaft geraten und die Menschen sind unentschlossen, was nun geschehen soll. Ist sie dämonisch oder ein Geschöpf Gottes - ist vielleicht die Abwendung von Gott an dem ganzen Unheil schuld?
Unterdessen geht es McCorman, dem Gründer der Kolonie, gesundheitlich immer schlechter. Stirbt seine Utopie mit ihm?
Die Ereignisse des zweiten und letzten Bandes von "Fraternity" knüpfen nahtlos an die des
ersten Teils von Autor Juan Díaz Canales und Illustrator José Luis Munuera an. Neben Alexanders Rückkehr, von der nicht jeder begeistert ist, sorgen auch die Nähe eines scheinbaren Ungeheuers und die finanzielle Misere, die für viele Entbehrungen verantwortlich ist, für die anschwellende Gewalt und den Gebrauch von Waffen. Damit steckt die Gemeinschaft in der Krise, und zwar so gewaltig, dass sie auseinanderzubrechen droht.
Hier zeigt sich deutlich, dass an Theorien zu glauben beziehungsweise nach ihnen zu leben leichter ist, wenn es den Menschen gut geht. Sobald Probleme auftreten, sieht die Sache schon ganz anders aus. Hungert die Bevölkerung, wird schnell die Frage laut, warum mit dem Nachbarn geteilt werden soll - vor allem, wenn sich dieser oder jener nie so eingebracht hat, wie er hätte sollen. Besonders in Zeiten von Angst und Verzweiflung finden die Menschen nicht nur zum Glauben zurück, sondern jeder ist sich selbst der Nächste. Genau das beweisen sich auch die Mitglieder der Kolonie New Fraternity.
Insgesamt ist der Zeitraum der Handlung sehr begrenzt, denn nach den bisherigen Vorfällen geschieht nicht mehr allzu viel. Nachdem es in der Gemeinde wiederholt Streit über die Zukunft gegeben hat und Emilio von der fremdartigen Kreatur im Wald geschützt worden ist - ist er bei dieser aufgewachsen? - und sich Selbige nun als Gefangene wiederfindet, schlagen dem Leser Gewalt, Missgunst und Hass auf wenigen Seiten entgegen. Was letztendlich zu diversen Toten sowie zur selbst verschuldeten Zerstörung der Siedlung führt.
Zwischen den hervorgehobenen Charakteren McCorman, Fanny, Emilio, Josiah und Alexander gibt es noch einiges aufzuarbeiten und zu klären, dennoch bleiben verschiedene Entwicklungen zwischen den Personen unbefriedigend. Was hat Alexanders Besuch für einen Sinn gehabt? Bei ihm ist es ein Kommen und Gehen. Das Experiment ist gescheitert, was wird aus allen Beteiligten? Diese Frage wird nur teilweise beantwortet, vieles wird mysteriös gehalten. So kommt man nicht umher zu denken, das kann doch nicht schon alles gewesen sein. Auch das Ende bleibt - zwar mit einer Gewissheit - relativ offen.
Die Illustrationen sind weiterhin schön groß, aussagekräftig und gleichen den mäßigen Fortgang aus. Zudem lässt die von Sedyas gewählte Sepiafärbung das Geschehen und die Umgebung passend alt erscheinen.
Fazit: eine fantastisch visualisierte und eigentlich auch spannende Geschichte, welche die letzten Tage einer zum Scheitern verurteilten Gesellschaft zeigt, die aber irgendwie noch immer nicht abgeschlossen und nur sehr kurz wirkt.