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"Ohne Zweifel ist die Sklaverei das größte aller Übel, welche die Menschheit gepeinigt haben." (Alexander Humboldt)Jenem "Übel" hat Michael Zeuske, welcher als Professor an der Universität in Köln in der Abteilung für iberische und lateinamerikanische Geschichte tätig ist, nun ein 725-seitiges Handbuch gewidmet. Anders als sein universitäres Tätigkeitsfeld vermuten lässt, wählt er dabei keinen regional beschränkten Zugriff, sondern betrachtet "Sklaverei" aus globalhistorischer Sicht. Dies hat zur Folge, dass Zeuske innerhalb der einzelnen Kapitel versucht, die regionalen Ausprägungen differenziert darzustellen, ohne sich dabei auf jene Formen der Sklaverei zu beschränken, welche landläufig in den Sinn kommen, wenn man von Sklaverei spricht (zum Beispiel die Versklavung von Schwarzen im Süden der USA). Nicht zuletzt verdeutlicht er diese Herangehensweise dadurch, dass er den Begriff "der" Sklaverei durch die Bezeichnung "Sklavereien" ersetzt, mit dem er die globale Vielschichtigkeit des Phänomens zum Ausdruck bringen möchte.
Das Handbuch umfasst insgesamt fünfzehn Kapitel, welche durch ein Vorwort, einen historisch-anthropologischen Essay sowie durch eine Konklusion ergänzt werden. Hier findet der Leser nicht nur grundlegende Informationen zu Forschungsproblemen, zur Begriffsbestimmung sowie zu den "welthistorische[n] Ursachen der Sklaverei", sondern auch zahlreiche Ausführungen zu spezifischeren Fragestellungen, wie dem rechtlichen Status der Sklaverei oder zur Frage der Transkulturation, der gegenseitigen Beeinflussung von Kulturen. Nicht zuletzt erfährt der Leser hier außerdem viel Wissenswertes über die Akteure der "Sklavereien", sprich über die Versklaver sowie die Sklavinnen und Sklaven.
Abgerundet wird das Handbuch schlussendlich durch ein sehr umfangreiches Quellen- und Literaturverzeichnis sowie durch ein dreigliedriges Register (Sachen, Orte, Personen).
Bereits nach wenigen Seiten wird deutlich: Mit diesem Werk möchte Michael Zeuske nicht nur ein neues Grundlagenwerk zur Geschichte der Sklaverei schaffen, sondern auch seine wissenschaftliche Karriere krönen. In diesem Sinne startet er mit dem geistreichen Essay "Sklavereien statt Sklaverei: ein historisch-anthropologischer Essay", der den Leser auf einen Parforceritt durch die Geschichte der Sklaverei einstimmt. Geistreich und erstaunlich klar benennt er dabei die Grundgedanken einer globalgeschichtlichen Annäherung an das Phänomen "Sklaverei". Fortgesetzt wird dies mit einem hervorragenden Überblick zur Historiografie und Forschungslage. Auch das Kapitel "Was ist ein Sklave?" zeigt die differenzierte Herangehensweise, die das gesamte Handbuch prägt. Doch je mehr der Leser sich in die einzelnen Kapitel vertieft, desto mehr wird diese differenzierte Darlegung auch zur Bürde. Denn Zeuske neigt dazu, diese unterschiedlichen Ausdifferenzierungen einfach deskriptiv aneinanderzureihen, sodass der Leser mit zunehmender Lesedauer den Eindruck eines ziellosen Umherschweifens gewinnt. Dabei ist Michael Zeuske zweifellos ein Kenner, der scheinbar mühelos zwischen Regionen, Kontinenten, Kulturkreisen oder Zeitabschnitten wechselt. Doch leider verpasst er es dabei, dies alles in eine durchgehend stringente Struktur zu packen.
Trotz dieses Mankos schafft Zeuske aber mit diesem Band dennoch etwas ungemein Wichtiges: Er bringt ins Bewusstsein, dass Sklaverei weitaus vielschichtiger ist, als gemeinhin angenommen wird. Hinzu kommt, dass der Verlag durch das detaillierte Register auf vorbildliche Art und Weise die Informationsfülle zugänglich macht. Dadurch hat das Buch trotz allem das Zeug dazu, ein lebenslanger Begleiter für all jene zu werden, dies sich intensiver mit der Geschichte der Sklaverei auseinandersetzen möchten.
Ärgerlich ist dagegen, dass sich in dem fast 130 Euro teuren Band immer wieder Rechtschreib- und Grammatikfehler finden lassen, was sicherlich nicht die inhaltliche Leistung schmälert, insgesamt aber einen etwas faden Beigeschmack hinterlässt.
FAZIT: ein großes Werk, das vereinzelt etwas schwächelt!
Weitere Informationen zum Buch sowie eine Leseprobe finden sich auf der Webseite des Verlags