Die elfjährige Alice wächst in dem kleinen Bergdorf Hintereck im Allgäu auf - beschaulich und idyllisch finden die Alteingesessenen das Dörfchen, das Mädchen empfindet es jedoch nur als öde, die Bewohner als geistlos und stumpf. Alice ist nicht nur außergewöhnlich intelligent für ihr Alter, sie hat auch eine besondere Gabe: Ihr erscheint hin und wieder der lang verstorbene Philosoph Wittgenstein und die beiden unterhalten sich. Als Alice und ihr Freund Tom kurz vor Weihnachten die Leiche eines jungen Mädchens im tief verschneiten Wald finden, ahnt Alice, dass mit diesem Todesfall etwas nicht stimmen kann. Oberflächlich deutet alles darauf hin, dass die Tote bei den nächtlichen Temperaturen von weit unter 20 Grad minus tragischerweise erfroren ist, doch offenbar hat jemand die Leiche drapiert und in einer unnatürlichen Position aufgestellt. Alice beginnt zu ermitteln. Sie ist der festen Überzeugung, dass in Hintereck ein Serienmörder umgeht, der auch ihre Mutter vor vielen Jahren tötete. Alice' Mutter starb ebenfalls kurz vor Weihnachten - bei einem Unfall, wie alle sagen, doch Alice weiß es besser. Als sie auf den Artikel eines Journalisten stößt, der die Überschrift "Die Eistoten" trägt und der nahelegt, dass im Allgäu regelmäßig junge Mädchen unter seltsamen Umständen erfrieren, nimmt sie die Spur des Mörders auf. Doch wer glaubt einer Elfjährigen, die aufgrund ihrer altklugen Art ohnehin als lästig, besserwisserisch und ein wenig verrückt angesehen wird? Bald schon gerät Alice selbst ins Visier des Täters ...
"Die Eistoten" ist das Krimidebüt von Christian Buder und wartet mit einer ungewöhnlichen Protagonistin auf. Die elfjährige Alice ist ein in fast jeder Beziehung besonderes Mädchen - hochbegabt und vor allem für die Erwachsenen äußerst unbequem. Buder lässt die neugierige und mutige Alice im frostklirrenden Allgäuer Örtchen Hintereck die Spur eines brutalen Serienmörders verfolgen, wobei vor allem die eingestreuten philosophischen Gespräche und die unkonventionelle Denkweise des Mädchens, das die Erwachsenenwelt bereits in weiten Teilen durchschaut, sehr gut unterhalten. Alice' "besondere" Art bringt es dann auch mit sich, dass nicht nur die Erwachsenen, allen voran ihr Vater, zunehmen an ihrem Verstand zweifeln - auch beim Leser regen sich irgendwann zarte Zweifel, was nun real ist und was nicht. Denn Alice spricht nicht nur mit dem toten Philosophen Wittgenstein, sie sieht auch Dinge und Personen, die nicht da sind - oder vielleicht doch? Geschickt lässt der Autor allerlei seltsame Begebenheiten in die spannende Mörderjagd einfließen, die den Plot auflockern und ihm einen zusätzlichen Reiz verleihen. Durchaus reizvoll auf eine quälende Art und Weise sind auch Hintereck und die dörfliche Gemeinschaft, die nach ihren ganz eigenen Regeln funktioniert. Wer dieses Buch gelesen hat, den zieht es ganz sicher nicht mehr in gottverlassene Bergdörfer im Allgäu, so beengt und engstirnig mutet hier alles an. Anders als etwa beim Autorenduo Kobr und Klüpfel, die ihren beliebten Kommissar Kluftinger ebenfalls im Allgäu ermitteln lassen, setzt Buder nicht auf Humor und skurrile Momente. Seine Schauplätze wirken eher bedrückend, bedrohlich, fast schon klaustrophobisch.
Nicht immer überzeugend ist der Stil des Autors. Zwar ist die elfjährige Alice hochbegabt und drückt sich daher eben sehr altklug und sehr erwachsen aus, oft sind aber gerade die Dialoge sehr gestelzt, die Ausdrücke holperig. In Gesprächen wirken die Handelnden, vor allem die Erwachsenen, darunter Alice' Vater, oft sehr unnatürlich und auch in Momenten höchster Dramatik und Gefahr behalten sie diesen hölzernen Stil bei. Am Ende des Romans wirkt es dann so, als hätte Buder das Tempo ein wenig zu sehr angezogen - die Ereignisse überschlagen sich auf nicht ganz glaubwürdige Art und Weise und münden in einem Finale, das zwar spannend ist, aber etwas gehetzt daherkommt, zumal der Leser den Täter schon recht lange im Voraus erahnt hat.
Fazit: Zumeist sehr spannend und mit einer originellen Ermittlerin als Protagonistin, stilistisch jedoch nicht immer ganz treffsicher präsentiert sich das Krimidebüt "Die Eistoten". Christian Buder plant weitere Romane mit seiner außergewöhnlichen elfjährigen Ermittlerin - man darf gespannt sein, wie die Reihe sich weiter entwickeln wird!