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Was ist Krieg? Diese Frage stellt der Kulturhistoriker Bernd Hüppauf in seinem neuen Buch und will dabei nicht einfach einen Beitrag zur Militärgeschichte leisten, sondern eine theoretische und methodische Begründung eines kulturgeschichtlichen Ansatzes im Umgang mit Krieg liefern.
Das fast 570-seitige Werk entwickelt diesen Ansatz in fünf Abschnitten. Im ersten, der Einleitung, werden das Programm und die Problematik des Projektes beschrieben. In den zwei folgenden Abschnitten werden die Theorie und die Methodik einer Kulturgeschichte des Krieges dargestellt.
In einem weiteren Kapitel wird das Projekt praktisch angegangen, wobei vor allem Beispiele herangezogen werden. Im letzten Abschnitt wird ein Ausblick auf die weiteren Entwicklungen des Krieges, beispielsweise auf den Drohnenkrieg, gewagt. Das Buch endet mit einem Literaturverzeichnis und einem Personenregister.
Bernd Hüppaufs Buch "Was ist Krieg?" ist vor allem eins: eine schwere Theoriekost. Der Autor versucht nicht nur die Kulturgeschichte des Krieges theoretisch, methodisch und praktisch zu begründen, er versucht anscheinend auch sein Projekt zu legitimieren und gegen jeden denkbaren kritischen Einwand abzusichern.
So zum Beispiel führt er gleich in der Einleitung aus, warum sein Projekt trotz des verbreiteten Gegensatzes zwischen Kultur und Krieg durchführbar ist. Da Kultur als vernünftig gilt, Krieg aber als unvernünftig, gäbe es hier ein Dilemma. Ob dies wirklich so ist, kann zumindest bezweifelt werden. Dass Praktiken und Kultur im Krieg zwangsläufig der Vernunft widersprechen, ist heutzutage nicht mehr unbedingt Mainstream.
Auch an anderen Stellen fragt sich der Leser, ob diese oder jene Ausführung wirklich notwendig ist. So argumentiert Hüppauf in einem Unterkapitel zur Subjektivität, warum das plumpe Geist-Gehirn-Modell der gegenwärtigen Neurowissenschaft keine Grundlage für eine Kulturgeschichte des Krieges bilde. Dieses Modell bietet aber wohl für keine Kulturgeschichte irgendeine fundierte Grundlage, was wahrscheinlich keiner großen Ausführung bei der Zielgruppe dieses Buches bedarf.
So muss sich der Leser durch einige hundert Seiten zwar fundierter und detaillierter Theorie- und Methodenentwicklung kämpfen, aber wird dann nur mit einem relativ kurzen praktischen Kapitel belohnt. Dieses ist zwar spannend, aber bleibt eben beispielhaft aufgrund seiner Kürze von knapp 150 Seiten.
Dieses Buch liefert also eine umfangreiche und fundierte theoretische Begründung für einen kulturgeschichtlichen Umgang mit dem Phänomen Krieg. Es beinhaltet sicher viele Anregungen für Forschende. Weniger an Theorie interessierten Lesern bietet es aber wahrscheinlich wenig.
Eine Leseprobe gibt es hier auf der Website des Verlags.