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Menschen zu fotografieren bedeutet vermutlich die größte Herausforderung in der Lichtbildkunst, auch wenn etwa spezialisierte Wildlife-Fotografen diesbezüglich womöglich widersprechen. Und gerade das menschliche Gesicht als sehr vielseitiges Aushängeschild einer Persönlichkeit stellt besondere Forderungen an den Menschen hinter der Kamera.
Cora und Georg Banek präsentieren das facettenreiche Genre in neunzig Kurzkapiteln ("Tipps"), die folgenden Themenbereichen zugeordnet sind: "Grundlagen", "Gesicht", "Mimik", "Kopf", "Frisur & Make-up", "Accessoires", "Licht", "Gestaltung. Vorwort, Autoreninfo und Index rahmen die Kapitel ein.
Es lohnt sich, zumindest für den nichtprofessionellen und weniger erfahrenen Fotografen, zumindest den ersten Abschnitt durchzuarbeiten. Alle anderen kann man sich im Grunde auch unabhängig voneinander nach persönlichen Prioritäten vornehmen. Dennoch empfiehlt sich die Lektüre des kompletten Buchs, das ohnehin bewusst kompakt aufgebaut ist und nicht mit allgemeinen Grundlagen der Fotografie aufwartet, die anderswo nachgelesen werden können, sondern gleich "in die Vollen" geht. Als Taschenbuch gestaltet und dimensioniert, hat es in der Fototasche oder im -rucksack problemlos Platz und lässt daher auch ein Zurate ziehen vor Ort zu.
Vom Umgang mit dem Modell und dem Erzielen gewünschter Gesichtsausdrücke über einzelne Teile von Kopf und Gesicht, Kleidungsstücke wie Schals, aber auch Schmuck und dergleichen inklusive, die verschiedenen Formate, Blick- und Linienführung und andere gestalterische Mittel bis hin zur Arbeit mit verfügbarem oder künstlichem, zusätzlichem Licht und vielem mehr sprechen die Autoren die unterschiedlichsten Themen an, erklären Möglichkeiten, Schwierigkeiten und technische Umsetzung, geben detaillierte Tipps und bieten ein reiches Sortiment an ausgezeichneten Beispielfotos. Es fehlen vielleicht Tipps zu den Extremen Greisen- und Babygesicht, die beide nicht ganz einfach zu meistern sind.
In den meisten Praxisbüchern zur Fotografie wird die Porträtfotografie mit abgehandelt, jedoch als Genre unter vielen und somit nicht annähernd so detailliert wie im Buch des Ehepaares Banek. Das Fotografen- und Autorenduo hat nicht nur ein breites Spektrum an Inhalten zu bieten, sondern auch wirklich einfach zu beherzigende, dabei leicht einzuprägende Tipps etwa zur Vermeidung von Nasen- und Kinnschatten, Halsfalten und anderen Ärgernissen. Diese Kapitel sensibilisieren auch für sehr leicht mögliche, im Nachhinein äußerst ärgerliche Fehler und regen zum steten Mitdenken in Bezug auf machbare Optimierungen bei Bildgestaltung und technischer Umsetzung wie auch hinsichtlich der Umgehung von aufwändiger Nachbearbeitung am Rechner an, sofern überhaupt noch möglich.
Nicht zuletzt der Bereich zu Frisur und Make-up wird manchem Porträtfotografen aufzeigen, wie viel Bedeutung solche eigentlich banal wirkenden Aspekte haben, nicht nur bei der Betonung oder "Entschärfung" einer Gesichtsform, sondern auch zur Vermittlung von Botschaften, und dass es klüger ist, einen Teil des Gesichts, üblicherweise Augen oder Mund, zu betonen anstatt beide.
Angesichts des kleinen Formats mag mancher Fotobände-Besitzer etwas skeptisch sein bezüglich der Aussagekraft der zwangsläufig auch kleinformatigen Fotos, die als Veranschaulichung natürlich unverzichtbar sind. Diese Skepsis legt sich jedoch schon beim flüchtigen Durchblättern: Die Fotos wurden auch unter diesem Gesichtspunkt sorgfältig ausgewählt.
Ein ausgesprochen sinnvolles Buch für (noch) nicht ausgebildete Fotografen, eine Mischung aus Lehrgang und Ratgeber, wie sie sich gerade für das Thema anbietet. Trotz der kompakten Gestaltung lassen sich die Texte angenehm lesen und sind bestens verständlich, zumal auf ein Zuviel an Fachchinesisch verzichtet wird. Klare Empfehlung für alle Interessierten!
Leseproben werden auf der Verlagsseite zum Buch angeboten.