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 Totgeglaubte leben länger

Serie: Temperance Brennan-Romane, Band 8
Autoren: Kathy Reichs
Übersetzer: Klaus Berr
Verlag: Blessing

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Spannung
"Wenn eine Kugel einen Knochen durchschlägt, reißt sie kleine Partikel aus dem Rand des Lochs, das sie erzeugt, wobei sie eine Eintrittswunde innen abschrägt und eine Austrittwunde außen." Wer die Krimis von Kathy Reichs liest, darf nicht zart besaitet sind. Die Protagonistin Temperance Brennan ist forensische Anthropologin in Quebec und berichtet kühl und detailliert, wie sie im grellen Neonlicht des Obduktionssaals Leichen seziert. Dabei gerät Brennan immer wieder zufällig in die Nähe der Mörder und mischt sich gerne in die Ermittlung der zuständigen Polizei ein.

Im Krimi "Totgeglaubte leben länger" stößt Brennan auf ein Geheimnis, das die Grundpfeiler des Judentums und der christlichen Kirche erschüttern könnte. Der jüdische Antiquitätenhändler Avram Ferris wird tot im Schrankzimmer seines Büros aufgefunden. Ein geheimnisvoller Unbekannter übergibt der Gerichtsmedizinerin nach der Obduktion eine Fotografie, die angeblich aus Israel stammt und erklären soll, warum Ferris sterben musste. Sie zeigt ein korrekt angeordnetes Skelett, daneben Fußabdrücke im Staub und einen Pinsel als behelfsmäßigen Kompass.

Brennan interpretiert das Bild als Schnappschuss von einer archäologischen Grabungsstätte. Doch mit der Hilfe eines ehemaligen Kollegen, dem Archäologen Jake Drum, erkennt die Anthropologin, dass die Fotografie nicht nur ein Indiz für einen Mord, sondern auch Teil eines Komplotts beträchtlichen Ausmaßes sein könnte. Denn auf dem Foto, aufgenommen in Masada 1963, ist vielleicht etwas zu sehen, das auf dem heiligen Tafelberg in Israel laut jüdischer und christlicher Glaubensgeschichte nie hätte existieren dürfen, ein Fund, der von den führenden Wissenschaftlern verschwiegen und geleugnet wurde.

Die Autorin Kathy Reichs ist Soziologin und Anthropologin an der University of North Carolina und selbst als forensische Anthropologin in Charlotte und Quebec tätig. Auch ihr achter Roman "Totgeglaubte leben länger" basiert auf wahren Begebenheiten und ist inspiriert von ihrem Freund und Kollegen James Tabor, einem Archäologen, der die bis heute bestehenden Widersprüche bezüglich der Masada-Ausgrabungen erforscht und selbst Entdeckungen gemacht hat, die die Geschichte Jesu Christi in einem neuen Licht erscheinen lassen.

Brennan-Anhänger kommen auch in diesem Roman auf ihre Kosten: Beschreibungen des Kriminellen bis ins Kleinste, manchmal auch unappetitliche Details, pingelig genaue Dokumentationen von Orten, Fakten und Wahrhaftigem, gemischt mit eigenen Erfahrungen und einer gehörigen Portion Fantasie. Humor und Romantik kommen zwischen Knochenresten, Leichen und Mördern aber auch nicht zur kurz. Ein schöner Nebeneffekt ist auch immer wieder die Beschreibung der sprachlichen Rivalität von Französisch und Englisch im französischsprachigen Teil Kanadas, die Reichs immer wieder in amüsanten Bemerkungen in die Geschichte mit einfließen lässt.

Durch die sehr komplexe Handlung ist der Einstieg nicht einfach. Auf den ersten 75 Seiten wird außerdem ausführlich das Beziehungsgeflecht aus vorangegangenen Büchern erzählt, was auf manche Leser etwas langatmig wirken dürfte. Wer es aber bis dahin geschafft hat, dringt in eine fesselnde Erzählung ein und wird die restlichen gut 300 Seiten verschlingen.

Nikola Poitzmann



Hardcover | Erschienen: 1. Dezember 2005 | ISBN: 3896672886 | Preis: 19,90 Euro | 413 Seiten | Sprache: Deutsch

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