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Stefan Jordans Buch "Theorien und Methoden der Geschichtswissenschaft" ist ein weitverbreiteter Titel, der insbesondere Geschichtsstudenten der ersten Semester häufig zur Einführung empfohlen wird. Schöningh hat nun eine zweite aktualisierte Ausgabe herausgebracht.
Das 230-seitige Buch führt ein in die Theorien und Methoden der Geschichtswissenschaft, indem es ihre eigene historische Entwicklung chronologisch erzählt. Zunächst werden in den ersten drei Kapiteln einige Aspekte der Geschichte vorab geklärt. Dazu gehören ihre Funktion, ihre Definition und der Umgang mit ihr. Die Kapitel vier bis sieben erzählen dann chronologisch die Entwicklung der Geschichtswissenschaft beginnend mit dem frühen 19. Jahrhundert. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der deutschen Entwicklung.
Dabei erläutert der Autor stets die Annahmen und Methoden der aufkommenden Schulen vom Historismus über die Annales und der Sozialgeschichte bis hin zu den aktuellen Entwicklungen wie der global history oder der neuen Kulturgeschichte.
Das letzte Kapitel widmet Jordan einem Plädoyer für ein demokratisches Umfeld, das für eine fruchtbare Geschichtswissenschaft unverzichtbar ist. Im Anhang finden sich einige Literaturhinweise sowie ein Register.
Stefan Jordans Buch "Theorien und Methoden der Geschichtswissenschaft" leistet auch in der zweiten Auflage, was es verspricht: einen verständlichen und knappen Überblick zu geben. Das Buch bietet nicht nur eine Einführung in die gängigen Methoden und Theorien der Historiografie, sondern ist durch seinen Aufbau auch eine kleine Einführung in die Geschichte der Geschichte selbst.
Das Buch ist nicht nur inhaltlich für Erstsemester sehr gut geeignet, sondern auch durch seinen Aufbau und seine Übersicht. Durch das Inhaltsverzeichnis und das Register findet sich der Benutzer schnell zurecht, auch wenn er gerade nur Informationen zu einer bestimmten Schule benötigt. In grau unterlegten Kästen findet er außerdem die wichtigsten Begriffe kurz erläutert. An den Seitenrändern stehen darüber hinaus kurze Schlagworte, die anzeigen, worum es im folgenden Absatz geht. Auch die Literaturhinweise am Ende jedes Unterkapitels sind sehr hilfreich.
Der Unterschied zur ersten Auflage ist allerdings nicht sehr groß. Die Aktualisierungen beschränken sich auf einige redaktionelle Korrekturen und die Aufnahme einiger neuer Literaturtitel und Lebensdaten. Inhaltlich findet sich nichts Neues. Wer also die erste Auflage besitzt, hat wenig Grund sich die zweite anzuschaffen.
Inhaltlich ist das Buch eigentlich wenig zu kritisieren, da es ja nur einen ersten Überblick geben soll. Allerdings fällt schon an der einen oder anderen Stelle eine zu starke Verkürzung mancher Inhalte auf. So erwähnt Jordan im geschichtsphilosophischen Kapitel zum Beispiel mehrmals den historischen Materialismus, der auf das Ziel eines geschichtslosen Endzustands ausgerichtet sei. Zwar ist die marxsche Konzeption teleologisch, aber dass die Zeit nach einer kommunistischen Revolution selbst geschichtslos sei, ist ein wenig sehr verkürzt dargestellt, da es Marx nur um das Ende der Klassenkämpfe ging, er aber nicht jegliche gesellschaftliche Entwicklung nach einer Revolution infrage stellte.
Dennoch ist das Buch ein guter erster Einstieg, um sich einen Überblick über Methoden, Theorie und historische Entwicklung der Geschichtswissenschaft zu verschaffen. Ob die erste oder zweite Auflage dafür herangezogen wird, spielt allerdings keine große Rolle.
Eine Leseprobe gibt es auf der Verlagswebsite.