Rustikal wie das Original

Im süddeutschen Raum gehört Schafkopf zu den beliebtesten Kartenspielen. Es handelt sich um eines der wenigen Spiele, für die man das deutsche Blatt mit Ober und Unter und den Farben Eichel, Grün, Herz und Schellen benötigt. Damit ist es aber nicht getan, denn auch die Regeln unterscheiden sich deutlich von den weiter verbreiteten Spielen wie Skat, Doppelkopf oder Bridge. Nicht nur die Trümpfe, sondern auch die verschiedenen Ansagen haben einen ganz individuellen Charakter. Wer erwägt, sich das hier besprochene Spiel zu kaufen, sollte daher bereit sein, das zur Verfügung gestellte Tutorial ausführlich zu studieren: Schafkopf ist alles andere als ein intuitiv erlernbares Spiel.

Sauspiel, sehr viel Herz, und es geht drunter und drüber – nein, Ober und Unter

Die unbedarfte Rezensentin ging nach oberflächlichem Studium der Regeln trotz des recht gut angelegten Tutorials auch im Anfängermodus sang- und klanglos unter, anders als etwa beim Canasta. Herz ist Trumpf, wenngleich nicht immer, die Ober und Unter trumpfen noch sehr viel besser, je nach Farbe, die beim Sauspiel ausgerufene Farbe hat eigentlich nur den Sinn, den Partner beim Spiel zu erkennen (wie beim Bridge spielt man bei dieser Variante im Team), beim Geier sind die Ober Trümpfe und beim Wenz die Unter: liebe Güte. Der Erfahrene schmunzelt und steigt ins Spiel ein, der Anfänger glotzt und kassiert Minuspunkte zuhauf, außer, er hat zufällig drei Ober und erinnert sich daran, dass da was mit einem Vogel war.

Liebe Anfänger, nicht den (Schaf-)Kopf hängen lassen

Wie auch bei den anderen Spielen der Reihe wurde die Hintergrundgrafik einem eleganten modernen Wohnzimmer angepasst, zum Schafkopf hätte eher Wirtshausatmosphäre gepasst. Das gilt auch für die Wirtshaus-atypische Musik – Schafkopf und Untermalung zwischen Klassik und Sphärenklängen, hingegen aber wiederum passend die Stimmen der Spieler im bayrischen Dialekt, nun ja.

Wie bereits erwähnt, Fortgeschrittene finden sicher unmittelbar ins Spiel und können dann auch zwischen den Anforderungen wählen (Anfänger – Normal – Profi), der Anfänger studiert das Tutorial und versucht sich dann mit schwirrendem Kopf, und oft versteht er nicht, wer den Stich macht und warum. Allerdings scheint es häufig so, als ob der Partner beim Sauspiel völlig sinnfrei agierte, sodass der Spieler selbst von diesem virtuellen Mitspieler noch heruntergezogen wird (dies auch bei den höheren Modi). Es ist nicht einmal immer ersichtlich, warum der Spieler nur die eine Karte, die angezeigt wird, ausspielen darf – immerhin erhält er diese Hilfestellung – und nicht die Farbe, die der Angebende gewählt hat.

Hier bestünde im Anfängermodus definitiv Verbesserungsbedarf, zumindest ein wegklickbarer Hinweis, warum der Gegner den Stich gemacht hat und welche Karte der Spieler besser gewählt hätte, denn nur so kann man sich effektiv verbessern! Der Umstand, dass es sich um ein Wirtshausspiel handelt, besagt nicht, dass die Regeln eingängig sind. Sie sind es nicht.

Übung und Googeln nach den Regeln sorgen natürlich für den Fortschritt, interaktive Hinweise, ins Spiel integriert, wären jedoch um Längen besser. Warum gibt es eigentlich keine Sammlung von wenigen Demo-Spielen, anhand derer sich die verschiedenen Ansagen und einige Strategien erschließen?

Das Spiel ist bestens bedienbar, hier gibt es keinerlei Probleme – getestet an Windows 7. Es wirkt aufgeräumt, sauber – halt kein Wirtshaus – und bietet Fortgeschrittenen und Könnern definitiv eine geeignete Plattform, zumal es sich auch mit Spielern an mehreren PCs und online spielen lässt, der Anfänger bleibt jedoch verwirrt und wohl auch frustriert zurück.