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Stuttgart: Im Eulenrain beginnt der nächste Einsatz für Kommissarin Anita Schenk und ihr Team. Nach dem Brand in einem Wohnhaus wird eine männliche Leiche gefunden, eigentlich Routinearbeit. Aber als der unter Verdacht stehende Nachbar sich absetzt und Anitas Team von einer dubiosen Sicherheitsfirma beschattet wird, gerät die gegründete Sonderkommission
Eule unter Druck. Was hatte der Tote für ein Geheimnis? Neben der unverhofft auftauchenden Tochter des Verstorbenen schieben sich auch ein wertvoller Schatz und Geschehnisse während des Zweiten Weltkriegs in den Fokus der Ermittler. Ganz nebenbei steht Kommissar Berger nach seiner übereilten Abreise in die Türkei wieder vor Anita und macht dabei nicht den besten Eindruck.
Anita Schenks dritter Fall "Tödlicher Handel" ist erwachsener und deutlich durchwachsener als die beiden vorherigen Fälle (
Blinde & Gangta,
Dienstage & Silvester) ausgefallen. Ein stetiger Wandel im Team ist zu spüren und sorgt neben der Krimi-Handlung für Spannung, aber dieser Nebenschauplatz wird letztendlich zu sehr ausgereizt. Kommissar Berger dient in diesem Buch als Ersatz für Anitas Eheprobleme, die noch im vorherigen Werk thematisiert wurden, und bietet als labiler, dem Suizid zugewandter, unberechenbarer Kommissar ein wenig Abwechslung, nervt den Leser aber schnell mit seiner überhasteten in Selbstmitleid schwimmenden Art. Solide Polizeiarbeit sieht anders aus. Für Berger bleibt nur die Rolle des überzeichneten Actionhelden, was aber weder zu ihm noch wirklich zur Reihe passt.
"Ein Stuttgart-Krimi", so lautet der Untertitel, doch diesmal mag das Feeling der Regionalkrimis einfach nicht aufkommen. Zwar werden, wie bei den vorherigen Bänden, Gegebenheiten und Orte geschickt eingestreut, aber die Handlung entwächst dem "Ländle" doch sehr schnell. Zweiter Weltkrieg, Nationalsozialisten und Nazi-Beutekunst vor der Küste Schwedens? Das Thema ist schon so oft aufgegriffen worden und damit auch stark abgegriffen. Autor Jochen Bender gelingt es hier nicht es neu, innovativ oder einfach spannend in Worte zu fassen. So gelangt der Leser von einer verkohlten Leiche in Stuttgart schnell in die Vergangenheit, hinüber nach Schweden, um dort ziemlich abgedrehte Abenteuer am und unter Wasser zu erleben. Es fehlt an Kontinuität. Schenk war bisher die akribische, verbissene Kommissarin, die sich in Arbeit hineinkniete und so dem Täter auf die Spur kam. Hier wird ihr der Fall durch den Nazi-Einwurf entrissen und erst später wieder zugetragen, es agieren und ermitteln schlichtweg völlig Unbekannte - die Leselust verpufft von Seite zu Seite mehr.
Sex ist etwas Schönes und in den meisten Werken kann die Liebe und das Verlangen der Geschichte noch etwas Besonderes geben. Hier ist dem leider nicht so. Bereits bei den ersten Anzeichen, dass sich die Schenk-Reihe nun auch auf dieses Gebiet wagt und mit Erotik arbeiten will, geht dies schief. Hier ein wenig Lust, dort ein wenig Sex und ein bezahlter Killer vergisst seinen Auftrag und beschäftigt sich lieber im Haus des potenziellen Opfers mit sich selbst, anstatt seinen Job zu erledigen. Vom Unterwassersex beim Tauchen einmal ganz abgesehen.
Kurzum: "Tödlicher Handel" enttäuscht. Eine globale Verstrickung bis zurück in die Weltkriegsjahre und dubiose Akteure auf der Suche nach verschollener Kriegsbeute harmonisieren weder inhaltlich noch passen sie zu Anita Schenk und ihrem Team. Daher kommt die Auflösung wohl auch folgerichtig nicht aus der Hand der Ermittler. Schwach, aber der letzte Satz des Werkes lässt auf einen besseren vierten Teil hoffen.