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Die WBG bietet mit ihrer Reihe "Geschichte Kompakt" kurze und fundierte Einführungen in wichtige historische Epochen. Das neueste Buch der Reihe von Andreas Rose führt in die deutsche Außenpolitik zwischen 1890 und 1918 ein.
Auf fast 150 Seiten und in sechs chronologisch gegliederten Kapiteln erzählt "Die Außenpolitik des Wilhelminischen Kaiserreichs" die Diplomatiegeschichte, die in den Ersten Weltkrieg führte. Zunächst wird auf die außenpolitischen Akteure der Regierungsjahre Wilhelms II. eingegangen. Hier werden Institutionen wie Reichskanzler, Presse oder Auswärtiges Amt erläutert.
Die nächsten beiden Abschnitte behandeln die 1890er Jahre, die von Wilhelms Streben geprägt sind, von Bismarcks Bündnispolitik zur "Weltpolitik" zu wechseln. Die nächsten beiden Kapitel stellen dar, wie diese Poltik zwischen 1900 und 1914 scheitert und sich das Reich diplomatisch in eine Sackgasse manöveriert, aus der es nicht mehr herauskommt. Im sechsten Kapitel wird schließlich die Außenpolitik während des Weltkrieges dargestellt.
Das Buch endet mit einer zusammenfassenden Schlussbetrachtung sowie mit einer Auswahlbibliographie und einem Personen- und Sachregister.
Andreas Roses "Die Außenpolitik des Wilhelminischen Kaiserreichs 1890-1918" ist eine vollauf gelungene Einführung, die sowohl Studenten als auch generell am Thema Interessierten einen prägnanten und fundierten Einstieg auf aktuellem Forschungsstand bietet.
Der Autor vermag es durchgehend, die Weltbilder und Interessenslagen aller Akteure nachvollziehbar darzustellen. Dabei geht er auch immer wieder auf die Perspektiven und Probleme der Diplomatie der anderen Großmächte ein, insbesondere die englische Situation wird stark berücksichtigt. So bekommt der Leser einen guten Überblick sowohl über Irrtümer und Fehleinschätzungen der handelnden Personen als auch über deren Dilemmata und Handlungszwänge. Dabei ist Rose sehr bemüht, nicht nur allein die deutsche Schuld am Weltkrieg herauszuarbeiten, sondern die Verfehlungen und Unterlassungen aller beteiligten Regierungen. So entsteht ein differenziertes Bild, das bis vor wenigen Jahren in der Forschung so noch nicht verbreitet war, ohne die Verantwortung der deutschen Regierung zu vernachlässigen.
Ebenfalls auf aktuellem Forschungsstand zeigt sich die Einführung durch die Berücksichtigung der Öffentlichkeit und der nationalen Presselandschaften. Oftmals wollten die Regierungen kompromissbereiter agieren, als die öffentliche und veröffentlichte Meinung es ihnen ermöglichte. Gerade zwischen England und dem Deutschen Reich kam es zu Pressekriegen, die beiden Regierungen sehr ungelegen waren und so manche politische Initiative verhinderten.
Der Text der Einführung wird durch einige sinnvolle Zusatzinformationen ergänzt. So gibt es eine Karte Europas am Anfang des Buches und in den Kapiteln finden sich zahlreiche Infokästen zu Politikern oder Ereignissen mit lexikalischem Charakter. Außerdem wird jedes Kapitel mit einer kurzen Chronologie eingeleitet.
Insgesamt ist so eine hervorragende Einführung entstanden, die gerade für angehende Historiker im Studium eine fundierte Zusammenfassung des aktuellen Forschungsstandes zu einem günstigen Preis bietet!