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Es gibt nichts Schlimmeres, als vor einem Feind zu fliehen, der sich nicht in seiner wahren Gestalt offenbart. Eine Erfahrung, die eine englische Familie machen muss, die über Generationen von einem übermenschlichen Wesen verfolgt wird, das nicht nur die Gestalt eines jeden Menschen annehmen kann, sondern auch nahezu unsterblich ist. Von seinem Clan verstoßen und seiner großen Liebe beraubt, hegt der aus Ungarn stammende Gestaltenwandler Jakab nur das eine Ziel, unter den weiblichen Nachfahren seiner einstigen Geliebten eine neue Gefährtin zu finden. Ein Ansinnen, das er mit allen Mitteln verfolgt und womit er Unglück über eine Reihe von Menschen bringt, die seit Jahrhunderten seinem mörderischen Treiben ausgesetzt sind. Auch die junge Hannah Wilde mit ihrem schwer verletzten Ehemann Nate und der neunjährigen Tochter Leah befindet sich auf der Flucht vor dem rachsüchtigen Wesen, und während sie in einem abgelegenen Farmhaus in den Bergen untertauchen, setzt Jakab alles dran, sie zu finden.
"Der Bann" ist das Debüt des britischen Autors Stephen L. Jones, der mit seiner Geschichte um eine ungarische Legende dem Leser einige spannende Stunden beschert, allerdings auch dessen volle Aufmerksamkeit fordert. Denn um die unrühmlichen Taten eines gefährlichen Sonderlings und die damit verbundenen Qualen einer Familie darzustellen, hat er drei verschiedene Zeitebenen gewählt, die in stetigem Wechsel zum Tragen kommen. So lernt der Leser zum einen Hannah und ihre Familie kennen, die während eines dramatischen Fluchtversuches unsägliche Ängste ausstehen müssen, zum anderen ist er dabei, als der starrköpfige Geschichtsprofessor Charles Meredith im Jahr 1979 seine zukünftige Frau kennen lernt und sich mit ihrer unfassbaren Familiengeschichte auseinandersetzen muss. Dann wiederum taucht er in ein früheres Ungarn ein, wo 1873 ein unfolgsamer Sohn von seiner Familie verstoßen wird.
Erzählt wird das Ganze in einem gut lesbaren Schreibstil, der, mit vielen spannenden Szenen angereichert, von Beginn an zu fesseln versteht. Dabei ist es nicht das ereignisreiche Geschehen allein, das einen unablässigen Sog auf den Leser ausübt, sondern vor allem das ungewöhnliche Schicksal der unter einem Bann stehenden Familien und der daraus resultierende Kampfeswille, der fasziniert. Doch nicht nur das entbehrungsreiche und mit vielen Gefahren verbundene Leben der von dem Gestaltenwandler verfolgten Familien wird mit allen seinen Höhen und Tiefen dargestellt, auch die verheerenden Ereignisse im Umfeld eines Jungen, der unbemerkt zum Monster wurde, nehmen einen Teil der Handlung ein. Beschreibungen, die erst ganz allmählich die Tragweite einer Entwicklung offenbaren, die von familiären Verstrickungen und einem grausamen Verrat getragen ist und am Ende des Buches zu einem tödlichen Eklat führt.
Fazit:
"Der Bann" ist ein spannender und in die Tiefe gehender Mystery-Thriller, dessen ungewöhnliche Geschichte gleichermaßen bewegt und fesselt.
Eine Leseprobe gibt es auf der Seite des Verlages.