Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Die in Deutschland geborene türkischstämmige Derya Demizgül fühlt sich in ihrer Heimatstadt Berlin sehr wohl. Mit einem deutschen Jungen liiert und in ihrer Freundesgruppe anerkannt, hegt sie wenige Ambitionen, die Sommerferien mit ihren Eltern in Anatolien zu verbringen. Doch schwerwiegende Probleme in der Familie zwingen die 16-Jährige dazu, ihre Eltern zu den Verwandten zu begleiten, um dort von ihrer geplanten Vermählung mit einem ungeliebten Cousin zu erfahren. Ein harter Schlag für die junge Kurdin, die sich trotz verbindlicher Absprachen weiterhin mit ihrem Freund Valentin trifft und ihren Ungehorsam mit dem Leben bezahlt.
Ruth Holländer hat nach der Trennung von ihrem untreuen Ehemann die gemeinsamen Kinder allein großgezogen und in Ermangelung eines einträglichen Jobs ein französisches Bistro im Berliner Stadtteil Moabit eröffnet. Mit sich und ihrem beruflichen Arrangement zufrieden, verbringt sie einen großen Teil ihrer Zeit in dem gut laufenden Geschäft, bis sie plötzlich die Mitteilung erhält, dass sie zur Schöffin berufen wurde. Anfänglich noch mit Widerwillen, später mit großem Engagement kniet sie sich in die ungewöhnliche Tätigkeit einer ehrenamtlichen Richterin hinein und stellt schon bald eigene Ermittlungen in dem vermeintlichen „Ehrenmord“ an.
"Unschuldslamm" ist ein authentischer Krimi, der den Leser mitten in den Berliner Stadtteil Moabit versetzt, in dem fast jeder dritte Einwohner ein Ausländer ist. Eine Gemeinschaft, die verschiedene Kulturen in sich birgt, und deshalb ist es kein Wunder, dass die Autorin den heimtückischen Mord an einer dort wohnenden Deutsch-Kurdin thematisiert. Doch anstatt ein erfahrenes Ermittlerteam ins Rennen zu schicken, wählt sie für die Aufdeckung des grausamen Verbrechens eine schon fast als unscheinbar zu bezeichnende Mutter zweier Jugendlicher aus, deren Gerechtigkeitssinn gut entwickelt ist. So traut die erstmalig zur Schöffin berufenen Berlinerin auch eher ihrem Instinkt als den vorgebrachten Indizien und stellt schon bald die Anklage infrage.
Neben der Bistrobesitzerin und ehrenamtlichen Schöffin Ruth Holländer bestimmt eine Vielzahl weiterer Figuren das Geschehen, die von der Autorin glaubhaft und mit nachvollziehbaren Charaktereigenschaften beschrieben sind. Angefangen von Ruth Holländers pubertierender Tochter Annika und ihrer marokkanischen Mitarbeiterin Jamila über die in Berlin aufgewachsene Derya Demizgül und ihren des Mordes angeklagten Bruder Aras bis hin zu dem verschrobenen Schöffen Ernst Hochtobel und dem ermittelnden Staatsanwalt Hannes Eisenrauch lernt der Leser einen wichtigen Teil ihres Lebens kennen und kann so die verhängnisvollen Ereignisse gut nachvollziehen.
Fazit:
Der erste Fall der Berliner Schöffin Ruth Holländer kommt mit einem brisanten Thema daher und weiß vor allem durch die überzeugend geschriebene Story und die glaubhaften Charaktere zu überzeugen. Ein Krimi, der es in sich hat und gleichzeitig gut unterhält.
Eine Leseprobe gibt es hier.