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 Die Wunden heilen sehr schön

Feldpostkarten aus dem Lazarett 1914-1918


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis
"Die Wunden heilen sehr schön." So schreibt der deutsche Soldat Martin Gäckle im Mai 1915 aus dem Lazarett an seine Mutter. Dieses titelgebende Zitat ist geradezu protypisch für die Nachrichten, welche verwundete Soldaten immer wieder mittels Feldpostkarten aus den Lazaretten während des Ersten Weltkriegs an ihre Familie oder Freunde übermittelten. Doch ein Blick auf die umstehende Fotografie zeigt auch, dass hier wohl vor allem die Beruhigung der Angehörigen im Vordergrund stand. Denn dort blickt der Soldat Martin Gäckle mit ernster Miene in die Kamera, während seine neue Gehhilfe deutlich sichtbar neben seinem Sitz angelehnt steht.

In dem vorliegenden Band versammelt der Freiburger Medizinhistoriker Wolfgang U. Eckart unzählige solcher Bildpostkarten aus dem Lazarett. Die allesamt unveröffentlichten Bilddokumente ordnet er dabei gemäß den Bildmotiven in die folgenden vier Kategorien:

  • Schwestern, Ärzte, Mannschaften
  • Patienten - Porträts und kleine Gruppen
  • Patientengemeinschaften
  • Alltag im Lazarett

Die beiden letzten Kategorien untergliedert er zudem nochmals in die Bereiche "Betten- und Lazarettstuben", "Die Verwundetengemeinschaft" und "Der Lazarettverein" beziehungsweise in "Behandlung und Pflege", "Essen und Trinken", "Freizeit" sowie "Geschlechterbeziehungen". Jeder (Unter-)Kategorie stellt er dabei zunächst einen einleitenden Text voran, der sowohl die Zusammenhänge zwischen den anschließend abgedruckten Bildpostkarten als auch den Text-Bild-Bezug erläutert. Neben diesem Bildteil, der mehr als drei Viertel des Bandes einnimmt, führt Wolfgang U. Eckart in einem allgemeineren ersten Teil kurz in die Thematik (Bild-)Postkarte und Erster Weltkrieg ein. Zudem findet der Leser hier auch knappe Informationen zu "Krankenpflege und Lazarett im Ersten Weltkrieg".

Es ist sicherlich verdienstvoll, dass Wolfgang U. Eckart mit diesem Band nicht nur auf eine bislang weitgehend unbeachtete Quellengattung aufmerksam macht, sondern auch den großen Fundus seiner bislang zusammengetragenen Bildpostkarten einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich macht. Gleichwohl ist der Erkenntnisgewinn aus den abgedruckten Bilddokumenten überschaubar. Denn die Motive ähneln sich doch sehr. Immer wieder lassen sich dort nämlich zumeist mehr oder weniger große Personengruppen zu finden, sodass der Erkenntnisgewinn oft auf die Beziehungen zwischen den sozialen Akteuren innerhalb des Lazaretts beschränkt bleibt.

Auch mit den begleitenden Texten aus den Bildpostkarten ergeben sich nur eingeschränkte Perspektiven, da hier wie bei dem titelgebenden Zitat eher die Beruhigung der Angehörigen im Mittelpunkt stand als ein echter Einblick in die emotionalen Befindlichkeiten der Verwundeten und Rekonvaleszenten.

Letztlich trifft es der Autor sogar selbst auf den Punkt: "Nimmt man jedoch alle Bilder einmal zu einem Eindruck zusammen, so entsteht das träge Piktogramm des fast zeitlosen Wartens." Zwangsläufigerweise strahlen auch die zusammengestellten Bildkartenmotive diese Trägheit aus, sodass der Band trotz des inhaltlichen Versuchs einer Differenzierung recht redundant wirkt. Interessante Perspektiven bieten daher lediglich die nebenbei gemachten Bemerkungen, welche über die Bildprogrammatik hinausgehende Aussagen zum Lazarettleben im Ersten Weltkrieg liefern.

FAZIT: ein spezialisierter Blick auf eine unzweifelhaft bislang vernachlässigte Quellengattung zum Ersten Weltkrieg, die jedoch weit weniger Einblicke gewährt als uns der Autor glaubhaft machen möchte.

Weitere Informationen zum Buch, einen Blick ins Inhaltsverzeichnis sowie eine Leseprobe finden sich auf der Webseite des Verlags

Matthias Jakob Schmid



Softcover | Erschienen: 1. Oktober 2013 | ISBN: 978-3515104593 | Preis: 29,90 Euro | 210 Seiten | Sprache: Deutsch

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