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Ludmilla Tiller bleibt vor Überraschung der Mund offen stehen, als sie mitten auf dem Gang im Flugzeug ein kleines Wesen sieht, einem Eichhörnchen nicht unähnlich. Zu allem Überfluss ist es ordentlich gekleidet und kann sprechen. Die junge Frau fragt sich bereits, ob sie halluziniert, denn ihr Sitznachbar kann den merkwürdigen Besucher nicht wahrnehmen, als das ihre kleinste Sorge wird. Das Flugzeug stürzt nämlich ab! Alles, was sie noch tun kann, ist, dem Drängen des "Eichhörnchens" nachgeben, das sie auffordert, das Erbe ihrer Tante Petronella anzunehmen. Und zwar fix, bevor es zu spät sei. Voller Angst stimmt sie zu und krallt sich auf dem rasanten Weg in die Tiefe an den Arm ihres Sitznachbarn. Doch Ludmilla wird schnell feststellen, dass dieser Moment sich im Gegensatz zu allem, was sie in Kürze noch erleben soll, relativ normal anfühlt.
Plötzlich verändert sich alles um sie herum, wirklich alles. Die Sitze, ihre Mitreisenden, das Essen und vor allen Dingen das Flugzeug. Von einem Moment auf den anderen sitzt Ludmilla nämlich in einer Gondel, die an einem Drachen befestigt ist. Drachen? Es gibt nur zwei mögliche Erklärungen: Entweder sie ist tot oder sie träumt. Es gibt da nur ein Problem: Wieso sollte dann Juri, ihr Sitznachbar, immer noch der gleiche sein? Um das herauszufinden, haben die beiden nur eine Möglichkeit, sie müssen zu der Adresse, die auf der Visitenkarte steht, die Ihnen das "Eichhörnchen" gegeben hat. Dort werden sie hoffentlich antworten auf ihre Fragen finden. Bis dahin gilt es aber, sich in einer Welt zurechtzufinden, in der Geld nichts mehr wert ist, Taxifahrer nicht in Autos sitzen, sondern merkwürdige Tiere reiten und in der die "Teatime" eine ganz besondere Bedeutung hat ...
"New York" ist der erste Band der Reihe "Ehkhö – Spiegelwelt". Als Erstes stechen einem die wundervollen Zeichnungen von Alessandro Barbucci ins Auge, der dem jungen Leser durch "
Monster Allergy" bekannt sein dürfte, dem anspruchsvollen Comicfan durch die "
Sky Doll"-Serie. Ecken und Kanten sucht man in seinen Zeichnungen vergeblich, alles wirkt weich und rund. Seine Charaktere stellt er immer mit einem Hauch von Niedlichkeit dar, selbst wenn es sich um ein übles Monster oder einen riesigen Drachen handelt. Ein wahrer Augenschmaus, gerade auch für männliche Leser, dürften die weiblichen Figuren sein. Ohne sie obszön wirken zu lassen, gelingt es ihm, sie ausgesprochen sexy darzustellen. Einen kleinen Eindruck davon vermittelt bereits das Titelbild.
Autor des Comics ist Christophe Arleston, bekannt durch die Serien "Troll von Troy" und "
Die Schiffbrüchigen von Ythaq". Er beweist auch bei "Ekhö – Spiegelwelt", dass er eine Geschichte mit vielen Ebenen zu erzählen weiß. Im Vordergrund steht hier natürlich der Eintritt in die Welt Ekhö, in die die Protagonisten Ludmilla und Juri gleich zu Anfang der Geschichte katapultiert werden. Den besonderen Reiz bekommt sie dadurch, dass es tatsächlich eine Spiegelwelt ist, wie es der Titel verspricht, das heißt, wir sehen immer noch New York vor uns, mit einigen ganz prägnanten Dingen, die einen großen Wiedererkennungswert haben. Zum Beispiel die Freiheitsstatue oder die U-Bahn. Doch alles ist auf fantastische Weise verändert. Arleston erfreut den Leser mit einer Menge großer und kleiner Ideen, die dieses zauberhafte und doch bizarre, neue Land darstellen. Konkret nutzt er dafür seine beiden Protagonisten Ludmilla und Juri, die sich auf eine entzückende Weise nicht immer ganz grün sind. Das ist zusätzlich genau der Punkt, an den er anknüpft, um eine Vielzahl an humoristischen Szenen in dem Band unterzubringen, die einen immer wieder schmunzeln lassen.
Und dann startet auch schon die eigentliche Geschichte um die "Eichhörnchen"-Wesen, die in Ekhö Preshauns heißen und die ein ganz besonderes Geheimnis hüten. Garniert wird die Handlung mit einer klassischen, kleinen Detektiv-Geschichte, die quasi noch "im Vorbeigehen" gelöst wird. Diese vielen, unterschiedlichen Ebenen, auf denen der Comic spielt, machen ihn so spannend und lassen den Leser schnell in die komplexe und doch leicht verständliche Welt eintauchen.
Als Bonus befinden sich am Ende des Bandes zahlreiche Skizzen, Entwürfe und Illustrationen, dank derer man einen kleinen Einblick in die Entstehung von "Ekhö – Spiegelwelt" bekommen kann.
Kurz und gut: Der erste "Ekhö – Spiegelwelten"-Band "New York" ist ein rundum gelungener Comicspaß. Hier stimmt einfach alles, die Geschichte hat Humor und ist spannend, die Zeichnungen laden zum Schwelgen ein. Was will man mehr? Den zweiten Band natürlich!
Auf der Webseite des Splitterverlags kann man in die ersten Seiten des Comics reinlesen.