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 Noah


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Man stelle sich folgendes Szenario vor: Man erwacht schwer verletzt in einem Berliner U-Bahn-Tunnel und kann sich nicht mehr erinnern, wer man ist, wo man herkommt und warum man eine Schusswunde hat. Zweifellos ein Albtraum - und genau dieser Albtraum widerfährt Noah, der sich so nennt, weil er das Wort "Noah" mit schwarzer Tinte in den Handballen tätowiert hat. Ob dies sein echter Name ist oder ob das Wort etwas völlig anderes bedeutet, kann Noah, der sich dem freundlichen, aber paranoiden Obdachlosen Oscar angeschlossen hat, nicht sagen.
Die Welt scheint ohnehin zunehmend verrückter zu werden: Auf den Philippinen ist eine hochgefährliche Seuche, die sogenannte Manila-Grippe, ausgebrochen und breitet sich unerbittlich immer weiter über den Erdball aus. Noah ahnt nicht, dass er selbst in engem Zusammenhang mit der Manila-Grippe und mit einem Projekt steht, das einem Großteil der Menschheit den Tod bringen könnte. Und dann sind Noah und Oscar plötzlich mittendrin in einem gigantischen, verwirrenden und vor allem potentiell tödlichen Netz aus Mord, Intrigen und Lügen. Könnte Noah sich doch nur erinnern, wer er ist! Doch bizarrerweise wird die Enthüllung seiner Vergangenheit für ihn im Laufe der rasanten und gefährlichen Reise, die er nun antritt, immer nebulöser und seltsamer ...



Sebastian Fitzek gehört zu den erfolgreichsten deutschen Autoren und begeistert seine große Fangemeinde seit einigen Jahren vor allem mit beinharten Thrillern, die oft Wahnsinn und psychopathische Einzeltäter zum Thema haben. Mit "Noah", seinem neuesten Roman, schlägt Fitzek aber ganz andere Wege ein. Das Werk weist einige Parallelen zu Dan Browns 2013 erschienenem Verschwörungsthriller "Inferno" auf - zum Glück ist Fitzeks Variante des Themas aber gelungener und leidenschaftlicher umgesetzt (und abgesehen davon bietet Noah, der Mann ohne Gedächtnis, einfach einen größeren Unterhaltungs- und Sympathiefaktor als der langweilige Alleskönner Robert Langdon).
Das Eingangsszenario - ein Mann ohne Erinnerung findet sich plötzlich als Obdachloser in den Straßen Berlins wieder - ist schon ein verdammt spannender Einstieg, aber der Autor hält sich nicht lange nur mit Noahs mysteriösem Schicksal auf, sondern lenkt die Aufmerksamkeit des Lesers auf globale Probleme und Verstrickungen, die heute aktueller sind denn je: eine rasant anwachsende, bereits jetzt dramatische Überbevölkerung, knapper werdende Ressourcen, ein ausgebeuteter Erdball und Ungleichverteilung, wohin man sieht. Sehr plakativ stellt Fitzek dabei Reichtum, Verschwendungssucht, Konsum und ein auf Gewinnmaximierung ausgelegtes System einer völlig anderen Welt gegenüber, die von bitterster Armut geprägt ist, und entführt den Leser in die Slums von Manila. Das große Thema des Buches - der drohende letzte Kampf um die versiegenden Ressourcen - ist verpackt in eine enorm spannende Story, die mit großartigen Verfolgungsszenen, spektakulären Wendungen und Fitzek-typisch auch mit krachender Action aufwartet. Trotz dieser Zutaten und vieler filmreifer Szenen ist der Kern des Romans aber die ganze Zeit die Realität, und die ist bitter.
"Noah" unterhält nicht nur, sondern bringt den Leser definitiv auch zum Nachdenken über seine eigenen Gewohnheiten. Das Hinterfragen des eigenen (Konsum-)Verhaltens ist heute ein wesentlich größeres Thema als noch vor einigen Jahren. Wo kann man noch guten Gewissens Kleidung kaufen? Wie kann ein Hamburger nur einen Euro kosten, obwohl er aus einem lebenden Tier gemacht wird? Brauche ich alle zwei Jahre ein neues Handy? Und kann man als einzelne Person überhaupt irgendetwas ändern - oder wird die Menschheit sich in nicht allzu langer Zeit selbst ausgerottet haben, ganz egal was wir tun? Überaus lesenswert ist in dieser Hinsicht übrigens erneut das Nachwort, in dem Sebastian Fitzek seine eigenen Gedanken zum Thema schildert und deutlich macht, dass "Noah" nicht mit ökomoralisch erhobenem Zeigefinger daherkommen will - ist doch der Autor, genau wie seine Leser, selbst ein Teil des kritisierten Systems und dabei mehr Täter als Opfer.

Fazit: Spektakulärer Thriller mit wahrem Kern - packend und gleichzeitig nachdenklich stimmend. Mal ein "ganz anderer" Fitzek, aber gerade deshalb sehr lesenswert!

Zur Website des Autors mit XXL-Leseprobe, kostenloser App zum Buch, Videomaterial und vielem mehr: www.sebastianfitzek.de/buch/noah

Christina Liebeck



Hardcover | Erschienen: 1. Dezember 2013 | ISBN: 978-3785724828 | Preis: 19,99 Euro | 560 Seiten | Sprache: Deutsch

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