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"Wo eine Rauchsäule aufsteigt, kann man sicher sein, dass Kriminelle ihrem Tagesgeschäft nachgehen. In Bagdad herrscht das Gesetz der Gesetzlosen. Und es schlägt die Stunde der Denunzianten." In seinem Reportagen-Buch "Verrückte Welt" schreibt Friedrich Orter, Reporter für den österreichischen Fernsehsender ORF, über seine Einsätze in Krisen- und Kriegsgebieten.
Stets auf Reisen sein, dicht hinter den Frontlinien agieren und Berichte aus entlegenen Weltteilen an die Redaktion durchtelefonieren - in diesem Bild vom abenteuerlichen Leben eines Auslandskorrespondenten liegt ein Körnchen Wahrheit. Der Großteil der täglichen Arbeit allerdings besteht aus Routine, die mit viel Disziplin organisiert sein will. Denn der Auslandskorrespondent muss ständig auf dem Laufenden über die Ereignisse in seinem Berichtsgebiet sein.
Der Krieg im Irak hat einmal mehr gezeigt, dass Auslandskorrespondenten gefährlich leben. Die Zahl der von amerikanischen und irakischen Bomben und bei Selbstmordanschlägen getöteten Journalisten steigt. Unter ihnen war auch der deutsche Focus-Redakteur Christian Liebig, 35, der eine US-Infanteriedivision begleitete.
In den dreißig Jahren seiner journalistischen Tätigkeit ist auch Friedrich Orter mehrmals in Gefahrensituationen geraten. Im Irak war er potenzielles Opfer professioneller Kidnapper, in Albanien dann tatsächliches Ziel eines Raubüberfalls und in Afghanistan und Ex-Jugoslawien den Launen der verschiedenen Milizen und Militärs ausgesetzt. Dabei trifft der Redakteur immer wieder auf eine "verrückte Welt", wie es der Titel des Buches bereits andeutet. Orter begegnet auf seinen Reisen Menschen in völlig aus den Fugen geratenen Lebensumständen und bewegt sich in gefährlichen Grenzbereichen.
Der österreichische Fernsehjournalist bezeichnet sich zwar selbst als "Augenzeuge der Weltpolitik", aber seine Erlebnisberichte handeln weniger von großen politischen Zusammenhängen als von persönlichen Erlebnissen mit den "kleinen" Leuten, von Menschen, die in den Krisengebieten täglich mit Elend und Gewalt konfrontiert sind. Sein Schreibstil ist knapp, ironisierend und nicht zu hochtrabend. Er beschreibt sehr detailliert seine Erlebnisse, in den Ländern, die nicht "zu den Erholungsgebieten gehören" und untermalt seine Berichte mit Fotografien.
Wünschenswert wären noch eine nähere Analyse der erlebten Konflikte und eine Erklärung der historischen und politischen Hintergründe gewesen. Leider ist Friedrich Orter der deutschen Leserschaft auch nicht als Fernsehjournalist bekannt, so dass ein Widererkennungseffekt wegfällt. Nichtsdestotrotz ist "Verrückte Welt" ein interessantes Buch für alle, die sich für das Leben eines Auslandskorrespondenten oder die Erfahrungen von Menschen in Krisengebieten interessieren.