Susan Morrow, die als Englischlehrerin am Junior College tätig ist, liebt es ihre Abende mit einem guten Buch zu verbringen. Ohne sich von ihren Kindern stören zu lassen, sitzt sie oft stundenlang da und taucht tief in das Leben fiktiver Figuren ein. Doch als sie von ihrer einstigen Jugendliebe und späterem Exmann Edward ein Manuskript erhält, mit der Bitte, ihre Meinung zu seiner Romanvorlage zu äußern, ist sie überaus skeptisch. Schließlich hat sich Edward in der kurzen Zeit ihrer Ehe bereits erfolglos mit dem Schreiben befasst und in ihr seine größte Kritikerin gefunden. Deshalb dauert es auch mehr als zwei Monate, und erst als ihr zweiter Mann Arnold zu einem Medizinerkongress fährt und Edward sein Kommen ankündigt, rafft sich Susan auf, um einen ersten Blick zu riskieren. Doch was mit Widerwillen beginnt, schlägt schnell in Begeisterung um und schon bald fiebert Susan ihren Leseabenden entgegen.

Tony Hastings, der zu nachtschlafender Zeit mit seiner Ehefrau Laura und der gemeinsamen Tochter Helen auf dem Highway unterwegs ist, wird plötzlich von einem fremden Auto massiv bedrängt. Gerade noch mit seinen Gedanken an den bevorstehenden Urlaub beschäftigt, findet er sich nach einem Zusammenstoß am Standstreifen wieder, während ihm drei fremde Männer gegenüberstehen. Eine Situation, der er nicht gewachsen ist und so kommt es, dass die nächtliche Fahrt zu einem Albtraum eskaliert und der Mathematikprofessor dem grausamen Geschehen hilflos gegenübersteht. Denn ohne den Versuch einer Gegenwehr wird er Zeuge, wie zwei der Missetäter Laura und Helen entführen, während er von dem dritten auf einer Waldlichtung ausgesetzt wird.

"Tony & Susan" ist ein spannender und sehr emotionaler Roman des inzwischen verstorbenen Schriftstellers Austin Wright, der bereits 1995 in Deutschland erschienen ist und erst mit der Neuübersetzung von Sabine Roth die ihm gebührende Aufmerksamkeit erhält. In ihm spielt die Englischlehrerin Susan Morrow eine entscheidende Rolle, die von ihren Pflichten als Ehefrau und Mutter in einer Weise eingenommen wird, die als selbstlos zu bezeichnen ist. Bereits in der ersten Ehe schamlos ausgenutzt, hat sie mit ihrem zweiten Mann wiederum kein Glück und muss mit ansehen, wie dieser nur für seine Karriere und der Läsion mit einer Arzthelferin lebt. Doch anstatt sich aufzulehnen, fügt sie sich ihrem Schicksal und zieht ihre Kraft aus unzähligen Büchern.

Doch nicht nur Susans Unvermögen über ihren eigenen Schatten zu springen und Wagnisse einzugehen wird in dem verschachtelten Roman thematisiert. Auch das vernunftgesteuerte Benehmen des intellektuellen Professors Tony Hastings steht zur Debatte, der durch seine anerzogene Kontrolliertheit alles verliert. Zwei Figuren, die sich in vieler Hinsicht gleichen und so geschieht es, dass Susan ihre Schwächen wie in einem Spiegel präsentiert bekommt, als sie das Manuskript ihres Exmannes liest. Eine Erkenntnis, die erst allmählich wächst und am Ende des Buches nicht nur sie gedankenverloren zurücklässt.

Fazit:
"Tony & Susan" ist ein Ausnahmeroman, der den Leser von Beginn an in seinen Sog zieht und ihn, anstatt über die Seiten zu jagen, langsam genießen lässt.

Einen Blick ins Buch gibt es auf der Website des Verlages.