Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Mit "Esprit Montmartre" beherbergt die Frankfurter Kunsthalle Schirn zweifellos einen der großen Höhepunkte des Kunstjahres 2014. Die Ausstellung läuft bis zum 1. Juni 2014 und zieht Besucher aus dem In- und näheren Ausland an, nicht zuletzt Menschen aus Paris.
Im Hirmer Verlag ist der Katalog zur Ausstellung erschienen, und er bietet nebst Abbildungen der einzelnen Exponate und Informationen darüber zehn Essays zu Themen, die dem Leser die in der Ausstellung gezeigte Welt zusammen mit ihrem kunst- und kulturhistorischen Kontext nahe bringen.
Die Essays umfassen sämtliche Inhalte der Ausstellung: die Ursprünge der Bohème auf dem damals recht "asozialen" und wenig erschlossenen Montmartre; dessen Vorgeschichte und Topografie; die Bohème des Montmartre um 1900; Tanzlokale und Cabarets mit ihrem Glanz und Schattenseiten (Prostitution!); der Montmartre und die Druckgrafik; die Jahre von Toulouse-Lautrec, van Gogh, den katalanischen Künstlern, van Dongen und Picasso am Montmartre.
Schon lange dient der Ausstellungskatalog nicht mehr einfach der Abbildung und Auflistung von Exponaten, sondern auch der Information des Museumsbesuchers, der nach Hintergrundwissen sucht - und im Idealfall kann das Buch den Ausstellungsbesuch beinahe ersetzen, hat doch nicht jeder Interessierte Gelegenheit zu einem Ausflug in die jeweilige Stadt.
Auch "Esprit Montmartre" gehört zu den Ausstellungskatalogen, denen der Spagat gelingt: Einerseits finden die Besucher neben den sehr hochwertigen Abbildungen der Exponate und den wesentlichen Informationen zu den Werken sehr viel an weiterführendem, dabei angenehm zu lesendem Material - die ideale Vor- und Nachbereitung! -; andererseits kann sich jeder Kunstfreund die Inhalte der Schirn-Ausstellung anlesen und einen Eindruck von ihr erhalten, ohne sich nach Frankfurt zu begeben. Natürlich kommen auch die hochwertigsten Abbildungen nicht an die Originale und ein Buch nicht an das Flair einer Ausstellung heran, doch vermitteln die Essays und der eng an den Schirn-Themenbogen angelehnte Aufbau des Buchs einen sehr intensiven Eindruck vom Zauber und Fluch des Miteinanders am Montmartre um 1900: Kleinkriminelle, Ausgestoßene, Prostituierte, ihre Kunden und Zuhälter, Absinth; alles im Umfeld der Cabarets und ihrer bunten Scheinwelt - und selbstverständlich die Künstler, die sich zu dieser Zeit verstärkt jenen Themen abseits der "High Society" widmeten; entlarvend, empathisch, romantisierend, dokumentierend, zynisch.
Besonders wertvoll sind die Kurzbiografien der Künstler, die zumindest Lebensphasen am Montmartre verbrachten und diesen ebenso prägten wie umgekehrt. Das Buch bietet eine einmalige Zusammenstellung dieser Persönlichkeiten, ebenso lernt der Leser jedoch Förderer kennen und all jene, die den Montmartre zu einer Institution machten, als die er heute noch gesehen wird.
Kurz, wer Freude hat an der französischen und von Paris inspirierten Kunst der vorletzten Jahrhundertwende, kommt an diesem Buch kaum vorbei, ob er nun die Schirn aufsucht oder nicht. Den Besucher bereichert der Band um viele weitere Eindrücke, dem weniger reiselustigen Kunstfreund schenkt er einen ganz einmaligen Mikrokosmos: den Montmartre mit all seinen Facetten in einer Zeit des Umbruchs.
Einen
Blick ins Buch bietet die Verlagsseite zum Buch an.