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Am Ende des
ersten Teils von "Fillory" lässt der gebrochene Quentin sich von seinen Freunden im Büro abholen und kehrt entgegen seinen Plänen doch nach Fillory zurück, wo er fortan gemeinsam mit Julia, Eliot und Janet als Königinnen und Könige herrscht. Der zweite Roman, "Der König von Fillory", setzt genau hier an.
"Doch diese Welt war nicht so, wie sie sie sich vorgestellt hatten. Fillory war in Wirklichkeit düsterer und gefährlicher als in den Büchern. Schlimme Dinge ereigneten sich dort, schreckliche Dinge ..."
Für Quentin und seine drei Freunde scheint der Traum wahr geworden zu sein: Sie leben ein verschwenderisches, traumhaftes Leben im magischen Fillory, wobei es ihnen an nichts mangelt und sie überdies für ihre Heldentaten verehrt und bewundert werden. Doch die grauenhaften Ereignisse in Embers Grab und die schlimmen Verluste, die die Freunde erleiden mussten, nagen weiter an Quentin. Zudem bemerkt er bald, dass das Leben als König zwar luxuriös und sorgenfrei ist, aber auch gnadenlos langweilig und ereignisarm. Schließlich bietet sich für Quentin jedoch ein neues Wagnis: Er segelt zur einer weit draußen im Ozean gelegenen Außeninsel, nicht ahnend, dass ihn und die Besatzung der
Muntjak nicht bloß ein Abenteuer erwartet, sondern vor allem Tod, Mühsal und Verlust. Bald zeigt Fillory erneut sein schreckliches Gesicht, das ganz und gar nicht der heilen Welt aus den Kinderbüchern entspricht. Und ehe er es sich versieht, ist Quentin in die härteste Prüfung seines Lebens verstrickt. Wenn er scheitern solle, wird Fillory untergehen ...
Ein Wort vorab: Wer den
ersten Teil der Fillory-Romane nicht gelesen hat, sollte die Finger von diesem Roman lassen; zu viel entgeht sonst dem Leser, viel zu vieles bleibt völlig im Unklaren. Alle anderen können sich in diesen heiß ersehnten Nachfolger von "Die Zauberer von Fillory" stürzen. Wie bereits im ersten Band lässt Lev Grossman sich Zeit, um die Ereignisse in Gang zu bringen - vielleicht zu viel Zeit. Manche Szenen und Entwicklungen sind stark in die Länge gezogen und wenig spannend. Tatsächlich kommt erst im letzten Drittel so richtig Schwung in die Sache. Allerdings, das muss man dem Autor zugutehalten, wird am Ende alles perfekt zusammengeführt und ergibt ein großes, wunderbar komponiertes Ganzes. Durchhalten auch bei kleineren erzählerischen Durststrecken wird also belohnt.
In diesem Roman hat Grossman nicht nur Quentin, sondern vor allem die rätselhafte Julia in den Mittelpunkt gestellt, die im ersten Teil durch die Brakebills-Prüfung fiel und danach fast verrückt wurde. In sich abwechselnden Erzählsträngen berichtet der Autor zum einen von der fantastischen und lebensgefährlichen Queste zur Rettung Fillorys in der Gegenwart, zum anderen von den Ereignissen, die Julia zu der gemacht haben, die sie ist. Julias Geschichte ist so faszinierend wie schrecklich zu lesen - am Ende entladen sich die Ereignisse in einer grauenhaften, unglaublich packenden und gnadenlos brutalen Szene, die dem Leser den Atem stocken lässt. Und auch die Reise der
Muntjak ist wieder spannend und originell, so wie es Fillory generell ist. Nicht alle Ereignisse tragen sich in Fillory selbst zu - Quentin muss erneut mehrere Welten durchschreiten, um ans Ziel zu gelangen. Manchmal hat der Leser geradezu das Gefühl, dass Grossman die Ereignisse absichtlich etwas dahinplätschern lässt und so Quentin und den Leser in Sicherheit wiegt - bis dann mit einem Krachen etwas Schlimmes und Dramatisches passiert, was umso schwerer wiegt und zeigt, dass Fillory kein Märchenland ist, sondern ein gefährlicher Ort, an dem man sein Leben verlieren kann. Deutlich angelehnt an die Narnia-Abenteuer, aber eben klar für (junge und alte) Erwachsene geschrieben und voller fantastischer Einfälle: Das ist auch hier die Devise und macht wirklich viel Spaß beim Lesen, zumal es ein Wiedersehen mit einigen interessanten Figuren aus dem ersten Teil gibt - Josh, Penny und sogar Martin Chatwin haben einen Weg in diesen zweiten Fillory-Roman gefunden.
Fazit: Ein bisweilen etwas zähes Lesevergnügen, aber eben doch ein Vergnügen - vor allem rückblickend machen das Finale und der elegante Erzählbogen einige Schwächen und Längen im Roman wieder wett, sobald man die letzte Seite gelesen hat. Wer den ersten Teil nicht kennt, wird allerdings eher wenig Freude an "Der König von Fillory haben". Daher unbedingt zuerst den ersten Teil lesen!