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Das (auch der) Azimut ist ein Terminus aus der Astronomie, der einen nach Himmelsrichtungen orientierten Horizontalwinkel bezeichnet.
(Zitat Wikipedia)
Der Graf Quentin von Perock nimmt schwere Mühen auf sich, um im Namen seiner Hoheit Irenas dem Großherzigen, König von Pondua, neue Welten zu entdecken. Krankheiten, Gefangennahme und die Strapazen der See nimmt er für den Ruhm und das Abenteuer des Forschens gerne in Kauf. Nur dumm, wenn der erhoffte Lohn ausbleibt.Nach einer langen Reise glaubt Perock endlich ein unbekanntes Land entdeckt zu haben und annektiert es sogleich durch das Aufstellen der Flagge von Pondua. Doch was für eine Überraschung, was für ein Rainfall!: Er befindet sich genau dort, in seiner eigenen Stadt, von der aus er aufgebrochen ist. Doch wie kann das sein? Ist er doch getreu seinem Kompass gefolgt. Die Lösung ist verblüffend einfach, jemand hat den Nordpol gestohlen und ohne den gerät alles von der kleinsten Kompassnadel bis hin zum letzten Zugvogel durcheinander. Doch der ist nicht das Einzige, was fehlt. Ein Passagier Perocks, der Maler Eugen, erhebt schwere Anschuldigungen gegen die zukünftige Braut des Königs. Er bezichtigt sie des Diebstahls von Kronos, Münzen aus längst vergangenen Tagen. Und er behauptet, sie als Hure und Betrügerin zu kennen. Doch kann das wirklich wahr sein? Könnte die zarte Aisha jemals fähig sein etwas Unrechtes zu tun? Das muss ein Gericht entscheiden. Und jeder in Pondua weißt, dass der Richter, der zweiköpfige Äumel Hyazinth und Absinth, äußerst scharfsinnig ist. Nun kommt es auf sein Urteil an.
"Azimut" ist eine großartige Fantasy-Comic-Welt für alle, die nicht immer nur die gleichen Klischees wollen, sondern auf der Suche nach neuen Ideen sind. Alleine die Welt, in der die Geschichte spielt, hat es in sich. Sie ist irgendwo zwischen Fantasy, Steampunk und etwas völlig Neuem angesiedelt. Autor Wilfrid Lupano und Zeichner Jean-Baptiste Andreae schwelgen in der Entdeckung von ungewöhnlichen Kombinationen von Wesen und Dingen, die es in sich haben. Schon die eigentliche Story gibt unglaublich viel her, doch wer ins Detail geht und auch mal schaut, was sich in der einen oder anderen Ecke eines Panels verbirgt, wird belohnt werden.
Zeichnerisch dürfte Kennern der Comics aus dem Splitter-Verlag der Stil Andreaes von "
Die mechanische Welt" bekannt vorkommen. Jean-Baptiste Andreae war hier sowohl als Zeichner als auch als Autor tätig. Kleinere Erzählschwächen, wie es sie damals noch gab, gehören nun dank der Zusammenarbeit mit Texter Wilfrid Lupano ("
Alim, der Gerber") der Vergangenheit an. Ganz im Gegenteil, hier bekommt der Leser eine für einen Comic fast ungewöhnlich komplexe Geschichte geboten. Es gibt Zeitsprünge, interessante Charakterverknüpfungen und Plot-Twists, die völlig unerwartet kommen. Dabei ist alles irgendwie miteinander verknüpft, auch wenn noch nicht genau klar ist wie. Gewürzt wird diese fantastische Geschichte mit einer guten Portion skurrilen Humors.
Besonders liebevoll ist die Fauna ausgearbeitet, die eine durchaus zentrale Rolle spielt. Nicht nur der Nordpol ist in der Welt von Pondua verloren gegangen, auch mit der Zeit scheint etwas nicht zu stimmen. Doch die scheint ohnehin auf eine ganz besondere Art zu funktionieren. Es gibt nämlich Chronoptären, eigenartige Tiere, die äußerst beeindruckende Fähigkeiten haben, die alle mit Zeit zu tun haben: Sich spiegelnde Bilder einzufangen oder Kuckucksuhren anzutreiben. Das Vorsatzblatt zeigt einige dieser Tiere als Skizzen und ist eins der vielen, kleinen Highlights von "Azimut".
Der erste Teil "Jäger der verlorenen Zeit", der auf drei Bände angelegten Reihe, kann alle Erwartungen, die der Leser auf den ersten Blick in ihn setzt, voll erfüllen und verspricht noch viel mehr. Die Geschichte endet mit einem spannenden Cliffhanger und macht neugierig auf die Fortsetzung.
Geweckt werden die hohen Erwartungen bei einem Blick in die Leseprobe auf der Webseite des Splitter-Verlags.