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 Macht und Moderne

Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Die Biographie

Autoren: Felix Lee
Verlag: Rotbuch Verlag

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis
Dieses Buch war längst überfällig: Denn obwohl Deng Xiaoping für die Entwicklung der Volksrepublik China zu einem modernen Industriestaat eine entscheidende Rolle spielte, so rar bis kaum vorhanden waren bisher deutschsprachige Veröffentlichungen über ihn. Diese Lücke schließt nun der vorliegende Band des chinesischstämmigen Journalisten Felix Lee, der als Wirtschafts- und Politikredakteur bei der "taz" tätig ist. Mit "Die Gewinner der Krise. Was der Westen von China lernen kann" (ebenfalls beim Rotbuch Verlag erschienen) hat er bereits eine einschlägige Publikation über China veröffentlicht.

Das Buch ist ganz im Sinne des oben Dargelegten mit "Chinas großer Reformer" untertitelt. Doch bereits der Prolog lässt erkennen: Deng Xiaopings Wirken wird überschattet von dem Massaker auf dem Tiananmen-Platz im Juni 1989, dem ungezählte Menschenleben zum Opfer fielen. Wenngleich in anderer Position, doch ähnlich blutig verliefen auch die Anfänge seiner politischen (und militärischen) Karriere, welche ihn an der Seite Mao Zedongs, dem Begründer der Volksrepublik China in einen langjährigen, immer wieder aufflammenden Bürgerkrieg gegen den antikommunistischen Widersacher Chiang Kai-Shek führte (Kapitel zwei). Im Zuge der Kulturrevolution in China (1966 bis 1969) fiel der "Opportunist" Deng Xiaoping (Kapitel drei) selbst in Ungnade (Kapitel vier), bis ihn der um sein politisches Erbe besorgte Mao Zedong wieder rehabilitierte (Kapitel fünf).

Damit begann Deng Xiaopings prägende Rolle, welche er nach dem Tode Mao Zedongs im Jahre 1976 zunächst in leitender Position mit Reformen (Kapitel sechs) und ab 1978 als Regierungschef (Kapitel sieben) fortsetzte. Ein Erbe dieser Zeit ist beispielsweise die wirtschaftspolitische Öffnung Chinas. Die Kehrseite der Medaille waren allerdings Korruption und Inflation. Hinzu kam, dass Deng Xiaoping nach einem kurzen demokratischen Tauwetter im sogenannten "Pekinger Frühling" 1978 weiteren Demokratisierungsbestrebungen den Rücken kehrte (Kapitel acht und neun). In diesem Sinne fasst Lee Deng Xiaopings Vermächtnis (Kapitel zehn) kritisch zusammen:

Es mag ein Verdienst von Deng gewesen sein, der Volksrepublik drei Jahrzehnte stabile Verhältnisse gebracht zu haben. Doch der Reformer Deng hat nie daran gedacht, die Masse der Chinesen politisch mitbestimmen zu lassen. Er sicherte Millionen Chinesen materiell ab, enthielt ihnen aber die Meinungsfreiheit vor.


Felix Lees Band über Deng Xiapoping ist kein dicker Schmöker, sondern eine "straight" formulierte Biographie, welche zentrale Dinge in knapper Form auf den Punkt bringt. Mag die relative Kürze Vorsatz oder Tugend aus der Not sein (die wissenschaftliche Ausgangslage ist an manchen Stellen einfach recht dünn): Lee macht seine Sache gut und ordnet immer wieder Deng Xiaopings politisches Wirken in den geschichtlichen Gesamtkontext ein, sodass der Band gleichzeitig eine Einführung in die Geschichte des kommunistischen Chinas bietet. Zu kurz kommt dabei allerdings der private Deng Xiaoping, da Lee fast ausnahmslos dessen politisches Wirken in den Blick nimmt. So mancher eingefleischte Biographie-Leser wird dies sicherlich vermissen. Wer jedoch die (aktuelle) politische Entwicklung Chinas verstehen möchte, ist mit dem Buch gut beraten, da immer wieder eindringlich sichtbar wird, dass Deng Xiaopings Wirken viel mit dem China zu tun hat, wie es sich heute zeigt.

Fazit: Für politisch interessierte Biographie-Leser ein Muss.

Weitere Informationen zum Buch finden sich auf der Webseite des Verlags

Matthias Jakob Schmid



Hardcover | Erschienen: 4. März 2014 | ISBN: 978-3867891950 | Preis: 24,95 Euro | 288 Seiten | Sprache: Deutsch

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