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 Blackguards


Cover
Gesamt ++++-
Action
Anspruch
Aufmachung
Bedienung
Bildqualität
Extras
Glück
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Strategie
Ton
Was haben ein psychopathischer Zwerg, ein lüsterner Zauberer und eine von Traumkraut verwirrte Halbelfe gemeinsam? Sie sind deine Begleiter! Du bist als verurteilter Mörder mit dieser illustren Bande unterwegs und bildest eine "Heldengruppe", um herauszufinden, was wirklich an dem Tag geschah, als du angeblich den Mord, für den du verurteilst wurdest, begangen hast. Quer durch das Land beginnt eine Reise voller Abenteuer und Gefahren und über allem schwebt ein geheimnisvolles Flüstern, das den Schrecken des Namenlosen verbreitet. Gib deinem Helden einen Namen und ziehe in das große Abenteuer!



Die Qual der (Nicht-)Wahl

Egal, wie böse die Charaktere zu Beginn einer (spielerischen) Reise auch dargestellt werden - hier als Mörder, Diebe oder Brandstifter -, meist bleibt es dem Spieler überlassen dem vordefinierten Handlungsverlauf seinen Stempel aufzudrücken und sich ein Stück weit selbst für die kommende Handlung verantwortlich zu fühlen. Nicht anders ist es hier: Ab und an darf der Spieler eine Entscheidung treffen, die durchaus eine geringe Tragweite besitzt und ihren Tribut fordert. So erlauben die Entwickler beispielsweise im Quest "Bruderliebe" sogar das Ermorden von Unschuldigen. Zwei Charaktere erzählen ihre Sicht der Geschichte und bitten die "Helden" um Hilfe. Die Wahrheit ist dabei leicht in Erfahrung zu bringen und trotzdem wird dem Spieler die Wahl gelassen. Was siegt? Der eigene Gerechtigkeitssinn oder die Gier nach einem teuren Buch zum Erlernen eines Zauberspruchs? Egal, wie die Entscheidung ausfällt, Einfluss auf das Spiel haben diese und andere Weggabelungen im Spiel nur wenig. Die wichtigen Storyelemente sind vorherbestimmt und treffen den Spieler unvorbereitet und lassen bisweilen auch Frust aufkommen. An Wendungen mangelt es in "Blackguards" definitiv nicht.

Dazu zählt auch der Umgang mit den Charakteren, die dem Spieler im Laufe des Spiels zur Verfügung stehen. So werden radikale Veränderungen in der Zusammensetzung vorgenommen, ohne, dass noch einmal eingegriffen werden könnte. Zwar werden die getragenen Gegenstände (nachträglich) in das gemeinsame Inventar verlagert, aber der Verlust der Kampfkraft sitzt tief. Der Hohn des Ladebildschirms - "Speichere häufig" - tut sein Übriges dazu. Auch im späteren Verlauf ist es nicht weit her mit der Durchsetzungskraft des Spielers, wenn die anderen Mitglieder der "Heldengruppe" ihn einfach überstimmen und fortan ein Charakter nur noch mit starken Einschränkungen in die Kämpfe eingreifen kann - zumindest für ein ganzes Kapitel!

Sechs Ecken und ein Kreis zum Glück - das Kampfsystem

Daedalic bietet ein rundenbasiertes Strategiespiel (mit Rollenspielcharakter), das voll und ganz einschlägt. Die Areale aus Hexagonfeldern bieten genügend taktische Möglichkeiten. Vom Vorschicken des Zwergs, um aus zweiter Reihe über ihn hinweg zu stoßen (zum Beispiel mit dem Speer) oder zu zaubern - der Zwerg blockiert das Sichtfeld nicht - bis zum Ausnutzen des Geländes ist alles möglich. Kisten werden umgeworfen, Engpässe mit Fallen blockiert, mit Magie unüberwindbare Wände erzeugt. Von stupiden Schlagabtausch-Orgien ist weit und breit nichts zu sehen, denn meist würde man diese schlechtweg verlieren. Einfallsreichtum ist gefragt.
Jeder Held kann im Laufe des Spiels bestimmte Fähigkeiten erlernen und diese sind allesamt in einem praktischen Ringmenü untergebracht. Selbst tiefgehende Entscheidungen, wie einen Zauber einer bestimmten Stufe zu sprechen, lassen sich so mit drei Klicks realisieren. Alternativ nutzt der Spieler die Hotkeyleiste, auf der für jeden Charakter separat bestimmte Befehle abgelegt werden können. Ein Wuchtschlag oder Heilungszauber wird nicht selten benötigt. Stark gelöst ist in diesem Zusammenhang die Kurzzusammenfassung der Eigenschaften, sodass jederzeit klar ist, was zum Beispiel ein Zauber in welcher Stufe bewirkt. Auch die jeweiligen Erfolgswahrscheinlichkeiten werden beim Überfahren mit der Maus des Gegners angezeigt. Manchmal ist das nicht ganz logisch ausgefallen: Starke Attacken haben ohne Grund eine höhere Chance als normale, daher lohnt sich das Durchschalten der Varianten immer wieder.


Rückblenden und -schläge

Neue Rüstungen, Waffen und Ausrüstung, wie Tränke, Gifte oder neue Zaubersprüche wecken seit jeher die eigene Gier - besser, stärker! "Blackguards" entreißt den Spieler zwischendurch aus dieser Spirale, dem Verdienen und Ausgaben von Abenteuerpunkten, indem die Handlung in der Vergangenheit spielt und sämtliche Fortschritte ebendieser angehören. Die gerade erworbene Axt oder Rüstung ist verschwunden, eine Fackel und eine schwache Robe kleiden den Helden. Leichter lässt sich eine ausführliche Geschichte mit Hintergründen nicht lebendig erzählen, allerdings ist es wirklich müßig sich an diesen Stellen zu motivieren, wenn alle bisherigen Verdienste (für den Moment) wieder egalisiert sind.

Einige der Kämpfe sind hart und zäh. Die künstliche Intelligenz (KI) der Gegner ist zwar nicht übermäßig entwickelt, aber mitunter ist das (Würfel-)Glück dem Gegenüber deutlich treuer als den eigenen Recken und Zauberern. Glückstreffer mit hohen Schadenspunkten und daraus entstehenden Folgeschäden - ein Sturz bei einer nicht gelungenen Körperbeherrschungsprobe führt zu einer Runde Aussetzen - sind ärgerlich und kaum zu vermeiden. Oder der Gegner ist mit vergifteten Waffen ausgestattet während der Heiler mit dem Klarum Purum-Zauber, der die Wirkung von Gift aufheben könnte, bereits in der ersten Spielrunde ausgeschaltet wurde und nun im Dreck liegt. Auch der Kampf-Marathon in Kapitel Zwei, bei dem die Helden an drei Tagen jeweils drei Kämpfe hintereinander absolvieren müssen, ohne eine Chance auf Heilung oder Auffüllen der Tränke in den Gürteln zu haben, hinterlässt Spuren. Eine falsche Entscheidung, ein unglücklicher Glückstreffer des Gegners und schon muss der entsprechende Kampf noch einmal gespielt werden. Dennoch, die KI birgt auch Vorteile für den Spieler, denn gegnerische Handlanger laufen gerne durch brennende Lagerfeuer oder bleiben auf angezündeten Kisten stehen - harter Feuerschaden und ein schneller Tod sind ihnen gewiss!

Fähigkeiten und die Schadensgrenze

Die hart erarbeiteten Abenteuerpunkte (AP) dienen unmittelbar nach dem Erfüllen von Quest oder dem siegreichen Verlassen eines Kampfes dazu, dass Talente, Eigenschaften oder Zauber gesteigert werden können. Wer hier eine genaue Vorstellung von seinen Figuren und deren Aufgabe vor dem inneren Auge hat, ist klar im Vorteil. Der rüstige Zwerg als Tank, mächtige Zauberer im Hintergrund als Damage Dealer und Healer und ein Fernkämpfer mit Bogen oder Armbrust vielleicht? Entscheidungen müssen getroffen werden: Magiekundige Figuren gibt es je nach Auswahl zu Beginn recht viele im Spiel, sodass es sich zu überlegen lohnt, ob zum Beispiel ein Bogenschütze sich selbst mit verstärkenden Zaubern beglücken darf; eben alles eine Frage der Taktik. Allerdings lohnt es sich wirklich darüber nachzudenken, dann AP gibt es in diesem Spiel nicht unendlich viele. Die Nebenquests bieten zwar wertvolle Erfahrungen in Form von Dukaten, AP und Ausrüstungsgegenständen, aber die Charaktere müssen sich spezialisieren, denn die Handlung bringt immer stärkere Gegner und intensivere Kämpfe mit sich.

Das klassische Pen & Paper Rollenspiel "Das Schwarze Auge" (DSA) dient als Grundlage für dieses Spiel und so sind Eigenschaften, Talente und Zauber zwar generell vorhanden, aber nur auszugsweise vertreten. Für die Papiervariante gibt es unter anderem ganze Erweiterungen, die sich nur mit Zaubersprüchen beschäftigen, hier hat sich Daedalic auf eine Auswahl von 24 beschränkt. Für den Neuling bleibt es übersichtlich und die Spielbalance bleibt in der Waage, alte DSA-Hasen werden den einen oder anderen effektiveren Spruch vermissen. Auch die Schadensgrenzen sind ziemlich eng gesteckt. Diese liegen irgendwo um zwanzig Schadenspunkte herum, damit kann im späteren Verlauf nicht mehr viel erreicht werden.

Aventurien in Bild und Ton

Weich wirken die Landschaft und die Welt: Alles ist animiert, über allem liegt ein leichter Schleier. Die Grafik wirkt nicht immer zeitgemäß und an einigen Stellen ist deutlich spürbar, dass der Fokus auch nicht auf brillanten Darstellungen liegen soll, wichtig war den Entwicklern der Spielspaß und der ist gegeben. Mühe und Arbeit wurden trotzdem investiert: Cutscenes zum Beispiel zeigen immer die aktuellen Darstellungen der Helden, orientieren sich also am aktuellen Ausrüstungszustand.
Beim Ton fehlt die Liebe zum Detail. Die Hintergrundbeschallung wird bei über vierzig Stunden Spielzeit aufdringlich mit ihren monotonen Klängen und insbesondere in Kämpfen nerven die Meldungen der Charaktere: Es ertönt das öde "Ich wurde vergiftet" - bei jedem Treffer. Eine echte "Neuigkeit" für den Spieler, die er um ein Haar verpasst hätte. Nichtsdestotrotz: Wie bereits bei "Harveys neue Augen" liegt auch hier der Soundtrack auf einer extra CD bei.
Namhafte Sprecher leihen ihre Stimmen den Charakteren und außerhalb der Kämpfe, in den Dialogen und Zwischenszenen, überzeugt der Cast. Christine Pappert (Aurelia), Peter Weis (Naurim), Klaus Dittmann (Zurbaran), Clemens Gerhard (Takate), Verena Wolfien (Niam) und Vanida Karun beziehungsweise Erik Schäffler (weiblicher oder männlicher Protagonist) sprechen lebhaft und vermitteln die Informationen angenehm.

Kurzum: "Blackguards" bietet eine Mischung aus einem Hauch von DSA gepaart mit einem klassischen Hexagon-Strategie Bollwerk, das viele Stunden für Spaß und rundenbasierte Action sorgt. Eine brauchbare Handlung liefert im Hintergrund die Motivation von Kampf zu Kampf zu ziehen, und immer wieder neue Taktiken und Ideen auf den virtuellen Schlachtfeldern auszuprobieren. Die Zwölfgötter zum Gruße - Rondra voran! Auf in den Kampf, es lohnt sich.

Interesse geweckt? Daedalic bietet eine Demo an, bei der das komplette erste Kapitel spielbar ist.

Nicolas Gehling



DVD-ROM | Erschienen: 24. Januar 2013 | FSK: 12 | PC | Preis: 27,99 Euro | Systemanforderungen: 2 GHz Dual-Core
4 GB Arbeitsspeicher
20 GB freier Festplattenspeicher
Windows XP oder höher / Mac OS X 10.7 oder höher

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