Die Psychologin Merette Schulmann erhält den Auftrag, ein Gutachten über einen soziopathisch veranlagten Mann zu erstellen, der im Alter von 14 Jahren seine kleine Schwester ermordet hat. Ein Ansinnen, das die erfahrene Therapeutin mit dem nötigen Abstand zu ihrem Patienten und durch eine konsequente Gesprächsführung zu realisieren versucht. Doch bei Aksel scheint die erprobte Vorgehensweise zu scheitern. Denn nicht nur dass der junge Mann regelmäßig versucht, Merette zu manipulieren, lässt sie hellhörig werden, auch dass er Kenntnis über ihre Tochter Julia hat, gibt der Psychologin zu denken. Und plötzlich verschwindet Julias Freundin Marie, während Julia gleichzeitig einen Jungen kennenlernt, der ihren Erzählungen nach erschreckend viel Ähnlichkeit mit Aksel hat. Grund genug für Merette, eigene Nachforschungen anzustellen und auf eine Reihe von Unfällen zu stoßen, bei denen Aksel eine Rolle spielt.

"Schwesterlein muss sterben" ist ein verhängnisvoller Thriller, der aus der Feder zweier Autoren stammt, die ihre Bücher unter dem Namen Freda Wolff veröffentlichen. Und genau, wie das Pseudonym beider Autoren nichts mit ihrer wahren Identität zu tun hat, ist auch der Ort der Handlung in einem Land angesiedelt, in dem sie nicht zu Hause sind. So begibt sich der Hörer in die norwegische Stadt Bergen, wo die vierundzwanzigjährige Julia nach der erfolgreichen Absolvierung eines Kunststudiums ihre erste eigne Wohnung bezieht. Ein tolles Gefühl, das schon bald zu einem Albtraum mutiert, als ein Fremder heimlich ihre Wohnung betritt. Aber nicht nur diese Szene jagt den Beteiligten einen Schauer über den Rücken, auch die Therapiesitzungen, in denen Aksel versucht Merette Angst einzujagen, erzeugen ein mulmiges Gefühl.

Erzählt wird das wendungsreiche Geschehen aus der Sicht von Julia, Merette und Aksel, sodass der Hörer neben den Gedanken und Gefühlen der beiden Frauen, auch die Sichtweise des Psychopathen kennenlernt. Dabei stellt sich schnell heraus, dass nicht nur Julia viel zu naiv agiert, sondern auch ihre lebenserfahrene Mutter überraschend viele Fehler macht. Umstände, die der Handlung einen konstruierten Anstrich verleihen und in Verbindung mit einigen schwachen Passagen in der Mitte, den Spannungsbogen ab und an zum Erliegen bringen. Mängel, die der Sprecher Dietmar Bär mit seiner lebendigen Interpretation geschickt zu überbrücken versteht und deshalb darf sich der Hörer auf ein hervorragend gelesenes und über lange Sicht dramatisch verlaufendes Hörbuch freuen, das gut unterhält.

Fazit:
"Schwesterlein muss sterben" ist ein hörenswerter Thriller, der mit einem Paukenschlag beginnt und trotz kleiner Schwächen im weiteren Verlauf für Freunde subtiler Geschichten zu empfehlen ist.

Eine Hörprobe gibt es auf hoerkiosk.de.