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 Saria, Band 2: Engelspforte

Serie: Saria, Band 2
Autoren: Jean Dufaux
Illustratoren: Riccardo Federici
Übersetzer: Tanja Krämling
Verlag: Splitter Verlag

Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Die Macht des Dogen wankt. Luna (alias Saria) und damit die drei machtvollen Schlüssel sind unauffindbar und ihr Diener Orlando, obwohl schwer gefoltert und bestens bewacht ist, aus dem Gefängnis entkommen. Zudem steht die Wahl des Volkes über die Herrschaft für die nächsten zwölf Jahre unmittelbar bevor. Und diesmal scheint die Dyle der Sklaven einen Märtyrer aufzubieten, der sie auch für sich gewinnen kann.
Die einzige Chance für Fürst Asanti ist es, sich der Schlüssel zu bemächtigen, die Zugang zur Hölle, zum Himmel und zum Nichts gewähren.

So kurz, so wirr. Leider aber ist die Geschichte rund um die hübsche Saria nicht schlüssig zusammenzufassen. Nachdem der erste Band der Trilogie "Die drei Schlüssel" fünf Jahre für sich alleine stand und in Vergessenheit geriet, haben Autor Dufaux und der als Illustrator neu gewonnene Riccardo Federici den Neustart im zweiten Band gründlich vermasselt.
Sämtliche Figuren bleiben flach und bar jeder Tiefe, zahlreiche Action-Szenen und hastige Szenenwechsel sorgen für den Fortgang der Geschichte. Neu hinzutretende Charaktere dienen als reine Kulisse und erhellen weder die Zielrichtung des Ganzen noch erläutern sie auch nur eins der vielen Rätsel, die der erste Band kreiert hat.
Welche Macht haben die Schlüssel? Was will der Doge mit ihnen anstellen, was will der Racheengel, der andauernd unmotiviert durchs Bild geistert – unfassbar mächtig und doch blind und hilflos wie ein Osterlamm? Was treibt Orlando an, was Saria? Was hält den Dogen an der Macht, warum dient ihm dieser plakativ dargestellte Mussolini-Gendarm? Wer ist die Dyle und was will der Märtyrer, woher hat er seine Macht, warum setzt er sie nicht ein? Wer installierte das Wahlverfahren und zu welchem Zweck? Warum ist das fragile und jeglicher Willkür unterworfene Machtgefüge scheinbar so langlebig, was ist der Doge und was hält ihn am Leben?
Endlos lassen sich Fragen stellen, keine wird beantwortet. Immer neue Rätsel tun sich auf (welchen Zweck erfüllen die plötzlich auftauchenden Monster, die wie Schwarzenegger mit abgezogener Haut aussehen?) und verschwinden wieder im Nebel Venedigs.
Nein, die Story taugt nichts, Dufaux verliert sich in Andeutungen und permanenten, sinnlosen Szenenwechseln – zumal einige Textstellen mehr als nur unfreiwillig komisch wirken, sie sind schlicht miserabel.

Bleiben die Illustrationen von Federici. Betrachtet man seine Bilder, kommen dem Leser die Tränen ob der fotorealistischen Qualität. Wunderschöne Gesichtszüge, albtraumhafte Monster, beeindruckende Kulissen. Die Nahansichten von Saria/Luna sind wirklich atemberaubend.
Leider lebt ein Comic nicht allein von Einzelbildern, seien sie noch so perfekt, sondern von ihrer dynamischen Verknüpfung, der Panelstruktur und der atmosphärischen Hintergrundstimmung, die sie erzeugen. Und hier bekommt der Zeichner eine glatte Sechs: Thema verfehlt!
Die Gesichter sind schön, aber seelenlos, die Dynamik friert zu blitzlichtartig erhellten Einzelszenen, die trotz überwältigender Schönheit keinen Film im Kopf ablaufen lassen. Im Gegensatz zu Serpieri, dessen Schraffuren den Personen im ersten Band Leben einhauchten, ihnen Tiefe verlieh und ihre Beweggründe – sei es Hass, Liebe oder Verzweiflung – sichtbar werden lies, erkennt man im Band "Engelspforte" die Charaktere kaum wieder. Sie scheinen bloße Kopien zu sein, die unberührt von den Geschehnissen um sie herum in die imaginäre Kamera blicken.

Schade. Saria, als Trilogie konzipiert, verliert im zweiten Band jede Kontur. Die Story ist wirr, die Bilder gleichen einem Gang durch ein Museum – schöne Bilder ohne inneren Zusammenhang. So verliert der Leser jegliche Lust, auf den Abschluss der Serie zu warten und auf ein grandioses Finale zu hoffen.

Wer sich die einmalig schönen Bilder ansehen will, sollte bei Splitter nachschlagen.

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 1. April 2014 | ISBN: 9783868696110 | Originaltitel: Saria: La Porte de l'Ange | Preis: 14,80 Euro | 56 Seiten | Sprache: Deutsch

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