Bereits Zeitgenossen beurteilten den Vietnamkrieg kontrovers: Für die einen war er das einzige Mittel, um ein weiteres Ausgreifen des Kommunismus zu verhindern, für die anderen ein völkerrechtswidriger Krieg der USA, der in keinem Verhältnis zu seinem Nutzen stand. Von Anfang an macht Gerhard Feldbauer, der lange Jahre als Pressekorrespondent in Vietnam tätig war, keinen Hehl daraus, dass er sich mit der vorliegenden Publikation ganz eindeutig auf die Seite der zweitgenannten Position stellt. Nicht umsonst präferiert er in seinem Vorwort den Begriff "Vietnamkrieg der USA".

Im Zentrum des schmalen Bandes, welcher in der Reihe "Basiswissen Politik/Geschichte/Ökonomie" erschienen ist, steht daher folgerichtig die Rolle der USA in diesem Krieg. An den Beginn stellt Feldbauer jedoch einen kurzen Rückblick auf die koloniale Vergangenheit Vietnams. Denn diese Erfahrung zählt laut Feldbauer "zu den entscheidenden Grundlagen des 1975 errungenen Sieges über die stärkste imperialistische Macht". Mit dem zweiten Kapitel wendet sich dann der Blick auf die USA, welche er bezeichnenderweise als "die neuen Kolonialherren" tituliert. Ganz im Sinne dieser Perspektive beschäftigt sich Feldbauer in den nachfolgenden Kapiteln mit dem Widerstand der "Front National Libération", dem "inszenierten" Tongking-Zwischenfall sowie dem amerikanischen "Luftkrieg gegen die Demokratische Republik Vietnam". Dem schließt sich ein kurzes Kapitel zu den Pariser Friedensverhandlungen an, bevor dann wiederum die amerikanische Kriegsführung in den Mittelpunkt rückt, bei der auch die Schauplätze Laos und Kambodscha miteinbezogen werden. Nicht zuletzt thematisiert Feldbauer zudem die amerikanische Friedensbewegung sowie die Hilfsleistungen der BRD für die USA. Ergänzt wird der Band letztlich durch eine Zeittafel, ein Literaturverzeichnis sowie ein Personenregister.



Bereits der erste Satz des Vorwortes genügt, um Gerhard Feldbauers Überblicksdarstellung zum Vietnamkrieg einzuordnen. Nicht nur hier, sondern auch im weiteren Verlauf beschwört Feldbauer immer wieder typische kommunistische Feindbilder und stereotypes Schwarz-Weiß-Denken. Dies führt dazu, dass der Leser mit dem vorliegenden Band keine differenzierte Darstellung in den Händen hält. Auch wenn einige Kritikpunkte an der amerikanischen Vorgehensweise und Kriegsführung durchaus ihre Berechtigung haben, so fehlt dem Band dennoch eine ausgewogene Sichtweise, bei der die Sachlage von mehreren Seiten beleuchtet wird. Hinzu kommt der tendenziöse, oftmals im kommunistischen Wortschatz verhaftete Fachjargon:



Auch die fachwissenschaftliche Grundlage des Bandes ist mehr als diskussionswürdig. Denn ein Blick ins Literaturverzeichnis offenbart, dass wenig neuere Sekundärliteratur herangezogen wurde. Hinzu kommt, dass Feldbauer so manches Dokument wie den DDR-Dokumentarfilm "Piloten im Pyjama", den er als "aussagekräftigen Streifen" bezeichnet, zu unkritisch sieht.

Als FAZIT bleibt letztlich festzuhalten: Gerhard Feldbauers schmaler Überblicksband zum Vietnamkrieg bietet einen allzu einseitigen Blick, der wenig differenzierende Perspektiven zu bieten hat. Aufgrund dessen ist dieser nur mit Vorsicht zu genießen.

Weitere Informationen zum Buch finden sich auf der Webseite des Verlags