Sylum ist eine aussterbende Siedlung, wären die Bewohner geblieben, wäre ihr Ende gewiss. Die Hoffnung auf eine Zukunft ist es, die Gaia dazu treibt, die meisten Bewohner Sylums zur Enklave zu führen, jener Enklave, die so viele schmerzlichen Erinnerungen für sie bereithält. Und der Weg dorthin ist beschwerlich, schon für eine einzelne Person, doch eine ganze Gemeinschaft durch die Ödnis zu führen, ist eine logistische Meisterleistung und eine große Verantwortung für Gaia, zumal nicht einmal klar ist, ob sie in der Enklave Aufnahme finden.

Doch schon die Reise hat eine positive Überraschung für Gaia parat, sie stolpert über ihren verletzten Bruder Jack, der einst zur Enklave vorgebracht wurde, sich aber später gemeinsam mit Leon aus der Bastion befreite.

Bei ihrer Ankunft erfüllen sich allerdings ihre schlimmsten Befürchtungen: Die Enklave, allen voran der Protektor, Leons Vater, nehmen ihren Wunsch nach Aufnahme alles andere als gut auf und seit Gaias Aufbruch haben sich die Verhältnisse zur vorgelagerten Stadt Whrafton weiter verschlechtert. Doch ohne Unterstützung durch die Enklave ist auch hier das Überleben nicht gewährleistet, allerdings könnte der Preis dafür mehr sein, als ein Mensch bereit ist zu geben ...

"Der Weg der gefallenen Sterne" ist der Nachfolgeband von "Das Land der verlorenen Träume" und der dritte in der Reihe "Birthmarked" von Caragh O'Brien.

Daher sollte man auch davon absehen, diesen Band als Quereinsteiger zu lesen. Es gibt einfach zu viele Bezüge auf die zwei vorangegangen Bände, ohne die der Leser die Handlung dieses Buches nicht vollständig verstehen kann.

Die Handlung des vorliegenden Bandes spielt etwa ein Jahr nach dem vorangegangen, so lange hat es gedauert, bis die Gemeinschaft von Sylum ihr Hab und Gut zusammengepackt hatte und sich auf den Weg machen konnte. Und wieder einmal lädt die Autorin große Verantwortung auf die Schultern ihrer sehr jungen Protagonistin Gaia, die zur Führerin der Auswanderer geworden ist. Die sie für ein vages "vielleicht" von zu Hause wegführte, in der Hoffnung auf eine Zukunft, in dem Wissen, dass auch alles umsonst gewesen sein könnte.

Generell geht die Autorin nicht sanft mit ihren Figuren um, sie raubt ihnen immer wieder alle Hoffnungen - gegen jede Erwartung geben sie trotzdem nie auf. Ihre Stärke ist aufgrund der Ausweglosigkeit mancher Situationen kaum zu begreifen und wirkt teilweise schon übernatürlich. Dabei versucht die Autorin ständig die "menschliche" Seite ihrer Helden zu betonen, dass sie eigentlich kaum anders sein sollen, als die Menschen, die sie umgeben und auf die sie sich verlassen.

Und den Grausamkeiten sind in diesem Buch kaum Grenzen gesetzt, die vor allem durch die Figur des Protektors der Enklave manifestiert werden. Seine grausamen und kranken Ideen, die höchstens seiner Verzweiflung zuzuschreiben sind, überraschen den Leser immer wieder und es steht die Frage im Raum, ob so etwas den gerade jüngeren Lesern überhaupt zuzumuten ist. Aber angeblich verroht die Jugend von heute ja immer mehr, sodass sie diese Schilderungen vielleicht gar nicht so sehr mitnehmen, wie diese Rezensentin es erwarten würde.

Ansonsten hat dieses Buch alles, was man sich wünschen kann: Die düstere Note eines Dystopie-Romans ist gegeben, die Handlung ist spannend und voller überraschender Wendungen und doch bekommt der Leser am Ende eine Art Happy End. Eine Art deswegen, weil der Preis für ein glückliches Ende für die meisten zu viel abverlangt, als dass sie es noch als glücklich bezeichnen würden.

Auf jeden Fall lesenswert, sollte man gefallen an den vorangegangen Bänden gefunden haben. Der Roman bietet ein schlüssiges Ende, wobei inhaltlich nicht gänzlich klar ist, dass "Der Weg der gefallenen Sterne" wirklich das letzte Mal war, dass man von dieser Welt gehört hat.

Eine Leseprobe ist auf der Verlagsseite zu finden.