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Der französische Staatspräsident hat Stress ohne Ende: Nicht nur, dass ihn seine dauereinkaufende, schlagzeilenlüsterne Frau nervt, die lieber als Königin in Versailles residieren würde und deren derzeitiges Hauptinteresse darin besteht, endlich die hässliche Glaspyramide vor dem Louvre abzureißen, um dort stattdessen riesige Bilder von sich auszustellen, auch die Tatsache, dass ihm immer und überall eine natürlich gar nicht patriotische Verehrung für den Italiener Leonardo da Vinci entgegenschlägt, behagt ihm gar nicht.
Stattdessen soll ein französisches Idol aufgebaut werden, nämlich der längst verstorbene Science-Fiction-Autor Jean Visonnier (natürlich eine Anspielung auf Jules Verne).
Da dessen Werk aber eher wenig geschätzt wird, wurden seine Bücher mittels eines "Illusionariums", welches einen nicht nur in der Zeit zurück-, sondern auch direkt in Bücher hineinreisen lässt, ein wenig "angepasst".
Hierbei ist jedoch so einiges schiefgegangen, und dass versehentlich ein Riesenkrake aus ihrer Geschichte heraus ins heutige Paris transportiert wurde, ist noch das geringste Problem des Präsidenten und seiner diversen, nicht immer besonders fähigen Mitarbeiter.
Um zu retten, was zu retten ist, sollen nun vier Jugendliche in dem Alter, für das die Geschichten Visonniers vor allem gedacht sind, noch einmal mit dem "Illusionarium" in die durcheinandergeratenen Geschichten reisen und diese wieder in Ordnung bringen.
Die Wahl fällt auf Computer-Freak Aristoteles, Bücherwurm Petit Pan, Kampfsportlerin Nicole, eine Nachfahrin Visonniers und den unter Magenproblemen leidenden Waisenjungen Profiterol, der eventuelle Feinde schon mal in die Flucht pupsen kann, nebst seinem Hund Houston.
Zurückversetzt in die durcheinandergeratenen Geschichten Visonniers haben sie alle Hände voll zu tun, diese wieder in den Urzustand zu bringen, zumal ein paar Bösewichte genau dies verhindern wollen ...
Der 2013 entstandene Animationsfilm "Freedom Force", der ursprünglich den eigentlich viel passenderen Titel "The Illusionautes" trug, hat es bei uns offenbar nicht ins Kino geschafft. Grund genug, zumindest bei der DVD einen zweiten Blick zu riskieren, denn der Animationsfilm erzählt eine sehr originelle und teilweise auch wunderbar schräge Geschichte. Dies beginnt schon mit den witzigen Namen der Protagonisten, da wären ein Onkel Cognac, ein bleicher Minister Albino und viele andere gute Einfälle, neben dem Präsidenten, dessen Name nie genannt wird, der aber eindeutig Nicolas Sarkozy darstellt.
Der Film strotzt dermaßen von Anspielungen und Querverweisen, dass auch bei der zweiten oder dritten Sichtung noch etwas Neues entdeckt werden kann. Jede Menge Versatzstücke aus den Romanen Jules Vernes und teilweise sehr bissige Seitenhiebe auf Sarkozy, Bruni, die französische Politik und Wirtschaft sind elegant in die Story integriert und unterhalten köstlich. Ein Problem dabei ist jedoch, dass der Film ab sechs Jahren freigegeben ist und von der Geschichte und Machart her vor allem auf ein kindliches Publikum zugeschnitten ist, welches die ganzen politischen Anspielungen und selbst die vielen Verweise auf die Romane Vernes wohl überwiegend nicht verstehen dürfte. In der zweiten Hälfte dann, sobald die jugendlichen Helden in die Geschichten Visonniers aufgebrochen sind, schlägt der Ton der Geschichte deutlich um, in einen "typischeren" Kinderfilm.
Zwar kommen auch ältere Zuschauer weiterhin auf ihre Kosten und dürfen der Versuchung erliegen, die einzelnen Versatzstücke den Vorlagen von Verne zuzuordnen, aber die Geschichte verliert im Mittelteil den roten Faden und reiht recht beliebig ein paar Action- und Verfolgungsszenen aneinander, nicht ohne dabei Profiterols Fähigkeit, selbst blutrünstige Löwen in die Flucht pupsen zu können, überzustrapazieren.
Nachdem die Mission der "Illusionauten" (natürlich) geglückt ist, schafft der Film zwar sehr gut den Bogen zurück zur "Rahmenhandlung" und findet ein ausgesprochen witziges Ende, welches den weiteren Werdegang sämtlicher Personen schildert (köstlich vor allem, wie es für das Präsidentenehepaar weitergeht), aber trotz des originellen Plots und einiger wirklich witziger Ideen bleibt die Frage, welches Publikum der Film eigentlich ansprechen soll.(Kleine) Kinder werden die Mehrzahl der vielen Anspielungen und Verweise nicht verstehen und Erwachsene könnten von dem recht schlicht gestrickten Mittelteil ein wenig genervt sein.
Wen diese Diskrepanz jedoch nicht abschreckt, dem sei "Freedom Force" wärmstens ans Herz gelegt, denn ein sehr ungewöhnlicher, überaus origineller Animationsfilm ist er trotz einiger kleinerer Schwächen allemal.