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Listig ist ein Bettler. Mit kreativen Tricks weckt er das Mitleid der Menschen oder zieht ihnen das Geld mit kleinen Streichen aus der Tasche. Als er sich in Schmalenbach aufhält, bricht ein Feuer in der Antonius-Kirche aus. Das ist das Werk einer Räuberbande, die nicht davor zurückschreckt, die Kostbarkeiten der Kirche zu stehlen. Mitten im Gerangel gelingt es auch Listig, eine wertvolle Reliquie in die Finger zu bekommen. Vielleicht kann er den Antonius-Splitter in Schwarzburg im Doppelten Ochsen gegen ein gutes Essen eintauschen. Obwohl er hier auch mit der Wirtin anbändelt, verlässt er den Ort bald wieder. Zusammen mit einem Zahnbrecher zieht er weiter, arbeitet als dessen Assistent, um Geld zu verdienen. Die beiden ziehen von Dorf zu Dorf. Doch eines Tages geschieht etwas Schreckliches: Auf einem dunklen Waldweg kommt eine Kutsche in rasantem Tempo angefahren. Listig, der viel zu viel getrunken hat, schafft es nicht, aus dem Weg zu springen. So verliert der junge Mann beide Füße.
Pausback ist ein schweigsamer, bärenstarker Riese. Im Kopf hat er allerdings gar nicht viel. Da sein Vater gestorben ist, muss er nun als dessen Nachfolger als Buckelapotheker durch die Lande ziehen. Nur ungern trennt er sich von seiner Mutter. Auch die lässt Pausback nicht gerne ziehen, doch die Olitäten müssen verkauft werden. Pausback kennt die Route, aus dem Thüringer Wald hinaus nach Erfurt, dann nach Jena, Halle und Dessau, die Elbe hinunter ins Brandenburgische und dann weiter nach Hamburg. Hat er doch den Vater früher immer begleitet. Nach dem Abschiedsgottesdienst in der Oberweißbacher Kirche wandert Pausback los. Zwar verkauft er bald verschiedene Heiltinkturen, doch er verdient nichts, da er nicht rechnen kann. Immer braucht er jemanden, der das Geld für ihn kassiert. Immer wieder wird er belogen und betrogen.
Im Gimpel in Pennewitz treffen Listig und Pausback schließlich zusammen. Auch Listig wittert gute Geschäfte und würde sich Pausback gerne anschließen. Pausback könnte seine Füße ersetzen und Listig könnte dafür Pausback seinen Kopf zur Verfügung stellen, für Pausback denken und seine Geschäfte erledigen, wenn es zu schwierig für den Riesen wird. Zusammen brechen die beiden schließlich auf in Richtung Hamburg. Doch so schnell kommen Pausback und Listig nicht aus dem Thüringer Wald heraus. Sie fallen einer gefürchteten Räuberbande in die Arme und müssen fortan um ihr Leben bangen.
Der historische Roman spielt im Thüringer Wald um das Jahr 1780. Das Buch ist eine echte Überraschung. Es ist mächtig spannend geschrieben und dennoch urkomisch. Gern folgt man dem ungleichen Paar Pausback und Listig auf seiner Reise. Die beiden ergänzen sich wunderbar und bald kommt keiner mehr ohne den anderen aus. Dabei sind Pausback und Listig von völlig gegensätzlichem Charakter. Sie scheinen nichts gemeinsam zu haben - aber gerade deshalb ergänzen sie sich so perfekt.
Der Autor versteht es, seine Geschichte dem Leser nahe zu bringen und ihn zu fesseln. Er überzeugt mit seinen wohl durchdachten und außergewöhnlichen Charakteren und einer Handlung, die auf das Beste unterhält. "Der Balsamträger" ist ein Schurkenstück, ein Abenteuerroman, ein Drama und auch ein Krimi. Und auch die Schauplätze im Thüringer Wald, teils erfunden, teils echt, sind gut gewählt. Die Hintergründe wirken zudem ausgesprochen gut recherchiert. Es gibt viel zu erfahren über die Buckelapotheker und wie sie ihre Olitäten an den Mann brachten. Und auch die vielen landestypischen Ausdrücke, die der Autor immer wieder in seine Geschichte eingestreut hat, lassen das Buch sehr authentisch wirken.
Die verschiedenen Handlungsstränge im Buch sind gut aufeinander abgestimmt und werden perfekt zusammengeführt. So ist auch das Ende der Geschichte schlüssig und glaubwürdig. "Der Balsamträger" ist ein Roman, den man uneingeschränkt weiterempfehlen kann. Er ist ein ganz besonderes Lesevergnügen!