Madame Fates Kampf um ihre Kristallkugel sorgte im ersten Teil der Miniserie für ein gruseliges Abenteuer. Nun, nach ihrem Tod, tritt eine ihrer Prophezeiung ein, denn der Jahrmarkt erwacht zu neuem, unheimlichen Leben. Der der einst fröhliche Ort hat sich zu etwas Dunklem entwickelt, der böse Zauberer Alister Dalimar hat seine ganz eigenen Pläne, die er dort verwirklichen möchte. Sein Geist benötigt einen neuen Körper! Der Spieler übernimmt erneut die Rolle des Detectives, um den Fall zu lösen und stellt sich Dalimar entgegen, doch der hat zwölf Angestellte in seiner Gewalt und geht nicht zimperlich mit diesen um. Ist Dalimar noch zu stoppen?
Stark aufgemachter Gruselschocker
Der neuste Fall aus der "Mystery Case Files"-Serie legt den Fokus ganz auf einen gruseligen Spieleabend und führt locker die Handlung aus dem ersten Teil "Madame Fate" fort. Der verlassene und verfallene Jahrmarkt bietet nicht nur düstere und schauerlich ausgefallene Spielorte, sondern die Macher des Spiels setzen ganz bewusst auf "Schock"elemente. So erscheinen in Video-Zwischensequenzen urplötzlich gruselige Figuren, die durchaus ihre Momente haben, zumal der Casual-Gamer solche Aktionen nicht unbedingt erwartet. Auch die Schausteller, die Dalimar für Wimmelbildverhältnisse recht grausam gefangen hält sind nicht unbedingt etwas für Kinderaugen. Unheimlich wirkt der verlassene Jahrmarkt, der mit eindrucksvollen Bildern und Einspielungen fesselt. Auch die englischen Sprachpassagen (jeweils mit deutschen Untertiteln) sorgen für die passende Atmosphäre, mit dunklen und passenden Stimmen.
Wimmelbilder, Logikrätsel, Denksportaufgaben - die altbekannten Elemente finden sich auch in diesem Fall wieder und stechen in ihrer Aufmachung weder besonders positiv noch negativ hervor. Einzig die "Rätselbretter" sorgen für Kopfschmerzen, wenn keine Tipps in Anspruch genommen werden. Dort müssen jeweils viele Rätsel zeitgleich bearbeitet werden, die allesamt voneinander abhängen. Da dort aber alle benötigten Dinge an einem Platz liegen, kann bedenkenlos alles ausprobiert werden, bis das Brett sein Geheimnis preisgibt. Der mittlerweile weitverbreitete Ansatz dem Protagonisten noch einen "fähigen" Helfer an die Seite zu stellen, findet auch hier Verwendung: Isis, eine Katze, hört aufs Wort und kann bisweilen im Spiel eingesetzt werden, wenn Gegenstände in nicht zugänglichen Bereichen liegen. Zwar kann Isis nur selten sinnvoll ins Spielgeschehen eingreifen, aber der Ansatz ist gelungen.
Klick, Klick, Klick?
Weniger überzeugend und ein echter Schwachpunkt des Spiels sind die fehlende Logik und die Lauf-Beschäftigungstherapie für den Spieler. Nachzudenken bringt in kaum einer Situation einen Vorteil, logisches Kombinieren von Gegenständen oder Ähnliches bleibt gänzlich außen vor. Grob gesagt geht es nur darum, immer und immer alles abzulaufen und anzuklicken. Die Rätsel und Questgegenstände sind (gefühlt) möglichst weit voneinander in der Spielwelt entfernt abgelegt worden.
Diese weiten Wege zerren an den Nerven. So schön die Szenen und Spielorte auch ausgearbeitet wurden, sobald der Spieler den "Kinderleicht"-Modus mit seinen hervorgehobenen Stellen, Hinweisen und Tipps verlässt, wird die Suche nach der Wahrheit schwierig. Meist liegt der Reiz in einem Wimmelbild-Abenteuer darin, dass nicht an jeder Ecke die interaktiven Bereiche blinken oder leuchten, sondern, dass genau hingesehen werden muss, um letztendlich die benötigten Gegenstände zu entdecken. Doch bereits im zweiten Modus "Stahlhart" benötigt der Spieler viel Zeit und Selbstüberwindung, um das Abenteuer zu einem Abschluss zu bringen, denn die gestellten Aufgaben - so schaurig-schön sie auch sind - beinhalten kaum nachvollziehbare Ideen. Ohne den Tippgeber, der dem Spieler auch viel Laufarbeit von einem zum anderen Ort abnimmt, beginnt nach jeder Aktion wieder die Suche nach einer Szene, die neue "aktivierte" Objekte bereitstellt. Nicht selten ist das ein Ort, der vor einigen Minuten erst besucht wurde und nichts mit dem aktuellen Rätsel zu tun hat. Auch bei den gefundenen, beziehungsweise erhaltenen Objekten beginnt dieses zermürbende Spiel wieder und wieder. Teile müssen zusammengesetzt werden, die irgendwo herumliegen oder an willkürlichen Orten eingesetzt werden. Zum Beispiel muss mit einer Schaufel an einer brennenden Puppe gegraben werden, ohne vorab wirklich Hinweise darauf zu bekommen, dass dort etwas liegen könnte (andere Oberfläche, ein "auffälliger" aufgeschütteter Hügel, ein Hinweis im Notizbuch ...) - nach und nach sinkt die Motivation, der Fall zieht sich in die Länge. Gerade gegen Ende, wenn der Spieler dreimal durch die Spielwelt rennt, um jeweils sechs Uhren einzustellen, damit ein einfacher Gegenstand erspielt werden kann, stellt sich die Frage nach dem Warum mehr als deutlich.
Kurzum: "Fate's Carnival" besitzt ein gutes Setting. Der Jahrmarkt ist interessant, vielschichtig und insbesondere mit gruseligen Elementen versehen, die Spaß machen. Ganz im Gegensatz zur Geschichte, die zwar Potenzial besitzt, sich aber durch die vielen weiten Laufwege zieht und unter den schier unendlichen Klicks leidet, da einfach alles ausprobiert werden muss, um etwas zu finden.