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Paul ist seit seiner Kindheit in Kontakt mit einem Menschen aus der Zukunft. Der galaktische Held Zarth Arn tritt immer wieder mit ihm in Verbindung und die beiden verbindet eine intensive Freundschaft. Das erzählt Paul auf jeden Fall dem Psychologen, zu dem ihn sein Chef geschickt hat, nachdem er hinter sein Problem gekommen ist. Überall in Pauls Büro lagen merkwürdige Unterlagen voller geheimnisvoller Diagramme und Formeln, die für niemanden verständlich waren. Gibt es Zarth Arn wirklich? Der Psychiater weiß es nicht, geht aber auf seine Geschichte ein und veröffentlicht den Fall sogar in einer Zeitschrift. So wird Mr. Zelbub auf Paul aufmerksam. Doch der hat etwas ganz anderes im Sinn, als seine freundliche Art Paul glauben lassen will. Er will, dass der telepathische Kontakt zu Zarth Arn dafür benutzt wird, um an Informationen aus der Zukunft zu gelangen. Zum Beispiel zu mächtigen Waffen.
Kann dieses Vorhaben wirklich gelingen? Paul weiß es nicht. Überhaupt weiß er in letzter Zeit so einiges nicht mehr, er erinnert sich an manche Dinge nicht, die passiert sind. Dinge, die bei Mr. Zelbub passiert sind. Was geht da vor?
"Das Imperium des Atoms" wurde inspiriert von der Lebensgeschichte und den Werken des Science-Fiction-Autors Cordwainer Smith (bürgerlich Paul Linebarger). Zum Beispiel kommt der Strafplanet Shayol vor, eine seiner bekannteren Fantasie-Welten. Außerdem gibt es das Gerücht, er habe unter dem Namen Kirk Allen "The Jet-Propelled Couch" verfasst, das besagte Werk über die psychologische Störung Pauls, das im Comic eine Rolle spielt. Ja, sogar das Aussehen des Protagonisten erinnert sicher nicht nur durch Zufall an das des Inspirationsgebers. Eine Vielzahl an unterschiedlichen Fakten, Ideen, Gerüchten und Erzählungen findet hier mehr oder weniger Eingang in die Handlung, und doch ist ein komplett eigenständiges Werk mit ganz eigener Geschichte entstanden.
Schon ganz zu Anfang wird der Leser darauf hingewiesen, dass nicht ganz klar ist, in welcher Reihenfolge Pauls Geschichte erzählt werden soll, um einen Sinn zu ergeben. Und tatsächlich springt die Erzählung immer wieder um einige Jahre vor oder zurück und selbst zusammenhängende Episoden werden von mehreren anderen unterbrochen. Ganz so wie das Memory-Spiel am Anfang der Handlung, besteht auch der Comic aus verschiedenen Fragmenten, die der Leser korrekt zusammenfügen muss, um das Gesamtwerk zu verstehen. Aber keine Angst, das hört sich schwieriger an, als es ist. Trotz der Zeitsprünge ist gut verständlich, was vor sich geht. Sie sind nur ein Stilmittel, um verschiedene Schlüssel in dem Geschehen erst nach und nach zu enthüllen und die Geschichte zu einem gelungenen und spannenden Finale zu führen.
Das eigentliche Kunststück dabei ist, dass der Leser nie genau weiß, wann er sich in einer fantastischen Traumwelt befindet, ja, ob es überhaupt eine gibt oder ob und was real ist. Wer weiß schon genau, was in einem Comic alles möglich wird? Fliegende Menschen? Telepathischer Kontakt, der bis in das Jahr 121000 reicht? Kein Problem. Oder doch? So ganz klar lässt sich die Frage nie beantworten. Auf jeden Fall gibt es ausreichend Spielraum, um verschiedene Interpretationen möglich zu machen.
Gleichberechtigt neben der originellen Geschichte stehen die fantastischen Zeichnungen. "Das Imperium des Atoms" ist im Stil der Zeit gezeichnet, in der ein Großteil der Handlung spielt. Er sieht aus, als wäre er in den 1950er Jahren erschaffen worden. Der Zeichner Alexandre Clérisse hat die Ästhetik eines vergangenen Jahrzehnts mit der Comickunst der Moderne verbunden. Das Cover gibt einen ersten Eindruck von der Art der Zeichnungen. Besonders gelungen ist auch das Farbspiel, wenn sich je nach Szene eher gedeckte Farben mit knalligen abwechseln oder es bei einem Blick in die Zukunft ganz grau wird.
Fazit:
"Das Imperium des Atoms" ist ein kleines Comic-Kleinod für Liebhaber. Der Band lässt sich in keine Schublade einordnen, sondern ist etwas ganz Besonderes und Einzigartiges. Fans von SF-Geschichten aus den 1950er und 1960er Jahren werden hier genauso ihren Spaß haben wie solche, die sich an zeichnerischen Experimenten und dem Design der 1950er Jahre erfreuen.
Es lohnt sich ein Blick auf die Webseite des Carlsen-Verlags, hier kann auch in den Comic reingelesen werden.