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 Oskar Kokoschka

Humanist und Rebell


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Kokoschka, der Meister des expressionistischen Porträts: Kaum einem Maler gelang in schwierigen Zeiten und in einem reformfeindlichen Umfeld (Nationalsozialismus!) ein so steiler Aufstieg. Dass Kokoschkas Persönlichkeit und Werk jedoch sehr viel mehr Facetten aufweisen als die des erfolgreichen Porträtkünstlers, zeigen die Ausstellung "Oskar Kokoschka - Humanist und Rebell", zu sehen im Kunstmuseum Wolfsburg bis zum 17. August 2014, und der hier besprochene, dazugehörige Katalog.
An Grußworte und Vorwort schließen sich drei Essays an: "Kokoschka als Humanist und Rebell", "Kokoschkas Aufstieg zum bekanntesten Porträtisten des deutschen Sprachraums" und "Zu den Tieren in den Gemälden Oskar Kokoschkas". Der darauf folgende Katalog ist in elf Kapitel unterteilt, die sich teils an Kokoschkas Biografie, teils an seinen künstlerischen Themen orientieren und das enorme und vielseitige Engagement des Malers widerspiegeln; sowohl hinsichtlich der künstlerischen als auch der sozialen Schwerpunkte. Jedes Kapitel wird von einem erläuternden Text eingeleitet.
Im Anhang befinden sich eine Übersicht über die Exponate, Biografien Kokoschkas sowie der Autorinnen, eine Bibliografie und weitere Angaben.

Kokoschka, Spross aus einem eher einfachen Elternhaus, ist als Künstlerpersönlichkeit nicht leicht zu fassen. Recht früh scherte er aus dem akademischen Kunstbetrieb aus, ohne die Brücken völlig abzubrechen. Er engagierte sich für die Kinder im baskischen Guernica, musste erleben, wie seine Werke in der Ausstellung "Entartete Kunst" diffamiert wurden, und wandte sich gegen die Appeasement-Politik Englands gegenüber Nazi-Deutschland. Der Katalog zeigt jedoch auch auf, wie intensiv ihn Alma Mahler beeinflusste, mit der er drei Jahre lang eine Beziehung führte, und natürlich, woher seine Motive rührten und wie sie zu interpretieren sind. Zudem gehört Kokoschkas Neigung zur Musik zu den Themen.
Die Gliederung des Katalogs erweist sich als schlüssig und bietet die Möglichkeit, Kokoschkas komplexe Persönlichkeit und Schaffensschwerpunkte zu begreifen. In den Kapiteln finden sich Betrachtungen zu einzelnen Themen, die jedoch nie das Ganze vergessen lassen. Sehr wertvoll sind nicht zuletzt die drei Essays, die am Anfang stehen: Mit diesem Hintergrundwissen ausgestattet, vermag der Leser und Betrachter Kokoschkas Wirken sehr viel leichter zu begreifen. So zeigen Essay und Kapiteleinleitung zu den Tierdarstellungen beispielsweise auf, wie Kokoschka darüber unter anderem das Scheitern seiner Beziehung zu Alma Mahler aufgearbeitet hat. Auch die Biografie hat eine Fülle an interessanten Informationen zu bieten.
Wie bei einem von Hirmer verlegten Katalog nicht anders zu erwarten, werden die Exponate und ebenso begleitende Fotografien und andere ergänzende Abbildungen vorzüglich präsentiert. Das großzügige Format des Buchs ermöglicht eine angemessene Wiedergabe der Werke, die zumeist jeweils auf eigenen Seiten abgedruckt wurden. Auf gegenüberliegenden Seiten finden sich zueinanderpassende, thematisch miteinander verknüpfte Abbildungen - und wo das nicht möglich ist, stehen beeindruckende Werke für sich allein, manchmal über den Falz hinaus, sodass detailreiche Bilder besonders gut zur Geltung kommen. Einwandfreie Papier- und Druckqualität ergänzen den hervorragenden Eindruck.
Lektüre und Auseinandersetzung mit den abgebildeten Werken lohnen sich nicht nur für Ausstellungsbesucher, sondern für jeden, der sich für die Kunst der beginnenden Moderne und insbesondere den Expressionismus und das Porträt interessiert. Der aufwändig gestaltete Band ist seinen Preis definitiv wert.

Ein Blick ins Buch wird auf der Verlagsseite zum Buch angeboten.

Regina Károlyi



Hardcover | Erschienen: 1. April 2014 | ISBN: 9783777422503 | Preis: 49,90 Euro | 320 Seiten | Sprache: Deutsch

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