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Italien gehört zu den Ländern – oder, historisch gesehen korrekter ausgedrückt: Regionen – Europas, die praktisch die gesamte überlieferte Geschichte hindurch prägende Zentren der Kunst enthielten. Im Verlag Philipp von Zabern ist nun ein Buch erschienen, das die Entwicklung der verschiedenen Künste in Italien seit den griechisch-antiken Ursprüngen und endend mit dem ausgehenden 20. Jahrhundert zusammenfasst.
Eingeteilt ist das Werk in dreizehn Kapitel über die einzelnen künstlerischen Stile beziehungsweise Epochen wie "Magna Graecia" (griechische Kolonien in Süditalien), die etruskische Kunst und Architektur, die Romanik, die einzelnen Abschnitte der Frührenaissance, den Barock – um willkürlich einige herauszugreifen - und so weiter. Diese Kapitel enthalten wiederum je nach ihrem inhaltlichen Umfang mindestens vier, oft auch mehr Unterkapitel, die auf die einzelnen künstlerischen Bereiche und Ausdrucksformen eingehen. Das erste davon verschafft dem Leser meist einen Überblick über die historischen Zusammenhänge, ehe die konkrete Beschäftigung mit der Kunst und den Künstlern erfolgt.
Geschildert und erläutert sowie nach Bedarf auch interpretiert werden nebst den grundsätzlichen Strömungen in einzelnen Bereichen der Kunst wie Architektur, Malerei, Plastik und Mosaik auch bedeutende Künstlerviten und einzelne, Weichen stellende Kunstwerke beziehungsweise Bauten. Abbildungen davon sind im Buch textnah enthalten.
Den Abschluss des Buchs bilden eine Literaturauswahl, eine Auflistung von Ausstellungskatalogen, ein Register der Künstlernamen sowie der Abbildungsnachweis.
Nicht von ungefähr kam die Sitte in wohlhabenden europäischen, vor allem englischen Familien, ihre jungen Leute auf eine "grand tour" durch den Kontinent zu schicken, und die meiste Zeit wurde im Allgemeinen mit der Besichtigung Italiens verbracht. Wie eingangs erwähnt, ist wohl in keinem anderen europäischen Land eine solch konsistente Kunstproduktion über alle erdenklichen Stile hinweg erfolgt wie auf dieser Halbinsel.
Dem Autor gelingt es, die vielen Bereiche künstlerischer Betätigung zu jeder Zeit angemessen und gut verständlich zu beschreiben, zu erklären, in den jeweiligen politischen, religiösen und künstlerischen Kontext zu setzen, nachvollziehbar hinsichtlich ihres Einflusses auf künftige Entwicklungen zu bewerten und dem Leser darüber hinaus die richtungsweisenden Künstler jeder Epoche, sofern im Einzelnen bereits bekannt, vorzustellen. Natürlich liest sich ein solches gehaltvolles Buch nicht "spannend" im engen Sinne, dennoch gelingt es dem Autor, den Leser – auch interessierte Laien, für die das Buch selbst ohne über eine solide Schulbildung hinausgehende Kenntnisse gut verständlich ist – "bei der Stange zu halten": Zwar könnte man sich auf die Lektüre für die persönlichen Interessen relevanter Kapitel beschränken, etwa als Vorbereitung auf eine Reise nach Florenz oder Venedig, doch wird es kaum ein Leser der Zielgruppe hierbei bewenden lassen, da sämtliche Kapitel fesseln und eine Fülle an gut aufbereiteten Fakten bieten. Es sei hier noch einmal explizit auf die Einbindung der Historie, sofern für die künstlerische Entwicklung von Bedeutung, hingewiesen.
Von allen wesentlichen Kunstdenkmälern finden sich Abbildungen, überwiegend als Foto, teils als Skizze (Architektur). In einigen Fällen schmerzt es etwas, dass ausschließlich schwarzweiße – wenngleich immer hochwertige – Aufnahmen verwendet werden; die Farbe fehlt bei einigen Gemälden einfach. Aber andernfalls wäre die Produktion dieses umfangreichen Werks wohl zu teuer geworden.
Mit "Die Kunst Italiens" legen Autor und Verlag einen vor allem hinsichtlich des exzellent verfolgten, sehr langen "roten Fadens" von der Antike bis zur letzten Jahrhundertwende richtungsweisenden Band vor, der sich zum Selbststudium, ebenso jedoch auch zum Nachschlagen perfekt eignet.