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Der kleine Biber, genannt Biba, findet eine Flussperlmuschel und ist sich sicher, einen richtigen Schatz in den Händen zu halten. Wie er sie so ansieht, gerät er ins Träumen: Er stellt sich vor, wie ihn seine Freunde bewundern und beneiden werden, wenn er ihnen die Perle, die in der Muschel steckt, präsentiert. Sie werden ihn fragen: "Wo hast du die Muschel gefunden?" Und er wird sie anlügen und sagen: "Im Wald!" Aber sie werden ihm nicht glauben und den ganzen See durchsuchen. Seinen See! Immerhin hat Biba den Staudamm gebaut. Andere Tiere werden von der Suche erfahren und auch kommen und schließlich werden sie seinen Damm einreißen, um die Suche zu vereinfachen. Der See wird auslaufen und am Ende werden alle Tiere und Muscheln, auch Biba und seine Perle, von einem großen Feuer gefressen. Das ist der Moment, in dem Biba aus seinem Tagtraum aufschreckt. Nachdenklich hält er die Muschel in seinen Händen und flippt sie schließlich zurück in den See. Siebenmal springt sie auf dem Wasser, bevor sie schließlich versinkt. Siebenmal – ein neuer Rekord.
Helme Heines "Die Perle", erstmals 1984 erschienen, ist ein philosophisches und für die kleinsten Leser schwer verständliches Buch. Der Verlag empfiehlt das Buch für Kinder ab drei Jahren. Die meisten dreijährigen Kinder werden vermutlich aber nicht viel mit dem Buch anfangen können. Dass Biba "nur" tagträumt und am Ende eben gar niemand umgekommen ist, ist in dem Alter noch recht schwer zu erfassen. Für sensible Kinder könnte das alles und jeden fressende Feuer auch recht beängstigend sein, da hilft dann auch die Tatsache nicht, dass ja alles nur Bibas Vorstellung entspringt und nicht wirklich passiert. Dass die Tiere sich aufs Übelste wegen einer Perle streiten und schließlich alle – als Strafe? – im Feuer umkommen, ist schon für manchen Erwachsenen sehr schwer verständlich.
Helme Heine ist einer der großen deutschen Kinderbuchautoren, viele seiner Bücher sind bei Kindern und Eltern gleichermaßen beliebt. Den meisten seiner Büchern ist eine deutliche Moral zu eigen. So weiß ein jedes Kind nach der Lektüre von Helmes
"Freunde", dass
richtige Freunde einander helfen, immer alles zusammen entscheiden und schließlich sogar voneinander träumen. Aus Erwachsenenperspektive ist das ein großer Anspruch an einen
richtigen Freund. Aus Kinderperspektive ist es einfach nur eine schöne Geschichte von drei Fahrrad fahrenden Freunden. Denn Heine zeigt in seinen Büchern immer wieder einen feinsinnigen Humor, den er vor allem über seine schönen und luftigen Aquarell-Illustrationen vermittelt. Diesen feinsinnigen Humor findet der Leser zwar auch in "Die Perle", aber leider kann er seine Wirkung nicht wirklich entfalten, da die Fabel stark belehrend und unnötigerweise beängstigend daherkommt. Die Moral dieser Fabel soll wahrscheinlich sein: Freunde und schöne Momente sind wichtiger im Leben und machen glücklicher als bloßer, lebloser Besitz. Ebenso könnte die Moral sein: Sei nett und vereitle nicht die Versuche deiner Freunde, ebensolche Dinge anzusammeln, die du selbst besitzt und schön findest. Die Moral könnte allerdings auch sein: Hast du einen Schatz gefunden, zeige ihn niemandem, denn das wird alle ins Unglück stürzen. Oder auch ganz einfach: Besitz schafft Unglück.
Wer es gerne belehrend mag, ist mit "Die Perle" gut bedient. Auch wenn Heines feinsinniger Humor hier aufgrund der Thematik nicht zum Tragen kommt, ist das Buch – wie von Heine gewohnt – sprachlich gelungen und bietet einfache, melodische und teilweise sehr poetische Sätze, die man als Eltern gerne immer wieder vorliest, so man sich an der über der Geschichte schwebenden Moralkeule nicht stört.
Wer möchte, kann auf der Verlagsseite einen Blick in das Buch werfen.