Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Kristin hat ihren neuen Freund Claus über eine Partnerbörse im Internet kennengelernt. Nach vier Monaten Beziehung beichtet er ihr, dass er sieben Jahre im Gefängnis saß, er hatte seine langjährige Freundin ermordet. Nach dem ersten Schock versucht Kristin zu verstehen und sich darüber klar zu werden, ob sie weiter mit einem verurteilten Mörder zusammen sein kann.
Während der Untertitel noch eine wahre Geschichte anpreist, stellt der Leser fest, dass in der Vorbemerkung darauf hingewiesen wird, das vorliegende Buch erhebe keinen Faktizitätsanspruch, da es nur zum Teil auf wahren Gegebenheiten beruht und typisierte Personen behandelt.
Krimis enden meist damit, dass der Täter gefasst wird. Wie es mit dem Leben der Betroffenen weiter geht, steht nicht mehr im Fokus. "Geliebter Mörder" dagegen befasst sich mit dem Aufarbeitungsprozess, in dem sich Kristin mit der Vergangenheit ihres Freundes auseinandersetzt. In den elf Kapiteln geht es um die Vorgeschichte, die Mutter des Täters, die mit dem Makel, dass ihr Sohn ein Mörder ist, leben muss, die Reaktionen der Freunde, die eigentliche Tat, die Verhandlung, den Gefängnisaufenthalt und schließlich die Auslotung der Möglichkeiten für eine gemeinsame Zukunft.
Sensationslüste und Voyeurismus werden mit diesem Buch nicht bedient. Fast nüchtern berichtet Kristin Ganzwohl von ihren Gedankengängen und den Mitteln, zu denen sie greift, um mit der Situation fertig zu werden.
Da der Leser erst nach und nach erfährt, warum und wie Claus seine ehemalige Lebensgefährtin ermordet hat, wird eine gewisse Spannung aufgebaut. Obwohl Claus bei der Frage nach dem Warum durchaus zu Wort kommt, bleibt er überraschenderweise meist ziemlich blass. Kristin beschönigt seine negativen Seiten kaum, so dass es für den Leser auch nicht wirklich verständlich ist, wieso sie nach dem Geständnis treu zu ihm hält, auch wenn sie immer mal wieder Zweifel hat.
Am Ende ist der Leser zwiegespalten. Einerseits führt das Buch noch einmal deutlich vor Augen, dass jeder Täter nach seiner abgesessenen Strafe ein Recht auf eine zweite Chance hat. Andererseits bleibt das Gefühl zurück, dass Kristin zu schnell Claus' Tat relativiert und das Opfer dabei kaum berücksichtigt. Nichtsdestotrotz regt das Buch zum Nachdenken an.
Fazit: "Geliebter Mörder" ist ein Buch, das fesselt und nachdenklich macht. Der Leser wird dazu gezwungen, darüber nachzudenken, wie es für Täter und Familien nach der Tat und der Haftentlassung weiter geht.
Eine Leseprobe ist auf der
Verlagsseite zu finden.