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Ein Kammerspiel, ein kleiner Film mit zwei faszinierenden Darstellern und ein Rätsel, das sich nicht lösen will. Im Film "Devot" gibt es gerade mal drei Darsteller, von denen einer nur für wenige Momente im Film auftaucht, alles andere beschränkt sich auf Annett Renneberg und Simon Böer, die den Film auch wirklich tragen können.
Ein Mann hält auf einer Brücke und nimmt eine junge Prostituierte mit. Zu Hause angekommen, setzt er das Mädchen unter Druck, konfrontiert sie damit, dass er sicher ist, dass sie keine Prostituierte ist. Sie gibt zu, dass sie das heute zum ersten Mal machen wollte. Als sie daraufhin wieder gehen will, fesselt er sie an einen Stuhl, der genau dafür bereit zu stehen scheint. Im Verlauf des Abends ruft er die Polizei, sie versucht zu fliehen, sie schlafen miteinander, sie versucht sich umzubringen und so einiges anderes passiert, womit eigentlich nicht zu rechnen ist.
Zuviel darf man allerdings nicht über die komplexe Handlung verraten, da der Film sonst viel von seinem Momentum verlieren würde. Zwei Schauspieler spielen zwei Menschen, die sich gegenseitig ständig etwas vorspielen, damit bekommt die Handlung immer mehrere Schichten, die dem Zuschauer nicht immer klar werden, die aber voller Nuancen sind und dazu auffordern, den Film mehr als einmal zu schauen.
"Devot" ist als Psychothriller angekündigt und genau da liegt das Hauptaugenmerk des Regisseurs Igor Zaritzki, auf der Psyche der beiden Figuren, die viele Abgründe enthält. Die Spannung eines Thrillers hingegen gibt es nicht, zumindest nicht im klassischen Sinn, niemand wird gejagt, niemand versucht die Situation radikal zu ändern, es passiert gar nicht so viel. Auch auf klassische Suspense-Effekte wurde größtenteils verzichtet. Und doch kann man den Blick nicht wenden, bleibt man immer dabei, denn die Frage, wie die Persönlichkeiten im nächsten Moment sein erden, beinhaltet ja auch eine Menge Spannung. Der Titel bleibt ein bisschen seltsam, denn letztendlich sind beide Figuren nie wirklich devot. Er beißt und schlägt sie zwar während der Sex-Szene, aber erst auf ihren Wunsch hin, wer ist hier also devot? Eine echte Herrschaftsfrage im Sinne von Masochismus und Sadismus stellt sich eigentlich nicht.
Es gibt ein recht breites Angebot an Extras, auch wenn sich das "Making-Of" als ein kleiner mit Musik unterlegter Blick hinter die Kulissen entpuppt. Auch zu dem Casting-Video und den entfallenen Szenen gibt es keine weiteren Kommentare, die sind halt einfach nur da. Das ausgerechnet von der einen Sex-Szene eine längere Fassung noch mal als Extra da ist, mag sich auf den Verkauf gut auswirken. Allerdings würde diese Szene auch so in den Film gehören, da wurde vermutlich der FSK geopfert.
Insgesamt ein spannender, aber auch verwirrender Film, der trotz einiger Rätsel, die auch nach dem zweiten Schauen noch bleiben, ein intensives Erlebnis ist. Keine hollywoodtaugliche Massenware, ein kleiner harter Film.