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Hundert Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges nutzt auch der UTB-Verlag das Jahr 2014, um sein Standardwerk, die "Enzyklopädie Erster Weltkrieg", in einer erweiterten zweiten Auflage neu herauszugeben.
Das über 1100-seitige Buch ist in vier Bereiche gegliedert. Zunächst werden einige Aspekte des Krieges in unterschiedlich langen Aufsätzen dargestellt, zum Beispiel die Ereignisgeschichte beteiligter Staaten im Krieg, der allgemeine Kriegsverlauf oder gesellschaftliche Entwicklungen beispielsweise von einzelnen Gruppen wie Arbeitern oder Frauen. Der zweite Bereich stellt das fast 700 Seiten starke Lexikon dar, in dem kurze Artikel zu Orten, Personen, Ereignissen und Begriffen versammelt sind.
Im dritten Teil werden unter der Überschrift "Perspektiven der Forschung" verschiedene Forschungsblickwinkel zu diversen Phänomenen des Ersten Weltkrieges behandelt, so zum Beispiel der Bolschewismus, der Kolonialismus, Neutralität oder Lager. Der letzte Abschnitt ist eine kurze Chronik. Im Anhang finden sich noch ein Stichwortverzeichnis, ein Personen- und ein Ortsregister. Außerdem finden sich im Buch zahlreiche Abbildungen und Karten.
Gerhard Hirschfelds, Gerd Krumeichs und Irina Renzs "Enzyklopädie Erster Weltkrieg" ist auch in ihrer zweiten Auflage ihr Geld wert. Es gibt im deutschsprachigen Raum kein zweites Nachschlagewerk zum Ersten Weltkrieg mit dieser breiten und internationalen Perspektive.
Die Darstellungen im ersten Teil des Bandes bieten einen guten Einstieg ins Thema für Studenten und Forschende, die sich zum ersten Mal mit dem Krieg beschäftigen. In den einzelnen Beiträgen wird der Kriegsverlauf aus unterschiedlichen Perspektiven dargestellt, sowohl aus derer beteiligter Staaten und Bündnisse als auch gesellschaftlicher Gruppen. Auch finden sich hier Beiträge zu Entwicklungen beispielsweise in der Propaganda oder der Wirtschaft. Die Auswahl der behandelten Themen musste sicher aus Platzgründen begrenzt werden, allerdings fragt sich der Leser dieses international ausgerichteten Nachschlagewerkes, warum hier nur europäische Staaten und die USA mit einem eigenen Beitrag berücksichtigt wurden. Wären nicht auch das Osmanische Reich, China oder Japan interessant gewesen? Auch die restlichen Aufsätze in dem Abschnitt sind recht europafokussiert. Beispielsweise wäre vor dem Hintergrund des gesteigerten Interesses der deutschen Historiographie an Kolonialgeschichte ein eigener Beitrag zu Soldaten aus den Kolonien passend gewesen.
In den anderen Bereichen des Bandes wird die Breite der Perspektiven auf den Ersten Weltkrieg deutlicher. Der lexikalische Abschnitt bietet zu vielen wichtigen Stichworten kurze und lange Artikel, teilweise mit Bildmaterial und Karten. Querverweise zwischen den Beiträgen helfen alle gewünschten Informationen zu finden. Auch wurde die kulturgeschichtliche Forschung der letzten Jahre mit der Aufnahme einiger neuer Beiträge stärker berücksichtigt.
Auch die Forschungsgeschichte sowie der Stand der Forschung haben einigen Platz in dem Band erhalten. So beschäftigen sich zwei Aufsätze im ersten Abschnitt mit der Forschungsgeschichte sowohl im Westen wie im Osten. Im dritten Abschnitt stellen außerdem elf Aufsätze den Forschungsstand zu einigen Phänomenen der Weltkriegszeit dar, die eine breite Palette an Themen abdecken vom Bolschewismus bis hin zur literarischen Kriegsbewältigung.
Durch die Chronologie am Schluss des Bandes als auch die Register im Anhang ist dieses Handbuch leicht und schnell benutzbar. Durch zahlreiche Literaturangaben zu allen Beiträgen findet der interessierte Leser schnell Hinweise zur weiteren Lektüre.
Insgesamt ist diese zweite Auflage der "Enzyklopädie Erster Weltkrieg" ihr Geld ebenso wert wie die erste. Da der Preis für ein Nachschlagewerk dieser Fülle mit 49,99 Euro recht günstig ist, kann der Kauf nur empfohlen werden.
Eine Leseprobe gibt es auf der Verlagswebsite.