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Ein toter Junge, der offensichtlich gefoltert und missbraucht wurde, wird in Stockholm gefunden, später werden weitere Leichen entdeckt. Bei ihren Ermittlungen, die sich auch auf Pädophilenkreise beziehen, trifft Kommissarin Jeanette Kihlberg auf die Psychologin Sofia Zetterlund, die sich auf schwer traumatisierte Erwachsene und Jugendliche spezialisiert hat. Zu ihren Patientinnen zählt Victoria Bergman, die immer noch unteren ihren grausamen Kindheits- und Jugenderlebnissen leidet. Besteht hier ein Zusammenhang mit den Mordfällen?
Das Autorenduo Erik Axl Sund hat mit "Krähenmädchen" einen brutalen und bedrückenden Thriller vorgelegt, der in vielen kurzen Kapiteln mit Zeitsprüngen und wechselnden Erzählperspektiven der Frage nachgeht, was passiert, wenn aus Opfern Täter werden. Dies wird in mehreren Varianten durchgespielt, nicht nur der Mörder hat eine entsprechende Vergangenheit, auch Patienten der Psychologin Sofia Zetterlund und Opfer, die in extremen Ausnahmesituationen selbst alles Menschliche verlieren.
Die Folterszenen sind brutal, aber nicht detailreicher als in anderen gängigen Thrillern. Was den Leser aber dennoch so mitnimmt, ist die Tatsache, dass Kinder gequält werden, sowie die Häufung an Missbrauchsfällen in jeglicher Variation. Väter, die ihre Kinder missbrauchen, Kindersoldaten, die von Erwachsenen zum Morden verführt werden, und Opfer, die aus Selbstschutz und Überlebenswillen mit größter Brutalität mit dem Täter kooperieren - immer begleitet durch den Selbsthass und die Hilflosigkeit der Opfer.
Die beiden weiblichen Hauptfiguren Kihlberg und Zetterlund haben auch privat mit einigen Problemen zu kämpfen. Kihlbergs Ehemann steht nach jahrelanger Erfolgslosigkeit als Künstler endlich kurz vor dem Durchbruch und entfernt sich immer mehr von seiner Familie. Umso glücklicher ist die Kommissarin, dass sie in Sofia Zetterlund, die eine gescheiterte Beziehung zu verarbeiten hat, anscheinend eine Freundin gefunden hat.
Bereits zu Beginn werden wichtige Informationen zum Täter geliefert, die den Täterkreis deutlich einengen. Dennoch schaffen die Autoren es, den Leser am Ende zu überraschen, auch wenn noch einige Fragen zur Motivation und zum Antrieb des Mörders offen bleiben.
Die Reihe ist auf drei Teile ausgelegt, die kurz nacheinander noch dieses Jahr erscheinen werden. So ist es dann auch wenig überraschend, dass das erste Buch mit einem Cliffhanger endet, wobei der Leser sich bereits das Schlimmste ausmalen kann und der Kommissarin gegenüber dank der Kenntnisse über den Mörder deutlich im Vorteil ist.
Fazit: "Krähenmädchen" ist der packende erste Teil einer Trilogie, die dank der bedrückenden Thematik nicht jedem Leser liegen wird. Es bleibt abzuwarten, wie die Autoren die Handlung über die beiden folgenden Bücher weiterentwickeln und den Spannungsbogen halten wollen.
Eine Leseprobe ist auf der Verlagsseite zu finden.