Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Nicolas Eichborn, Ermittler beim BKA, wurde bei einem Einsatz im Jemen schwer verletzt und stand kurz vor dem Tod. Jetzt ist er wieder zurück im Berufsleben und ermittelt zusammen mit seiner neuen Kollegin Helen Wagner in einer Mordserie. In mehreren deutschen Städten werden junge Frauen brutal ermordet, alles deutet auf den gleichen Täter hin. Einige der Opfer waren Mitglieder der Organisation "New Horizon", die ihren Kunden Leistungssteigerung verspricht. Sobald Eichborn und Wager hinter die Kulissen dieser sektenähnlichen Gesellschaft gucken, stellen sie fest, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht. "New Horizon" scheint mit Bewusstseinskontrolle zu arbeiten und seine Mitglieder einer Gehirnwäsche zu unterziehen.
Zwar beginnt "Das Programm" wie ein üblicher Serienkiller-Thriller, in dem anscheinend ein Psychopath seine Opfer immer grausamer umbringt, aber schnell wandelt sich der Roman, die Handlung wird komplexer und überraschender, so dass sich das Buch von der breiten Masse abhebt. Interessanterweise wird im Nachwort erklärt, dass die Idee zu diesem Buch nicht der reinen Fiktion des Autors entspringt, sondern historische Hintergründe hat. Die CIA veröffentlichte vor vierzig Jahren Informationen über ein geheimes Forschungsprojekt, das während des Kalten Kriegs bis in die 70er-Jahre lief, an ahnungslosen Testpersonen durchgeführt wurde und zum Ziel hatte, ein Wahrheitsserum zu entwickeln, das in Verhören bei Spionen verwendet werden sollte. Weiterhin wurden die Möglichkeiten der Gedankenkontrollen erforscht, unter anderem in der Hoffnung, fremde Machthaber mit solchen Techniken beeinflussen zu können. Weitere Hintergrundinformationen hierzu finden sich auf der Homepage des Autors V.S. Gerling.
Da es den üblichen Serienmörder in der Literatur mittlerweile wie Sand am Meer gibt, kann dieser den Leser kaum noch schocken. Umso erschreckender ist dagegen der Gedanke, dass ahnungslose Testpersonen mittels Gehirnwäsche zu Zombies gemacht werden und im schlimmsten Fall nur eine leere menschliche Hülle übrig bleibt. Das Wissen um solche Versuche, die tatsächlich durch Behörden durchgeführt wurden, verstärkt dieses Grauen.
Großartig ist das Ermittlerduo, allen voran Nicolas Eichborn, der durch seine treffsicheren sarkastischen und ironischen Kommentare, die nie wirklich bösartig sind, für beste Unterhaltung sorgt und den Leser sofort auf seine Seite zieht. Der Großteil der Handlung wird aus seiner Sicht erzählt. Eichborn neigt zu unkonventionellen Ermittlungsmethoden, die ihn immer wieder in Konflikte mit seinen Vorgesetzten bringen. Mit Eichborns experimentierfreudiger Auslegung von Recht und Gerechtigkeit außerhalb des Rechtssystems schießt der Autor allerdings gerade zum Ende hin etwas über das Ziel hinaus.
Drei weitere Fälle mit Nicolas Eichborn sind bereits in Planung, wie der Homepage des Autors entnommen werden kann.
Fazit: "Das Programm" ist ein brisanter Thriller mit einem beunruhigenden Thema, das leider keine reine Fiktion darstellt. Ermittler Nicolas Eichborn erweist mit seiner spitzen Zunge als eines der Highlights des Buchs.